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An der Sitzung des Grossen Rats spricht Regierungsrat Urs Martin warnende Worte wegen der aktuellen Coronasituation aus. Die Spitaleintritte haben in kurzer Zeit stark zugenommen.
Es geht wieder los. Während Grossratspräsidentin Brigitte Kaufmann (FDP, Uttwil) mit diesem Satz am Mittwoch die Wiederaufnahme des Thurgauer Parlamentsbetriebs nach der Sommerpause meinte, machte Urs Martin in ganz anderem Zusammenhang von ihm Gebrauch.
«Die Sommerferien sind vorbei und schon stecken wir mitten in der vierten Welle.»
Das sagte der Gesundheitsdirektor, als er zu Beginn der Ratssitzung über die aktuelle Coronasituation im Thurgau informierte. In den vergangenen 14 Tagen habe man durchschnittlich pro Tag 73 positive Fälle verzeichnet. Am 1. August waren es 12 positive Fälle, vor einem Monat noch deren 6. «Mit gutem Recht kann man behaupten, dass positive Coronafälle nicht tragisch sind, wenn sich das nicht auf die Spitäler auswirkt», sagte Martin.
«Leider hat sich aber übers Wochenende an der Spitalfront Dramatisches ereignet.»
In dieser Zeit habe man 20 Spitaleintritte verzeichnet und auf den Intensivstationen befinden sich wieder 10 Personen.
Die Spitäler seien damit beschäftigt, genügend Kapazität sicherzustellen. Die überwiegende Mehrheit der an Covid-19 erkrankten Personen, welche sich in Spitalpflege befindet, habe einen Migrationshintergrund in Balkanländern, berichtete Martin. Es mache ihm Sorgen, «dass wir es offenbar trotz intensivsten Bemühungen nicht geschafft haben, entsprechend erfolgreich zu kommunizieren», etwa in Bezug auf die Impfung.
Diesbezüglich wolle man sich verbessern, sagte Martin und nutzte die Gelegenheit, um für die Impfung zu werben. «Es ist erwiesen, dass sie ein wirksames Mittel ist.» Dass Geimpfte wieder erkranken, komme nicht oft vor. Und wenn, dann sei der Krankheitsverlauf in der Regel milde.
Auf der anderen Seite sind laut Angaben des Informationsdienstes des Kantons Thurgau vor allem nicht geimpfte Personen ab Mitte 50 hospitalisiert. Coronapatienten auf den Intensivstationen hätten zudem Vorerkrankungen. Der Kanton werde nun mobile Möglichkeiten für Impfungen prüfen, stellte Martin in Aussicht. Man hoffe zwar, dass man nicht wieder weitere Schutzmassnahmen beschliessen müsse, betonte Urs Martin.
«Was in den letzten drei, vier Tagen passiert ist, stimmt uns aber nicht positiv.»
Denn die Messlatte für Massnahmen sei die Kapazität der Spitäler.
Trotz der warnenden Worte des Gesundheitsdirektors, war im Grossen Rat eine Coronamüdigkeit festzustellen. Die 119 anwesenden Kantonsrätinnen und -räte wollten nicht über das Thema sprechen.
Sie lehnten die Diskussion der im März von der Regierung beantworteten Interpellationen «Coronakrise: Rückblick und Ausblick» und «Covid-19 im Vergleich zu früheren Grippewellen» ab; mit 30 Ja- zu 41 Nein- und 33 Ja- zu 36 Nein-Stimmen. Die Interpellanten Peter Dransfeld (GP, Ermatingen) und Jürg Wiesli (SVP, Dozwil) zeigten sich daraufhin entsprechend enttäuscht.