Mosttröpfli: Die Bundesratswahl und die Budgetdebatte im Thurgauer Kantonsparlament finden gleichzeitig statt. Grossratspräsident Turi Schallenberg und seine Ratsglocke sind gefordert.
Es war das einzige Mal im ganzen Jahr, dass der Fernsehwagen zwecks Live-Übertragung ins Schulzimmer gerollt wurde: Am Mittwochmorgen, wenn das Parlament den Bundesrat wählte, stand School Viewing auf dem Stundenplan. Der Fernseher war sonst nur zugegen, um ein Video über Schloss Versailles und die Prunksucht des Sonnenkönigs abzuspielen. Nach der Roratemesse wirkte das freilich wie ein Schlafmittel.
Ob Grossratspräsident Turi Schallenberg am 5. Dezember im Rathaus Weinfelden die Leinwand aufrollt, ist unwahrscheinlich. Obschon sich ausgerechnet am Polit-Höhepunkt der Grosse Rat zur Budgetsitzung treffen muss. Wenn die Schweiz bei der Auszählung der Stimmen mitfiebert wie bei einem Fussballmatch der Nati, haben sich unsere Kantonsräte über das Budget zu beugen. Eine Vertagung ist keine Option. Sonst müsste der Thurgau einen Shutdown gewärtigen, wie er aus den USA bekannt ist.
Schallenberg und seine Ratsglocke sind gefordert, die Aufmerksamkeit auf die Kantonsgeschäfte zu lenken. Weg von den Smartphones, mit denen das Bundesratsrennen verfolgt werden kann. Diese beiseite zu lassen, dürfte den CVP- und FDP-Kantonsräten besonders schwerfallen, geht es doch um ihre Magistraten.
Getreu dem sozialdemokratischen Motto «Für alle statt für wenige», könnte Schallenberg die Smartphones aller einziehen. Doch Ungewissheit sorgt bekanntlich für Unruhe. So hilft nur eines: Die Bundesratswahl muss zügig über die Bühne gehen, damit die Thurgauer Kantonsräte wieder über die Bücher gehen können.