Die Musikgesellschaft Brass Band Hauptwil feiert ihr 150-Jahr-Jubiläum. Der langjährige Fähnrich Herbert Rusch blickt zurück.
Trotz seines Alters befindet sich der Verein keinesfalls im Ruhestand. Die Vorbereitungen für das kommende Wochenende laufen auf Hochtouren. Denn ein runder Geburtstag will gefeiert werden. Die Musikantinnen und Musikanten freuen sich auf die beiden Unterhaltungen, die ganz im Zeichen des 150-Jahr-Jubiläums der Musikgesellschaft Brass Band Hauptwil stehen. Erstmals wird an der Abendunterhaltung vom Samstag die neue Vereinsfahne der Öffentlichkeit präsentiert und dem Fähnrich Herbert Rusch übergeben.
Brassband, engl. für Blechkapelle, ist eine Blasmusik-Formation, die sich in Grossbritannien ab etwa 1830 entwickelte und in den vergangenen Jahrzehnten auch in Kontinentaleuropa, vor allem in der Schweiz und in den Beneluxländern, etablieren konnte. Die Heilsarmee hat eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Brassbands gespielt. Ab 1880 mussten alle Offiziere und Soldaten ein Blasinstrument erlernen. (yal)
In all den Jahren hat die Brassband unzählige Anlässe in der Gemeinde Hauptwil-Gottshaus musikalisch umrahmt, Konzerte gegeben, Unterhaltungen veranstaltet, Weiherfeste organisiert und an musikalischen Wettbewerben teilgenommen. Eine grosse Herausforderung sei jedes Jahr die Teilnahme an einem Wettbewerb, wie beispielsweise vor sechs Jahren am Eidgenössischen Musikfest in Montreux oder im 2019 am Kantonalen Musikfest in Kradolf-Schönenberg mit dem Festsieg in der dritten Stärkeklasse Brassband, erinnert sich Herbert Rusch. «Diesen Erfolg haben wir auch unserem Dirigenten Daniel Gubler zu verdanken. Im Alter von 23 Jahren hat er im 2010 den Dirigentenstab übernommen.» Eine grosse Bereicherung sei die langjährige Freundschaft mit dem Partnerverein – der Stadtkapelle Aulendorf aus Deutschland.
Die Musikgesellschaft Hauptwil wurde im Jahre 1872 aus 13 Mitgliedern der Feldschützen gegründet. Der Verein ist seit 1930 Mitglied des Eidgenössischen Musikverbandes. Im Jahre 1985 entschlossen sich die Mitglieder, in der klassischen englischen Brassband-Besetzung zu musizieren – mit anschliessender Namensänderung in Musikgesellschaft Brass Band Hauptwil. Das sei eine der grössten Veränderungen in der Vereinsgeschichte gewesen, sagt Herbert Rusch. So sei beispielsweise von Trompete auf Cornet umgestellt worden. Heute werde mehr in die Jugendförderung investiert als einst. Die Musikschule Rondo bildet den Nachwuchs der Musikgesellschaft Brass Band Hauptwil aus.
Herbert Rusch ist seit 43 Jahren Fähnrich der Musikgesellschaft Brass Band Hauptwil. Als 29-Jähriger sei er der Liebe wegen dazugekommen, denn seine Frau Pierrette sei Musikantin im Hauptwiler Musikverein gewesen und habe Bariton gespielt. Herbert Rusch hat dann einen Fähnrichkurs erfolgreich absolviert. «Blasmusik hat mir schon immer gut gefallen. Zur damaligen Zeit habe ich aber noch viel Sport betrieben und war ein grosser Fussballfan», sagt der Fähnrich. Dies sei der Grund dafür, dass er selbst nie ein Instrument erlernt habe.
Von den Musikantinnen und Musikanten werde heute nicht nur um einiges mehr abverlangt als früher, auch die Qualität der Blasmusik sei gestiegen, erklärt der Fähnrich. Doch eines ist über all die Jahre gleich geblieben: die Freude am gemeinsamen Musizieren und die Kameradschaft pflegen.
Aktuell zählt die Musikgesellschaft Brass Band Hauptwil 28 Aktivmitglieder, davon zehn Musikantinnen. Die jüngste Musikantin hat Jahrgang 2008, das älteste Aktivmitglied wurde im Jahr 1950 geboren. In ihren Anfängen war die Musikgesellschaft Hauptwil ein reiner Männerverein – ab 1977 durften immer mehr Musikantinnen verzeichnet werden.
Samstagabend mit Fahnenweihe, 12. November, um 20 Uhr, Saalöffnung um 18.30 Uhr, sowie Sonntagnachmittag, 13. November, um 13 Uhr, Saalöffnung um 11.30 Uhr. Die beiden Unterhaltungen finden in der Mehrzweckhalle Hauptwil statt. Es gibt eine Festwirtschaft mit einem Jubiläumsmenu sowie eine Tombola mit attraktiven Preisen. (yal)
«Offenbar gab es bis 1960 keine eigene Vereinsfahne. Bei den Musikfesten wurde bis dahin jeweils eine Schweizer Fahne mitgetragen», weiss Herbert Rusch. Die heutige Fahne besteht seit 1982 und wird an der Abendunterhaltung vom kommenden Samstag verabschiedet. Der Zahn der Zeit hat daran unübersehbare Spuren hinterlassen. Deshalb haben sich die Vereinsmitglieder für eine neue entschieden. Diese neue Vereinsfahne wird am Samstagabend feierlich eingeweiht.
Der erste Dirigent, der damals sogenannte Kapellmeister, war Bartholome Düring vom Iltisberg-Niederbüren, dessen Vierteljahresgehalt 7.50 Franken betrug. Aus den Protokollen und Jahresrechnungen der ersten Jahre sei zu entnehmen, dass der junge Verein nicht auf Rosen gebettet war, sagt der Fähnrich. Bereits 1880 wurden die Proben vorübergehend eingestellt. Doch bald fanden einige beherzte Hauptwiler wieder den Mut, einen neuen Verein zu gründen, unabhängig von den Schützen. Und diesmal gelang der Start.
Die Fahnenübergabe an der Abendunterhaltung werde für ihn bestimmt ein emotionaler Moment sein. «Denn es wird für mich die letzte Vereinsfahne sein», äussert sich Herbert Rusch mit einer Spur Wehmut.