Volksaktie
«Jetzt geht es um alles»: St.Galler Hotellerie und Gastronomie springen Olma-Messen zur Seite

Die Olma-Messen brauchen dringend Geld. Der Rettungsplan ist umstritten in der Politik. Unterstützung erfährt die Ostschweizer Institution nun von der Hotellerie und Gastronomie sowie von der Ortsbürgergemeinde St.Gallen.

Renato Schatz
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Überlebt die Olma und mit ihr auch das Säulirennen?

Überlebt die Olma und mit ihr auch das Säulirennen?

Bild: Raphael Rohner

Vor gut einem Monat haben die Olma-Messen publik gemacht, wie sie ihre finanziellen Probleme zu beseitigen gedenken: mit der Änderung der Rechtsform von einer Genossenschaft zu einer Aktiengesellschaft sowie der Umwandlung der Darlehen von Kanton und Stadt – je 8,4 Millionen Franken – in Eigenkapital.

Die Politik muss dieser Umwandlung allerdings erst zustimmen. Das dürfte sie kaum mir nichts, dir nichts tun. Denn die Pläne der Olma-Messen sorgen für gemischte Gefühle, wie eine Umfrage jüngst zeigte. Thomas Schwager, Kantonsrat der Grünen, sagte etwa: «Wer halbwegs bei Trost ist, lässt die Finger davon.» Vorbehalte hört man hüben wie drüben, von links bis rechts. Das Stadtparlament behandelt die Vorlage im November oder Dezember, das Kantonsparlament in der November- und Februarsession.

Die Rede ist von «hoher Dringlichkeit»

Nun erhalten die Olma-Messen aber Unterstützung von Hotellerie und Gastronomie. Hotellerie Suisse Region Ostschweiz, St.Gallen-Bodensee Tourismus, Regio Appenzell AR-St.Gallen-Bodensee, der Tarifverbund Ostwind, Gastro Stadt St.Gallen, Pro City St.Gallen sowie Gewerbe Stadt St.Gallen verschickten am Donnerstagmorgen eine gemeinsame Medienmitteilung. Der Titel: «Wir brauchen die Olma und die Olma braucht uns.» Im allerersten Satz heisst es dann dramatisch: «Jetzt geht es um alles.»

Man appelliere an die Politik, namentlich ans St.Galler Stadtparlament, «das Darlehen der Olma-Messen in Eigenkapital umzuwandeln». Die Rede ist von «hoher Dringlichkeit». Die Verbände machten die Einnahmeausfälle der Pandemie geltend, schreiben von einer «unverschuldeten und unerwarteten Situation». Die Hotel- und Gastronomiebetriebe, die von den Events auf dem Olma-Gelände profitierten, spürten die finanziellen Einbrüche «mit voller Wucht».

So denn wird der Schluss gezogen: «St.Gallen ohne Olma-Messen ist aus einer wirtschaftlichen Perspektive nicht vorstellbar.» Die Zahlen dazu liefert die Medienmitteilung gleich auch noch mit, eine Studie der Universität St.Gallen zeige nämlich: «Über 1000 Arbeitsplätze und regionalwirtschaftliche Effekte von rund 141 Millionen Franken stehen allein in der Stadt und Agglo St.Gallen in Abhängigkeit der Aktivitäten der Olma-Messen.»

Das Schreiben nimmt aber nicht nur die Politik in die Pflicht. Der Gewerbeverband fordert seine Mitglieder sogar aktiv auf, das Vorhaben der Olma-Messen zu unterstützen, «beispielsweise mit dem Kauf von Aktien».

Ortsbürgergemeinde verdoppelt Anteile

20 Millionen Franken sollen mit der Zeichnung dieser Aktien eingenommen werden. Von einem «ambitionierten Ziel» sprach unlängst selbst Thomas Scheitlin, Verwaltungsratspräsident der Olma-Messen, zumal der Kaufpreis einer Aktie von 1100 Franken vergleichsweise hoch ist für Privatpersonen. Kommt hinzu, dass der Kanton Thurgau bereits klarmachte, seinen Anteil an den Olma-Messen nicht erhöhen zu wollen.

Dies tut nun aber die Ortsbürgergemeinde St.Gallen, auch sie veröffentlichte am Donnerstagvormittag ein Communiqué. Darin heisst es, der Bürgerrat habe entschieden, die Olma-Messen durch eine Verdoppelung der Beteiligung von 24'000 auf 50'000 Franken zu unterstützen. Und damit zur «Sicherung und Weiterentwicklung der Olma Messen beizutragen».