Leichtathletik
«Zu schnell für mich»: Der Thurgauer Marathonläufer Patrik Wägeli wird in Valencia zu einer Risikostrategie gezwungen

Am Valencia-Marathon vom vergangenen Wochenende läuft der Nussbaumer Patrik Wägeli mit 2:14:23 Stunden seine zweitbeste Zeit, verpasst aber das hoch gesteckte Ziel.

Jörg Greb
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Patrik Wägeli (hier im Training im Thurgau) sah sich in Valencia mit einer diffizilen Frage konfrontiert.

Patrik Wägeli (hier im Training im Thurgau) sah sich in Valencia mit einer diffizilen Frage konfrontiert.

Donato Caspari (9. Januar 2021)

Die Marke vom Frühling galt für den 31-jährigen Routinier Patrik Wägeli als Anhaltspunkt. Starke 2:13:13 Stunden war er Ende März in Dresden gelaufen. Die Zeit stellte seine Entwicklung über die Marathondistanz von 42,195 km unter Beweis, auch wenn sie nicht dem Optimum zu entsprechen schien. Eine noch bessere Zeit peilte «the fastest farmer», wie sich der Nussbaumer nennt, am vergangenen Wochenende auf der schnellen Strecke in Valencia, Spanien an. Eine Steigerung von rund einer Minute traute er sich nach einem vielversprechenden Aufbau zu. Geklappt hat es nicht. Doch das hing nicht primär mit Wägelis Leistungsvermögen zusammen. Vielmehr sah er sich schon vor dem Start mit einer diffizilen Frage konfrontiert.

«Für mich ist das zu schnell»

Die Tempomacher des Valencia-Marathon hatten den Auftrag gefasst, eine Endzeit von 2:11:30 anzusteuern. «Für mich ist das zu schnell», war sich Wägeli bewusst. «Was aber ist die Alternative?» Es gab keine Sinnvolle. Also nahm der Thurgauer das hohe Risiko auf sich. Ohne Blick auf die Uhr – «es ging darum, den Kopf auszuschalten und Energie zu sparen» – lief er in der Gruppe mit zum Teil deutlich schnelleren und höher eingeschätzten Mitkonkurrenten.

Das Unheil bahnte sich früh an. «Ab Kilometer 15 fühlte sich das Laufen zäh an», sagt Wägeli. Und die zu schnelle Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:05:20 mahnte zur Vorsicht. Zumal Wägeli der Gruppe nicht mehr folgen konnte und eine kleine Lücke hatte aufgehen lassen. Als zusätzliches Handicap erwies sich nun der Wind. Er blies dem auf sich allein gestellten Läufer ins Gesicht und forderte zusätzlich Kraft. Das sorgte dafür, dass er auch auf den letzten acht Kilometern mit dem Wind im Rücken nicht mehr aus seinem Trott herauskam. Aufbauendes konnte Wägeli dennoch aus seiner zweitbesten Marathon-Leistung herausziehen. «Ich trauere meinem Entscheid zum Risiko nicht nach», sagt er.

Weiteres Potenzial und Chile-Ferien vor Augen

Der Ostschweizer kann auf der Habenseite verbuchen, dass er sich richtig eingeschätzt hatte im Vorfeld. Sein Schluss: «Ich habe mich weiterentwickelt, da liegt noch mehr drin.» Das umzusetzen, sieht er nun als Aufgabe für die kommenden Monate und seine nächsten Marathons. Schon jetzt sagt Wägeli: «Ich sehe weiteres Potenzial.» Doch vorerst geht es mit seiner Freundin in die Ferien nach Chile – ohne Laufschuhe im Gepäck.