Der Quellenhof in Bad Ragaz präsentiert sich nach dem Umbau in neuem Glanz. Kostenpunkt: 45 Millionen Franken. Das Luxushotel feiert nach fünf Monaten nicht nur Wiedereröffnung mit Klimaanlage und neuen Restaurants, sondern auch Geburtstag.
Der Bub geht voraus. Sein Vater schlurft in Flip Flops und kurzen Hosen über den Marmor. Dahinter gehen die drei Töchter in Blümchenkleidern und die Mutter ganz in Schwarz. Der Nikab lässt nur ihre Augen frei. Etwas versetzt passiert eine weitere Frau die Lobby des Quellenhofs. Sie trägt eine Art Haube, T-Shirt zu weiter Hose und eine Tasche. Der CEO des Grand Resort Bad Ragaz, Patrick Vogler, dürfte Familien wie diese meinen, wenn er zwei Stockwerke weiter oben durch die King Suite führt. Wer für das Kindermädchen ein Annexzimmer mit miete, sei schnell bei 11000 Franken pro Nacht.
Vogler hat am Mittwoch Journalisten den frisch renovierten Quellenhof gezeigt. Am 1. Juli wurde das Hotel nach fünf Monaten Umbauzeit wieder eröffnet. Die neue King Suite sei «ein absolutes Juwel» – 270 Quadratmeter mit Balkonen, Dampfdusche, Ankleidezimmer, Küche und Töggelikasten aus Kristall. Die Möbel: massgefertigt. Innendesigner Claudio Carbone aus Wolfhalden, der die Renovation betreute, sagt:
«In diesem Segment wollen die Kunden Einzigartigkeit.»
Er zeigt auf das Fischgrätenparkett: «Wir setzen auf Nachhaltigkeit. Nichts aus Amerika, nichts aus China, sondern Schweizer Nussbaum.»
In den Matratzen ist die Luft steuerbar, bei Stammgästen merkt sich das Hotel den Härtegrad. Kein Wort dazu, wer das ist. Manchmal sickern Namen durch: Justin Bieber war schon hier. Besucher des World Economic Forum in Davos nächtigen hier – eine Herausforderung für die Kantonspolizei, die sie schützt. Gäste aus dem arabischen Raum und aus Russland sind für den Quellenhof wichtiger geworden, Schweizer machen 40 Prozent der Gäste aus, Deutsche 20 Prozent, heisst es. Das Ziel pro Jahr: insgesamt 100000 Übernachtungen.
Der Umbau des 5-Sterne-Hotels hat 45 Millionen Franken gekostet, 400000 Franken pro Arbeitstag. Zum Ergebnis sagen Patrick Vogler und Marco Zanolari, General Manager Grand Resort: «Wir haben die alte Dame wachgeküsst.» Sie feiert in diesen Tagen nicht nur Wiedereröffnung, sondern auch ihren 150. Geburtstag. Seit der Quellenhof am 10. Juli 1869 seine Türen öffnete, ist viel Wasser aus der Taminaquelle in die Therme geflossen.
Das Wasser ist ein wiederkehrendes Motiv – auf den blauen Teppichböden der Junior Suites mit ihren wellenartigen Schnörkeln und bei den «Bubbles» im Treppenhaus. Der 16 Meter hohe Kronleuchter ist das «absolute Highlight» von Hotelchef Zanolari. Die 2500 Kugeln aus blauem und weissem Glas wurden in Tschechien handgefertigt. Sie blinken. Für die Weihnachtsdekoration scheint damit bereits gesorgt. «Du grünst nicht nur zur Sommerzeit», können Gäste vor der «lebenden Wand» im Foyer anstimmen. Die Pflanzen sind echt, darauf in Gold der Schriftzug: «Verve», das neue «Health- and Lifestyle-Restaurant» von Sven Wassmer. Neu ist auch der Weinkeller aus Glas in der Lobby – überirdisch, aber gut gekühlt. So wie das gesamte Hotel. Der Einbau einer Klimaanlage war ein grosser Posten im Umbaubudget.
Der Quellenhof ist kühler und heller geworden. Aber nicht weniger opulent: Es glitzert und blinkt von Wänden und Regalen. Eine passende Kulisse für drei ergraute Männer in Veston, die in der Lobby über Geschäfte reden. Die beiden Frauen in Frotteefinken und Bademänteln aus dem Spa-Bereich hingegen verschwinden lieber schnell im nächsten Aufzug.
Am Sonntag, 14. Juli, bietet das Grand Resort kostenlose Führungen durch den Quellenhof an: www.resortragaz.ch