Wirbelsäulen und Köpfe toter Tiere sowie geklärtes Abwasser beschäftigen die Verantwortlichen der TMF Extraktionswerk AG. Ersteres als zukünftiges Geschäftsmodell, zweites als Voraussetzung dazu.
Hans Suter
Es stinkt zum Himmel. Schon deshalb möchten die meisten Menschen nichts damit zu tun haben. Die 37 Mitarbeitenden der TMF Extraktionswerk AG in Bazenheid lassen sich davon aber nicht beirren und machen ihren Job: Sie verarbeiten tierische Nebenprodukte wie Kadaver und Schlachtabfälle zu Fett und Mehl. Das macht die TMF seit Jahrzehnten. Das Extraktionsfett wird als hochwertiger Energieträger in Industrieunternehmen und bei der Biodieselproduktion eingesetzt. Das Tiermehl findet als Brennstoff in der Zementindustrie Verwendung.
Neue gesetzliche Rahmenbedingungen stellen die TMF erneut vor grosse Veränderungen. Je nach Seuchensituation wird das Rohmaterial in die Klassen K1 bis K3 eingeteilt. K1 (vor allem Kopf und Wirbelsäule) untersteht den strengsten Regeln und muss thermisch verwertet werden. K3 (Ohren usw.) darf zu Hundefutter verarbeitet werden, während bei K2 (Magen und Darm) die künftige Verwertungsklassifizierung noch unklar ist. Wie kürzlich an der Generalversammlung der TMF bestätigt wurde, haben Geschäftsleitung und Verwaltungsrat ein Konzept zur Fokussierung auf K1-Material erarbeitet. Das würde laut Verwaltungsratspräsident Philipp Stähelin und Geschäftsführer Harald Lüling bedeuten, dass die aktuell verarbeitete Jahresmenge von rund 45 000 auf über 50 000 Tonnen ansteigen würde. Die zugelassene Kapazitätsgrenze liegt bei 58 000 Tonnen pro Jahr. «Dies kann aber nur in Zusammenarbeit mit unserer Partnerfirma GZM Extraktionswerk AG in Lyss geschehen, welche die Verarbeitung der anderen Kategorie übernehmen würde», sagt Stähelin. Die grösste Herausforderung für die Fokussierung der Verarbeitungsbetriebe auf eine Kategorie sieht Geschäftsführer Harald Lüling in der Transportlogistik, weil sie die wirtschaftliche Machbarkeit stark beeinflusse. Bis klar ist, welche tierischen Nebenprodukte künftig zu was verarbeitet werden dürfen, wird das Fokussierungsprojekt nicht weiter vorangetrieben. Für das aktuelle Jahr gehen die Verantwortlichen der TMF davon aus, dass sich die Tonnagen an zu verarbeitendem Rohmaterial nicht stark verändern werden.
Bis Ende Jahr baut die TMF eine neue Abwasserreinigungsanlage. Dies ist eine Voraussetzung, um sich künftig auf die Entsorgung von K1-Material fokussieren zu können. Die Kosten belaufen sich auf mehr als fünf Millionen Franken. «Wir lassen uns den Umweltschutz etwas kosten», sagt Philipp Stähelin. Die Anlage hat einen Lebenszyklus von rund 25 Jahren und wird Anfang nächsten Jahres in Betrieb gehen. Das Geschäftsjahr 2016 schloss die TMF trotz schwierigem Marktumfeld mit einem Gewinn von 430 000 Franken ab. Für das laufende Jahr wird mit ähnlichen Zahlen wie 2016 gerechnet.