Schliessung der Kreuzlinger Hirschenpost: Die Post hält den Kopf hin

Im Sommer geht die Hirschenpost zu und öffnet neu als Partnerfiliale in der Migros im Ceha. Die Verantwortlichen stellten sich am Dienstag der Kritik der Bürger und enttäuschten Kunden.

Urs Brüschweiler
Drucken
Christian Gerhardt und René Wildhaber von der Post diskutieren im Rathaus mit den Interessierten. (Bild: Urs Brüschweiler)

Christian Gerhardt und René Wildhaber von der Post diskutieren im Rathaus mit den Interessierten. (Bild: Urs Brüschweiler)

Tapfer gemetzget haben sie sich. Die Vertreter der Post hatten nicht erwartet, dass sie mit Lob überhäuft werden. Sie mussten dann am Dienstagabend auch einstecken. Rund 35 enttäuschte Postkunden waren ins Rathaus zum «Dialoganlass» gekommen und zögerten auch nicht, ihren Frust bei den Herren in den gelben Hemden abzuladen.

Umzug ins Ceha - neu eine Filiale mit Partner

Im Dezember hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass die Poststelle am Hirschenplatz geschlossen und durch eine Filiale mit Partner in der Migros im Einkaufszentrum Ceha ersetzt wird. Am 11. beziehungsweise 13. Juni wird die Umstellung erfolgen.

Eine Strategie zur Kostensenkung

Stadtpräsident Thomas Niederberger einleitend und danach René Wildhaber, Leiter Region St.Gallen-Appenzell, legten dar, wie sich die Post im Laufe der Zeit verändert habe und sie dies auch weiterhin tun müsse. Erstaunlich offen berichtete Wildhaber in welch schwierigem Umfeld sich das Unternehmen in Staatsbesitz behaupten müsse, Digitalisierung, gesellschaftlicher Wandel und Marktdruck führten dazu, dass die Kosten gesenkt werden müssten, auch mit einer Verkleinerung des Filialnetzes.

Die Hirschenpost an der Hauptstrasse. (Bild: Martina Eggenberger Lenz)

Die Hirschenpost an der Hauptstrasse. (Bild: Martina Eggenberger Lenz)

Kreuzlingen behält zwei Poststellen

Die Nutzung der Poststelle «Kreuzlingen 2 Hirschenplatz» sei in allen Bereichen rückläufig, 28 Prozent weniger Einzahlungen und 13 Prozent weniger Briefe seit 2010. Die Hauptpost sowie die Ziil-Post seien in akzeptabler Nähe und für diese gäbe es auch keine Schliessungspläne.

Poststellen in Kreuzlingen

Christian Gerhardt, Spezialist für Netzentwicklung, warb für das bereits zigfach bewährte Modell mit einem Partner. Das Dienstleistungsangebot in der Migros sei praktisch dasselbe, aber mit längeren Öffnungszeiten.

Bareinzahlungen gehen nicht in der Migros

Als die Reihe an den Besuchern war, wurde dem Gesagten vehement widersprochen. Dass es kein Postfachangebot mehr gibt und dass man keine Einzahlungen mit Bargeld mehr machen kann, wurde am meisten bemängelt. «Die Post ist dann gestorben für mich», meinte ein erboster Unternehmer, der dieses Angebot heute regelmässig nutzt.

«Ich würde am liebsten weinen. Ihr müsst doch auch uns Alte denken.»

75-jährige Postkundin aus Kreuzlingen

Nicht so recht trauen wollten die Postkunden der neuen Lösung. «Die Wartezeiten in der Hirschenpost waren angenehm.» Ob die Migros-Angestellten dann immer gleich Zeit haben, den Postschalter zu bedienen, zogen einige in Zweifel. Vertreter der Migros Ostschweiz waren ebenfalls vor Ort. «Diese Bedürfnisse sind uns bekannt. Das Personal wird alles daran setzen, den gewünschten Service zu bieten», sagte Livio D’Intino.

Mitarbeiter haben Angebote erhalten

Die heutigen Mitarbeiter der Hirschenpost – es sind derzeit 180 Stellenprozent zugeteilt – hätten alle ein gutes Angebot zu den selben Konditionen in der Region erhalten, versicherten die Postvertreter auf entsprechende Vorhaltungen.

Veränderungen sind schwierig und emotional

«Das hier ist kein Dialog. Es ist ja alles schon entschieden», monierte eine aufgebrachte Kreuzlingerin. Das sei in der Tat so: «Der Entscheid ist so gefällt worden. Der Zeitpunkt für eine solche Veranstaltung ist aber immer der falsche», entgegnete René Wildhaber. «Der Wunsch, dass alles so bleibt, wie es ist, bleibt ein Wunsch.»