Die Stadt pflegt ihr reiches historisches Erbe: Mit dem kantonalen Amt für Archäologie hat sie einen historischen Entdeckungsrundgang ums Schloss angelegt.
Neuerdings machen Hinweistafeln an den Ortseingängen darauf aufmerksam: Arbon präsentiert sich als Kultur- und Museumsstadt. Die Geschichte der Stadt sei über lange Zeit, von den Pfahlbauern der Steinzeit über die Römer bis zur Industrialisierung, dokumentiert, sagt Stadtpräsident Domininik Diezi. Darum sei es naheliegend, «das historische Erbe ins rechte Licht zu rücken». Ein Hotspot sei das heutige Schloss mit seiner Umgebung. Der am Montag eingeweihte historische Entdeckungsrundgang lädt dazu ein, sich auf die Spuren von 2000 Jahren Geschichte zu begeben. Das hat sich so angeboten, weil man im Zuge der Sanierung der Schlossmauer und der Arealumgebung auf neue Funde gestossen ist: so – wie vermutet - auf ein weiteres Teilstück des römischen Kastells.
Wie ein Puzzle fügt sich nun das Bild der mächtigen Wehranlage zusammen, die zum Schutz der an den Bodensee und den Rhein zurückgenommenen Grenze gegen Ende des 3. Jahrhunderts erstellt wurde. Erst 1957 konnte der Standort des Kastells überhaupt lokalisiert werden. Teile der Originalsubstanz hat das Amt für Archäologie freigelegt. Zum Vorschein gekommen ist die Kastellmauer in diesem Bereich erst, als das Terrain beim Burgturm zur Schlossmauer hin abgesenkt wurde, um den Druck auf diese zu reduzieren. Aus dieser Mauer hatten sich Steine gelöst. Dies löste dann ein umfassendes Sanierungskonzept aus. Umgesetzt wurde es in Etappen seit 2017. Involviert war neben dem Amt für Archäologie auch die Denkmalpflege.
Die Arbeiten förderten durch Zufall weitere Überaschungen zutage. Das Wurzelwerk der stattlichen Linde zum Marktplatz hin hatte dort im Eck die Mauer des «Kanzeli» beschädigt. Darum musste sie gefällt werden. Zum Vorschein kamen Reste eines Rundturms, dessen erhaltene Teile restauriert worden sind. «Wir haben sie zudem aufgemauert und den Turm teilweise rekonstruiert», erklärt Archäologin Iris Hutter. Angedeutet auf dem Trottoir ist die Fortsetzung der Stadtmauer beim ehemaligen Untertor. Alt Stadtrat Peter Gubser, in dessen Amtszeit die Sanierung mit dem Lead des Amtes für Archäologie vorangebracht worden ist, spricht von einem Prunkstück. Das Tüpfelchen auf dem i sei jetzt noch der Rundweg ums Schlossgeviert, der einen Teil der Geschichte an acht Stationen mit Informationstafeln erlebbar macht. Eine weitere Schlaufe mit industriegeschichtlichem Hindergrund könnte er sich dereinst durch das ehemalige Saurer Werk 1 vorstellen.
Initiiert hat die Idee eines historischen Weges Architekt Kurt Sonderegger. Die nicht mehr sichtbaren Kastelltürme sind durch eine Metallplatte auf dem Boden angedeutet. Auf der Nordseite führt ein Treppenabgang zum Schlossgraben. Sonderegger zufolge sind bei den zwei Jahre dauernden Arbeiten 410 Tonnen Bollen- und Sandsteine verbaut sowie 205 Tonnen Mörtel gemischt und in die Fugen gestopft worden. Das ganze Projekt kostete 1,8 Millionen Franken. Knapp die Hälfte trägt der Kanton.
Das römische Kastell erstreckte sich bis zur Galluskapelle. Bei der Heizungssanierung der Martinskirche entdeckte man unter dem Boden Reste eines römischen Bades. Der Schlossgraben wurde erst päter ausgehoben. Der heute noch bestehende Burgturm wurde um 1200 gebaut. Vergleichsweise jung ist der im 16. Jahrhundert erstellte Osttrakt des Schlosses.