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Ostschweiz
Wegen eines Artikels auf «Watson» befinden sich der Sektenexperte Hugo Stamm und Beno Kehl, einst Franziskaner-Mönch auf dem Inseli Werd, im Clinch. Stamm wirft Kehl vor, er mache Werbung für die Anastasia-Bewegung mit ihren rassistischen Ideen. Kehl wehrt sich jetzt juristisch dagegen. Er sagt: «Ich bin nicht rechtsextrem».
Was ärgert Sie so am Artikel von Hugo Stamm?
Beno Kehl: Mir wird unterstellt, ich sei rechtsextrem und völkisch. Das bin ich nicht und das weiss jeder, der mich kennt. Ich arbeite mit Randständigen und habe Hilfsprojekte in Afrika initiiert und begleite sie. Das macht keiner, der rechtsextrem ist.
Sie haben Strafanzeige wegen ehrverletzender Äusserungen gegen Stamm und seinen Mitautor eingereicht. Was möchten Sie damit erreichen?
Der Artikel soll aus dem Internet gelöscht werden. Dann ziehe ich die Strafanzeige zurück. Zuerst wollte ich eine Richtigstellung. Doch es wurde nur geschrieben, dass ich die Vorwürfe von mir weise.
«Der Ton des Artikels
ist sehr verachtend.»
Über Sie gab es schon viele Artikel, Sie sind ein Profi im Umgang mit den Medien.
Bisher hatte ich nie Probleme. Vieles, was über mich geschrieben wurde, hat nicht gestimmt. Das hat mich nie gestört. Diesmal ist es anders. Der Ton des Artikels ist sehr verachtend, es wurden Zitate aus dem Zusammenhang gerissen. Und er schadet meinen Afrika-Projekten und der Evangelisch-reformierten Kirche Sirnach, für die ich arbeite.
Hatten Sie viele Reaktionen?
Bekannte und Freunde haben gefragt, was passiert sei. Ich habe gesagt, es stimmt alles nicht. Von einer Veranstaltung für Hoffnungsträger, an der ich meine Afrika-Projekte vorstellen sollte, bin ich ausgeladen worden.
Hugo Stamm wirft ihnen vor, dass Sie für die Anastasia-Bücher werben, in denen sich antisemitische und rassistische Ideen finden?
Ich sage lediglich, dass ich die Anastasia-Bücher inspirierend finde, was die Natur betrifft. Die antisemitischen Passagen habe ich mehr oder weniger überlesen oder als Freiheit des Romanautors stehen gelassen. Auch in der Bibel findet man antisemitische Textstellen, auch die lasse ich stehen. Trotzdem ist die Bibel für mich ein sehr inspirierendes Buch.
Ist die Geschichte von Anastasia, die mit den Tieren spricht und Wunderkräfte besitzt, nicht sehr esoterisch?
Es ist ein Roman, ein Märchen, viele heilige Legenden berichten Ähnliches. Auch die Bibel kennt solche Erzählungen. Dass es Anastasia, wie sie beschrieben wird, tatsächlich gibt, glaube ich eher nicht. Wenn es sie gäbe, würde ich sie gerne kennenlernen, so wie den Heiligen Franziskus oder andere Heilige. In der Bibel gibt es eine Passage, da bringen Raben das Essen zu Elia.
Was fasziniert Sie an den Büchern?
«Ich sehe einfach, was mit unseren Böden passiert und wie unsere Bienen ums Überleben kämpfen.»
Beno Kehl hat die Vision, das himmlische Paradies in die Gegenwart zu holen. Deshalb legt er auf dem Gelände der evangelisch-reformierten Kirche Sirnach seinen bunten Garten Eden an. Darin soll sich die Vielfältigkeit der Kirchgemeinde zeigen, indem Religionsschüler, Gemeindemitglieder und Behörde im ökologisch ausgerichteten Garten Blumen für die Bienen pflanzen. (red)
In zehn Bänden beschreibt der russische Esoteriker Wladimir Megre die Begegnung mit Anastasia, die in der Taiga fern jeder Zivilisation lebt. Sie kann mit ihren Gedanken die Welt verändern und spricht alle Sprachen. Neben der Esoterikszene fühlen sich von den Bücher überwiegend Öko-Fundis, rechtsradikalen Reichsbürger und antisemitische Kreise angezogen. (red)