Szenisch-musikalische Erzählung mit Tiefgang in der Ziegelhütte

Das Schweizer Klaviertrio und die Schauspieler Doris Struett und Erich Hufschmid zeichneten mit Musikbeiträgen, Texten und Theater-Szenen berührende Lebensbilder der Musikerpersönlichkeiten Robert und Clara Schumann und Johannes Brahms.

Ferdinand Ortner
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Das Künstler-Ensemble beschenkte im Schumann-Jahr das Publikum mit einem berührenden literarisch-musikalischen Abend. (Bild: fo)

Das Künstler-Ensemble beschenkte im Schumann-Jahr das Publikum mit einem berührenden literarisch-musikalischen Abend. (Bild: fo)

Appenzell. Als faszinierendes literarisch-musikalisches Event unter dem Titel «In meinen Tönen spreche ich…» erlebte ein tief berührtes Publikum einen exklusiven Abend, den das Schweizer Klaviertrio und das Schauspiel-Duo Doris Struett und Erich Hufschmid in der Ziegelhütte gestalteten. Die szenisch-musikalische Erzählung hatte Regisseur Udo von Ooyen aus Briefwechseln, Tagebüchern und Schriftstücken der drei starken Künstlerpersönlichkeiten aussagekräftig zusammengestellt und dramaturgisch aufbereitet.

Die Erzählung schöpft vor allem aus zahlreichen Eintragungen im Ehetagebuch und aus Briefen. Die Dialoge, Reflexionen und Textvariationen wurden vom Schweizer Klaviertrio mit treffenden Musikbeispielen ausgelotet und bekräftigt. Dabei glückte es überzeugend, die Gedanken und Gefühle der kreativen Komponistenpersönlichkeiten «in den Tönen sprechen zu lassen». Musik und Sprache ergänzten sich, verschmolzen ineinander und erreichten so eine optimale Wirkung.

Schicksalhafte Beziehungen

Inhaltlich ging es um die schicksalhaften Beziehungen der Schumanns und das Verhältnis des jungen Johannes Brahms mit Robert Schumann und dessen Frau Clara, einer starken Persönlichkeit und berühmten Pianistin. Das Lebensschicksal der drei Künstler, in dessen Mittelpunkt die liebende Clara stand, umfasste «Genie und Wahnsinn, Musik und Liebe, Leidenschaft und Dramatik».

Das zweigeteilte Programm beschäftigte sich unter dem Motto «Es waren zwei Königskinder» mit dem problembelasteten Verhältnis zwischen Robert und Clara Schumann, während im zweiten Teil vor allem die Beziehungen Claras mit Brahms beleuchtet wurden. Teils zwischen den Texten, teils während der Szenen erklangen diverse Ausschnitte beziehungsweise Sätze aus insgesamt sieben Klaviertrios von Robert Schumann (Trios in d-Moll, in F-Dur), Johannes Brahms (Trio in H-Dur, in C-Dur)

und Clara Schumann (Trio in g-Moll) zur Deutung des Geschehens in den schicksalhaften Lebensetappen. Dabei wurden auch thematisch passende Liedmelodien eingeflochten und die überbordenden Gefühle wirkungsvoll illustriert.

Das Publikum konnte unmittelbar nachempfinden, auf welch dramatische Weise die Schumanns zusammenfanden, lebten und grausam getrennt wurden und in welchem Beziehungsgeflecht Brahms zu ihnen stand.

Hervorragende Interpreten

Die Interpreten und Interpretinnen – ambitionierte Künstler der Schweizer Musik- und Theaterszene – schenkten dem Publikum ein Kunsterlebnis besonderer Art. Das Schweizer Klaviertrio, bestehend aus der Violinistin Angela Golubeva, dem Pianisten Lucas Martin Staub, dem musikalischen Leiter der Kunsthalle Ziegelhütte, und dem Cellisten Sébastien Singer, musizierte sehr empfindsam und klangsinnlich, aber auch mit Intensität und Leidenschaft.

Grossartig das nahtlose Zusammenwirken mit dem spannungsvoll und glaubwürdig agierenden Schauspieler-Duo, das die halbszenisch ausgespielten Dialoge, Reflexionen und Variationen der Texte mit prallem Leben erfüllte und mit den Ausschnitten aus Klaviertrios der Protagonisten in enge Verbindung setzte. Doris Struett charakterisierte Clara Schumann-Wieck als blutvolle, bedingungslos liebende Frau und Künstlerin, während Erich Hufschmid auch optisch als männlicher Gegenpart und sensibler Komponist beeindruckte.

Musikalische Höhepunkte waren der mitreissend gespielte Kopfsatz des Klaviertrios in H-Dur, op. 8, und des «Andante con moto» in C-Dur, op. 87 von Johannes Brahms sowie der «feurige» Finalsatz des Schumann-Klaviertrios in d-Moll, op. 63.

Bemerkenswert auch die stimmungsvollen Trio-Sätze von Clara Schumann, die das Programm wie ein Rahmen umschlossen.

Nach Augenblicken atemloser Stille bedankte sich das bewegte Publikum mit lange andauerndem stürmischem Beifall für den tief- gründenden Abend.