Diskriminierungsvorwurf
Ein Jodlerklub und ein schwarz angemaltes Gesicht: Nach Blackfacing-Vorwürfen in Walzenhausen entschuldigt sich der Präsident

Nach der jüngsten Aufführung des Jodlerklubs Walzenhausen wurden Blackfacing-Vorwürfe laut. Die Absicht hinter der Darstellung ist aber gemäss Vereinspräsidenten Markus Nef eine ganz andere gewesen.

Elina Zingg
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Die jüngste Aufführung des Jodelklub Walzenhausen sorgt für Aufregung.

Die jüngste Aufführung des Jodelklub Walzenhausen sorgt für Aufregung.

Symbolbild: Benjamin Manser

Die jüngste Aufführung des Walzenhausener Jodlerklubs zeigt zu Beginn ein Zäuerli, welches dann in ein afrikanisches Lied übergeht. Zur gleichen Zeit betritt ein weisser Mann mit schwarz bemaltem Gesicht, Trommel und Strohrock die Bühne, und singt schlussendlich mit den Jodlern zusammen.

Das sorgt für Blackfacing-Vorwürfe. Unter Blackfacing versteht man die Repräsentation von schwarzen Menschen durch weisse Personen mittels Schminke, sodass die schwarze Haut imitiert wird.
Blackfacing wird als rassistisch angesehen, da es die Erfahrungen von schwarzen Menschen untergräbt und das eigene Vergnügen in den Vordergrund stellt.

Zwischen Blackfacing und Verkleidung

Markus Nef, Präsident des Jodlerklubs Walzenhausen, erklärt die Intention des Klubs hinter der Darstellung:

«Unser Ziel war es, verschiedene Kulturen zu vereinen und zu zeigen, dass bei uns jeder zum Singen willkommen ist, egal welche Kultur er hat.»

Vom Begriff Blackfacing habe er bisher noch nichts gehört. Diese Absicht sei nicht hinter der Inszenierung des Jodlerklubs gewesen.

An der «Stobete» betrat ein weisser Mann mit schwarz bemaltem Gesicht, Trommel und Strohrock die Bühne.

An der «Stobete» betrat ein weisser Mann mit schwarz bemaltem Gesicht, Trommel und Strohrock die Bühne.

Screenshot: 20 Minuten

Das Publikum an der Aufführung sei begeistert gewesen. «Die von uns beabsichtigte Weltoffenheit wurde vom Publikum wahrgenommen», meint Nef. Und doch gibt es auch einige kritische Stimmen. Stefanie Graetz von der Stiftung gegen Rassismus sagt gegenüber dem Onlineportal «20-Minuten»:

«Man bedient sich stereotypisierter rassistischer Muster. Das ist nicht mehr zeitgemäss. Blackfacing oder sich wie eine andere Rasse zu verkleiden, ist im Jahr 2022 ein No-Go.»

Doch für Markus Nef diente die Verkleidung schlichtweg der Erkennung: «In einem Theater sind Verkleidungen zum Verständnis der Handlung wichtig. Für die live Zuschauenden war unsere Absicht dahinter klar.»

Absicht und Interpretation

Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus sagt gegenüber «20-Minuten» zur Situation: «Es ist eindeutig geschmacklos und rassistisch. Mit der Darbietung und Verkleidung werden kolonial-rassistische Stereotypie wiedergegeben und schwarze Personen zur allgemeinen Belustigung herabgesetzt.» Hierzu meint Nef:

«Wir wollten niemanden verletzen oder angreifen. Absicht war es, kulturelle Verknüpfung zu schaffen.»

«Ich wüsste nicht, wieso wir etwas so Negatives hätten aufführen sollen. Das wäre uns nicht in den Sinn gekommen», sagt Markus Nef. Trotz positiver Reaktionen der Anwesenden würden sie künftig auf das Verkleiden in dieser Art verzichten.

«Wir entschuldigen uns, wenn wir jemanden verletzt haben. Das war nicht unsere Absicht», meint Nef abschliessend.