Glosse
Kabarett auf dem Dorf

Mosttröpfli: Der traditionelle Schwank an den Abendunterhaltungen kann abdanken. Das politische Leben in den Dörfern ist unterdessen viel unterhaltsamer, als es eine Komödie je sein kann.

Christian Kamm
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Eine Theateraufführung gehört traditionell zu einer Abendunterhaltung.

Eine Theateraufführung gehört traditionell zu einer Abendunterhaltung.

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Wer noch nicht damit begonnen hat, sich Sorgen um die traditionellen Abendunterhaltungen in den Thurgauer Gemeinden zu machen – jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dafür. Vor allem um die Komödien mit Laienschauspielern, die bei solchen Gelegenheiten auf der Bühne von Mehrzweckhallen aufgeführt werden, steht es schlimm. Denn die Realität da draussen in den Gemeinden ist längst viel skurriler als es ein bloss erfundener Schwank je sein könnte. Es lebe die Realsatire!

Da gibt es zum Beispiel dieses Dorf im Mittelthurgau, das schon in der Vergangenheit immer wieder politisches Kabarett vom Feinsten geboten hat. Und nun sollen sich auch noch die Gemeindepräsidentin und ihr Gemeindeschreiber ineinander verguckt haben. Keine Panik. Immerhin böte es genug Stoff für einen Schwank in mindestens sechs Akten. Bloss nicht! Die Realität ist eh nicht zu toppen. Und so harren auch wir gebannt der Dinge, die da kommen mögen. Es bleibt auf jeden Fall spannend. Und wird sicher lustig.

Womöglich noch lustiger als die Geschichte des Polit-Komikers aus einem Oberthurgauer Dorf mit Doppelnamen. Dessen Kandidatur für das Gemeindepräsidium war offenbar mit eklatanten Reflexionsdefiziten gesegnet. Jedenfalls trat der Kandidat von seiner Kandidatur wieder zurück. Um darauf dann doch wieder zu kandidieren. Und, man höre und staune, sogar gewählt zu werden.

Es folgte, was in einer peinlichen Komödie immer passieren muss: Nach der Wahl ist vor dem Rücktritt – in diesem Fall verging nur ein halbes Jahr. Und nun? Als mittelmässige Komödienschreiber würden wir das Ganze jetzt mit einem Rücktritt vom Rücktritt garnieren. Das brächte nochmals richtig Leben in die Bude. Aber halt, den Beteiligten fällt garantiert etwas Besseres ein. Für einmal soll also gelten: Das Ende muss offen bleiben.