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Frauenfeld & Hinterthurgau
Am 23. November die ersten Mieter ein, das Bistro eröffnet am Sonntag. Möglich gemacht hat den Bau das Erbe des nie in Gemeinde wohnhaften Zürchers Ludwig Schwager.
Ein Generationenhaus ist es nicht, aber beinahe ein Generationenprojekt: Elf Jahre, nachdem der nie in der Gemeinde wohnhafte Zürcher Ludwig Schwager seiner Bürgergemeinde Bichelsee-Balterswil ohne jegliche Auflagen knapp drei Millionen Franken vererbt hat, steht derzeit an der Bichelseer Hauptstrasse das Haus «Wohnen im Alter» kurz vor seiner Eröffnung.
Einer aussergewöhnlich langen Bauzeit sind die elf Jahre indes nicht geschuldet, der Spatenstich erfolgte im März 2019, die Aufrichte dann vor knapp einem Jahr. Vielmehr mussten sich die Gemeinde und ihre Bewohner erst einmal darüber im Klaren werden, was man mit dem unverhofften Geldsegen anfangen könnte.
Einigkeit bestand schnell darüber, dass man die drei Millionen nicht einfach im Gemeindehaushalt «verpuffen» lassen will, sondern damit etwas Bleibendes geschaffen werden soll.
Aus einem Projektwettbewerb entstand schliesslich «Wohnen im Alter», zu dessen Realisierung die Genossenschaft «Wohnen im Alter Hinterthurgau» ins Leben gerufen wurde. Aus zehn Gründungsgenossenschaftern sind mittlerweile deren 150 geworden.
Zwei Millionen Franken sind aus dem «Schwager-Erbe» in des Projekt geflossen, eine weitere Million steuerte die Gemeinde als zinsloses Darlehen bei – und 250'000 Franken kamen von der Age-Stiftung, welche «Wohn-, Betreuungs- und Dienstleistungsmodelle mit inspirierendem Charakter» fördert.
Dass das zweigeschossige Gebäude nun just auf der Grenze der beiden Dörfer Bichelsee und Balterswil steht, mutet symbolträchtig an, ist allerdings bloss dem Zufall geschuldet: Das Land gehörte bereits der Gemeinde Bichelsee-Balterswil.
Am Montagmorgen zeigte sich anlässlich einer Pressekonferenz, dass einem baldigen Einzug der Bewohnerinnen und Bewohner nichts mehr im Wege steht. 13 von 17 Wohnungen sind vermietet, die Mieter werden ab dem 23. November einziehen. Bereits am kommenden Sonntag eröffnet das Bistro.
Als Pächterin konnte die Genossenschaft Hildi Suter gewinnen. Sie war zuvor Chef de Service im Wallenwiler «Mettlenhof». Sie betonte am Montag, dass ihr von Sonntag bis Freitag geöffnetes Bistro allen offensteht. Das Angebot von Znüni über Mittagsmenus bis Abendessen soll Auswärtige, Einheimische und betagte Bewohnerinnen und Bewohner zusammenbringen und so zu einem eigentlichen Dorftreff beitragen – ganz im Sinne des ganzen Projektes.
Entsprechend wusste denn auch Genossenschaftspräsident Paul Widmer zu berichten, dass sich unter den Mietern nebst Einheimischen auch Auswärtige finden, welche bereits Angehörige in der Gemeinde haben. Besonders erfreut zeigten sich Widmer und seine Mitstreiter aber darüber, dass man das 2011 der Bichelseer Bevölkerung gegebene Versprechen nun bald wird einlösen können.
Eindrückliches wusste schliesslich Bauleiter Raimondo Baumgartner von der Sirnacher Buvag zu erzählen. «Der grösste Lupf war der missliche Boden, auf dem das Gebäude nun steht», sagte er. Um Lehm, Grundwasser und Weiterem Herr zu werden, mussten 79 Pfähle mit einer Gesamtlänge von 2,1 Kilometern in den Boden gerammt werden. 30 Tonnen Stahl stecken nun im gebändigten Boden. So ist nun nicht nur der Standort symbolträchtig für das Generationenprojekt, sondern auch sein solides Fundament.