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Der Thurgauer Hürdenläufer und Arzt sprach an der Bundesfeier in Märwil von seinem Antrieb im Leben. Zuvor präsentierte er bereits seinen Sport in Egnach und hielt eine Festrede im Zürcherischen Elgg.
Trotz seiner Sprinterqualitäten bewies Kariem Hussein am gestrigen Nationalfeiertag in erster Linie Ausdauer. Der Hürdenläufer war gleich an drei Orten zu Gast. Am Morgen war er als Festredner im Zürcherischen Elgg engagiert, am Nachmittag gab er ein Probetraining für Kinder an der Bundesfeier in Egnach und am Abend stand für ihn in Märwil eine zweite Festrede auf dem Programm.
Er hat Lust auf die Auftritte am Nationalfeiertag – sonst würde er sie nicht machen, wie er in seiner Rede in Märwil erklärt. «Ich habe mit 20 Jahren mein Medizinstudium begonnen, im gleichen Jahr auch mit der Leichtathletik. Warum? Weil ich Lust darauf hatte», sagt Hussein in seiner Rede vor rund 200 Gästen.
Es sei wichtig im Leben, das zu tun, was einem Erfüllung bringe, betont der 30-jährige Arzt und fährt weiter mit einer Aussage, die aufhorchen lässt. «Für viele Menschen ist Gesundheit das Wichtigste im Leben. Zugegeben, sie hilft – wie mir beispielsweise im Wettkampf – und macht alles etwas einfacher. Aber ich strebe als allererstes nach Erfüllung.» Nach Gesundheit zu streben sei nicht sinnvoll.
«Gesundheit ist eine positive Begleiterscheinung, wenn man ein erfülltes Leben führt.»
Seine ganze Rede widmet Hussein dem Lustprinzip, der Freude an der Sache. Aufs dünne Eis der Themen Politik oder Religion wolle er sich nicht begeben. Auch nicht über Frauenquoten, gesellschaftliche Missstände oder den Klimawandel sprechen. «Als muslimischer Mann bin ich bei diesen Themen für viele ohnehin nicht glaubwürdig. Aber ich bin ja Arzt, und einem Arzt wiederum muss man alles glauben», sagt er und grinst. Lacher im Publikum.
Hussein spricht locker, bindet das Publikum mit ein, fordert es auf, sich ebenfalls die Frage zu stellen, was im Leben denn wirklich Freude bereite.
«Solange ich sagen kann, mir macht meine Tätigkeit Freude, gehöre ich zu den privilegierten Menschen»
sagt er. Er sei sehr dankbar, in einem Land zu leben, wo er das tun könne, was ihn erfülle. Dankbarkeit sei ohnehin ein wichtiger Wert in der Gesellschaft. «Sie lässt mich am Boden haften und das Glas halb voll statt halb leer sehen.»