Ab 250 Franken jährlich: Die Frauenfelderin Annemarie Graf vermietet Kunst

Annemarie Grafs abstrakten Collagen kann man mieten – wie eine Wohnung. Das kostet weniger als ein Kauf. Am Freitag feiert die Ausstellung ihrer Gruppe Kunstausleih im Glaspalast an der Promenade in Frauenfeld Vernissage.

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Annemarie Graf stellt in ihrem Atelier ein Bild für die Ausstellung bereit. (Bild: Reto Martin)

Annemarie Graf stellt in ihrem Atelier ein Bild für die Ausstellung bereit. (Bild: Reto Martin)

Bei ihr daheim hängt nicht lange dieselbe Kunst. Hat Annemarie Graf ein Bild vollendet, tauscht sie ein älteres gegen das neue aus. Und sowieso stellt sie ihre grossformatigen abstrakten Collagen viel lieber ebenerdig an eine Wand. Wäre die Frauenfelderin also nicht selber Kunstschaffende und so auch Mitglied der als Verein organisierten Gruppe Kunstausleih, würde sie gewiss regelmässig Bilder mieten. Kunst auf Zeit mieten, als ob es eine Wohnung wäre: Das ist über kunstausleih.ch möglich. Die Gruppe besteht seit rund 20 Jahren, Graf stiess vor einem Jahrzehnt dazu. Aktuell sind sechs Kunstschaffende aus der ganzen Deutschschweiz dabei. Und bei der Aufnahme von Neumitgliedern wird auf möglichst vielfältige Zugänge geachtet. Ab heute sind von Graf sowie den weiteren Kunstausleih-Mitgliedern Sonja Schmid, Rita Cedraschi und Wiktor Mielniczuk Werke im Verwaltungsgebäude an der Promenade zu sehen.

«Es ist so schlimm, wenn ein Bild fast an der Decke klebt.»
(Annemarie Graf, Künstlerin)

Für Graf liegen die Vorteile einer Miete auf der Hand. Es koste weniger als ein Kauf. Und man habe regelmässig Neues an der Wand. Derzeit hat sie 15 Bilder vermietet. Ein kleinformatiges Werk von ihr gibt es bereits ab 250 Franken jährlich. Das sind 15 Prozent des Betrags, den man bei einem Kauf berappen müsste. Und wenn einem das Mietbild dann so sehr gefällt, dass man es kaufen will, bekommt man eine Jahresmiete an den Kaufpreis angerechnet. Bei Graf folgt auf die Miete nicht selten der Kauf. Der Transport und das Hängen sind bei Graf in der Miete inbegriffen. «Es ist so schlimm, wenn ein Bild fast an der Decke klebt», sagt sie. Als gelernte Schaufenster-Innendekorateurin hat sie das erfahrene Auge dafür.

15 bis 20 Schichten geben einem Werk Geschichte

Annemarie Graf besuchte die Hochschule für Gestaltung in Zürich, wie sie früher noch hiess, und stellt seit mittlerweile 28 Jahren aus. Regelmässig bildet sie sich an Kunstakademien weiter. Schon lange arbeitet sie dabei mit Acryl, für ihre Collagen verwendet sie aber auch Papier oder trägt Bitumen auf. So hat ihre abstrakte Collagen-Malerei nicht selten 15 bis 20 Schichten, die einem Werk Geschichte geben. «Es braucht zwar schon Überwindung, etwas zu übermalen», sagt sie. Inhaltlich hat sie schon Form und Farbe viel mehr interessiert als das Figurative. Aus Gesehenem von einer Reise, meist aus der Natur, leitet sie Motive ab. Auf Teneriffa zum Beispiel beeindruckten sie Agaven, die ihr aktuell ein Thema sind.

Daneben gibt es in der Frauenfelder Schau von Mielniczuk realistisch gemalten Aquarellen von Städten zu sehen. Schmid zeigt ihre grossformatigen, mit kräftigen Farben gemalten Acrylbilder. Und Cedraschi präsentiert in Acryl gemalte Landschaften und Stillleben.

Kunstausleih-Ausstellung mit Annemarie Graf, Sonja Schmid, Rita Cedraschi und Wiktor Mielniczuk. Vernissage: heute, 17 Uhr. Ausstellung bis 30. Juni. Mo bis Fr, 7.45 bis 11.45 Uhr und 13.15 bis 17 Uhr; Sa, 10 bis 15 Uhr. Verwaltungsgebäude Promenade (Glaspalast), Frauenfeld. www.kunstausleih.ch