Trotz Absage und Rücktritt: Die Fahrerinnen des Sirnacher Kunstrad-Vierers bleiben aktiv

Der Weltmeister-Vierer des RV Sirnach ist trotz Rücktritt noch immer aktiv. Im vergangenen Jahr gewann er sogar zum zweiten Mal mit dem RV Rheineck den Schweizer Meistertitel im Sechser.

Urs Nobel
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Noch vor der Coronakrise aufgenommen: Die Weltmeisterinnen Jennifer Schmid, Céline Burlet, Melanie Schmid und Flavia Zuber posieren auf ihren Kunsträdern in Kopenhagen.

Noch vor der Coronakrise aufgenommen: Die Weltmeisterinnen Jennifer Schmid, Céline Burlet, Melanie Schmid und Flavia Zuber posieren auf ihren Kunsträdern in Kopenhagen.

(Bild: ZVG)

Es ist ziemlich genau ein Jahr her, da präsentierte der RV-Sirnach-Vierer ein letztes Mal seine Wettkampfkür vor Publikum. Dies am Trickcycling Masters, welches im Rahmen des traditionellen Frühlingsturniers des Vereins durchgeführt wurde.

Melanie Schmid

Melanie Schmid

(Bild: ZVG)

Ein Auftritt des zweifachen Weltmeisters war auch an diesem Wochenende geplant. Nicht etwa im Rahmen eines Wettkampfs, sondern als Showeinlage mit Livemusik. «Im Anschluss hätten wir das Trickcycling, an dem sich bereits einige Welt- und Europameister sowie Landesmeister angemeldet hatten, selber moderiert», sagt Melanie Schmid, die auch nach dem Rücktritt vom Spitzensport noch immer mit ihrer Schwester Jennifer, Flavia Zuber sowie Céline Burlet einmal die Woche gemeinsam trainiert – normalerweise.

Früh für Absage entschieden

Bereits eine Woche bevor der Bundesrat sämtliche Sportanlässe untersagte, hatten sich die vier Frauen entschieden, das Trickcycling Masters 2020 abzusagen. Dazumal bestand zwar noch Hoffnung, wenigstens das Frühlingsturnier durchführen zu können. «Die Menschenansammlung im Verlauf des Frühlingsturniers hätte sich in weit kleinerem Rahmen als am Trickcycling Masters bewegt», begründete Melanie Schmid damals diese Hoffnung auf Durchführung. Doch auch dies hat sich unterdessen zerschlagen, wie auch das wöchentliche gemeinsame Training des Vierers und des gesamten Vereins. «Auch die Durchführung der Weltmeisterschaft in Basel im Mai steht auf sehr wackligen Beinen.»

So bleibt im Moment nur ein Rückblick auf ein Jahr nach dem letzten Wettkampf, das der Sirnacher Vierer, der sich seither «CYCLINGformation» nennt, einem Ziel untergeordnet hat: den Bekanntheitsgrad des Kunstradfahrens zu vergrössern. «CYCLINGformation» machte dies, indem es sich hauptsächlich für Showauftritte an grösseren Veranstaltungen von Firmen, Institutionen und dergleichen verpflichten liess. Werbung für derartige Auftritte machte das vierblättrige Kleeblatt allesamt selber. Jede der vier Frauen verfügt über Fähigkeiten dafür, die zusammen ein Ganzes ergeben.

Profis sind sie indes nicht, von diesen Auftritten können sie auch nicht leben. Melanie Schmid arbeitet in einem 100-Prozent-Pensum als Projektingenieurin. Jennifer Schmid hat Konstrukteurin gelernt und ist aktuell Studentin Maschinentechnik/Innovation. Auch Céline Burlet arbeitet Vollzeit. Ihr Beruf: Operative Buyer Washroom Services. Burlet ist des Weiteren auch Präsidentin des RV Sirnach. Flavia Zuber ist Laborantin. Berufsbegleitend studiert sie als naturwissenschaftliche Labortechnikerin HF.

All diese Berufe hielten und halten die vier ehemaligen Weltmeisterinnen nicht davon ab, den eigenen Nachwuchs zu trainieren und auch – meist im Fernstudium zwar – den hoffnungsvollen Vierer-Nachwuchs aus Rheineck zu unterstützen. 2018 taten sich diese beiden Teams kurzfristig zusammen, weil bezüglich der Verletzung von Flavia Zuber ungewiss war, ob die Sirnacherinnen überhaupt an der WM in Hongkong würden starten können. Weil in jener ungewissen Phase gleichzeitig die Schweizer Meisterschaften stattfanden, nahmen die beiden Teams zum Plausch als Sechser teil und siegten völlig unerwartet. Im vergangenen Jahr trat dasselbe Team nochmals an der Schweizer Meisterschaft an. Völlig entspannt und ohne Ambitionen. Aber auch im 2019 setzte es erneut einen Schweizer-Meister-Titel ab.

Die Sirnacherinnen können es also immer noch: trotz reduziertem Training, trotz hundertprozentiger Arbeitstätigkeit, trotz Showauftritten, die wenig mit einem richtigen Wettkampf zu tun haben. Diesen Beweis hätten die vier Frauen nur zu gerne am kommenden Wochenende am Trickcycling Masters abgeliefert. Gegen das Coronavirus fanden sie jedoch kein Siegesrezept.