Pfyn will den Winterdienst von Streusalz auf Sole umstellen

Steckborn und Märstetten machen es vor: Salzen geht auch in flüssiger Form. Allerdings verlangt der Wechsel auf Sole Investitionen. Die Pfyner Stimmbürger entscheiden am 28. November darüber.

Stefan Hilzinger
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Gemeinderat Roger Knuchel zwischen Salz und Streuer im Werkhof. (Bild: Stefan Hilzinger)

Gemeinderat Roger Knuchel zwischen Salz und Streuer im Werkhof. (Bild: Stefan Hilzinger)

Der Winterdienst in Pfyn ist alte Schule. Das Salz lagert in 50-Kilo-Säcken auf Euro-Paletten. Wenn’s denn schneit und friert, wird das Salz mit Muskelkraft in den Streuer geleert und auf den Strassen und Trottoirs ausgebracht. Bisher jedenfalls hielten der Pfyner Werkhofchef Willy Grünenfelder und sein Kollege vom Winterdienst in Dettighofen dies so.

Doch im Winter in einem Jahr könnte die Schlepperei der Vergangenheit angehören. Der Gemeinderat schlägt vor, von Trockensalz auf Sole umzustellen, einer wässrigen Lösung aus der Salzgewinnung.

Die Rechnungsprüfungskommission regte Aan.

Werkhofchef Grünenfelder hatte den Vorschlag eingebracht, ein Salzsilo anzuschaffen, um das Befüllen der Streuer zu vereinfachen. Der Gemeinderat hat die Idee weitergesponnen und ist schliesslich auf die Lösung mit der Lösung gekommen. «Die Anregung, eine Umstellung auf Sole zu prüfen, ist aus der Rechnungsprüfungskommission gekommen», sagt der zuständige Gemeinderat Roger Knuchel.

Der Gemeinderat beantragt nun dem Stimmvolk, einen Soletank anzuschaffen und die Traktoren umzurüsten. Rund 90'000 Franken soll die Sache kosten, so steht es in der Botschaft zur Budgetversammlung in einer Woche.

Vorteile für Umwelt und die Gemeindekasse

«Das ist nicht wenig», räumt Knuchel ein. Doch Sole statt Salz bringe einige Vorteile: «Wir rechnen damit, den Salzverbrauch um rund einen Drittel senken zu können.» Das komme der Umwelt und der Gemeindekasse zugute. Sole könne vor kritischen Nächten schon am Vorabend ausgebracht werden. Es wirke schneller als Trockensalz.

Die salzige Flüssigkeit wird mit speziellen Sprühbalken ausgebracht. Die Sprühbreite von vier bis fünf Metern genüge für Gemeinde- und Quartierstrassen. Werkhofchef Grünenfelder hofft dank Sole auf weniger Schäden an den Randsteinen. Grünenfelder:

«Das Trockensalz greift die Zementfugen an und lockert die Steine.»
In Steckborn wird Sole statt Salz auf die Strassen gestreut. Werkhof-Stellvertreter Peter Klaus füllt Sole in den Tank. (Bild: Nana do Carmo, 4. Februar 2010)

In Steckborn wird Sole statt Salz auf die Strassen gestreut. Werkhof-Stellvertreter Peter Klaus füllt Sole in den Tank. (Bild: Nana do Carmo, 4. Februar 2010)

Gute Erfahrungen in Steckborn....

Seit rund zehn Jahren setzt Steckborn auf Sole. Laut Werkhofchef Franz Weibel ist die Hälfte des Fuhrparkes dafür umgerüstet. «Grundsätzlich kommt Sole zum Zug, wenn es pressiert auch Trockensalz.» Trottoirs und Quartierstrassen netzt die Gemeinde mit Sole. «Der grosse Vorteil der Sole ist, dass sie auf Strassen besser anhaftet und sofort wirkt», sagt Weibel. Allerdings habe der Soleeinsatz auch Grenzen: Bei viel Schnee sei die Wirkung geringer als die von Trockensalz. «Aber in unseren Breitengraden ist das kaum ein Problem.»

...und Märstetten, doch...

Seit fünf Jahren setzt auch Märstetten im Winterdienst auf Sole. Gemeinderat Guido Stadelmann sagt: «Es braucht eine Anfangsinvestition, das ist klar. Doch die Mitarbeiter des Werkhofs machen gute Erfahrungen.»

...Skepsis in Frauenfeld

Skeptisch zeigt sich der Frauenfelder Werkhofleiter Markus Graf: «Der Einsatz von Sole ist anspruchsvoll.» Wenn sie die Wirkung verfehle, müsse man unter Umständen ein zweites Mal ausrücken, wodurch der Spareffekt beim Salz futsch sei. «Wir setzen in Frauenfeld auf Schwarzräumung und Trockensalz», sagt Graf. Umstellen auf Sole sei kostspielig.

Der Kanton mischt Sole und Trockensalz

Einen dritten Weg beschreitet der Kanton. Nach ersten Versuchen vor bald zwanzig Jahren werden seit längerem Sole und Trockensalz auf den Fahrzeugen gemischt und als Feuchtsalz ausgebracht. «Wir streuen nun zwischen 10 und 15 Gramm pro Quadratmeter, wo es früher noch 20 Gramm waren», sagt Kurt Bitzer, Leiter Betrieb beim kantonalen Tiefbauamt. Die Sole bezieht der Kanton zum Teil von regionalen Kläranlagen, wo sie als Nebenprodukt des Klärprozesses anfällt.

Trockenes, feuchtes Salz oder sogar Zucker?

Sole ist eine Lösung von Salz (meist Kochsalz/Natriumchlorid) in Wasser, die bei der Salzgewinnung anfällt. Sole kann im Winterdienst allein oder auch zum Befeuchtung von Trockensalz eingesetzt werden, als sogenanntes Feuchtsalz.

Trockensalz benötigt Feuchte, etwa vom Schnee, um seine volle Wirkung zu entfalten. Bei Sole und bei befeuchtetem Salz setzt der Tauprozess schneller ein. Ausserdem haftet befeuchtetes Salz besser auf dem Untergrund und wird vom Fahrtwind der Autos weniger weggeblasen.

Weil das winterliche Salzen in Bezug auf die Umwelt umstritten ist, gibt es auch Ideen, statt Salz Zucker zu streuen. Ein Versuch im Thurgau musste allerdings abgebrochen werden, weil Zucker die Streuer verklebte. (hil)