Stützräder sind nicht immer hilfreich

MOSNANG. Montagnachmittag in der Oberstufenturnhalle Mosnang: Auf zwei Spielfeldern kämpfen Schüler auf ihren Radballvelos darum, den Ball ins gegnerische Tor zu bringen. Da und dort gelingt dies. Für einmal geht er aber auch ins eigene Tor . . .

Beatrice Bollhalder
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Auch die Schüler kommen in den Genuss der «scharfen» Runde.

Auch die Schüler kommen in den Genuss der «scharfen» Runde.

Mosnang. Montagnachmittag in der Oberstufenturnhalle Mosnang: Auf zwei Spielfeldern kämpfen Schüler auf ihren Radballvelos darum, den Ball ins gegnerische Tor zu bringen. Da und dort gelingt dies. Für einmal geht er aber auch ins eigene Tor . . . Der Eifer der Nachwuchs-Radballer ist gross, und sie haben das Mitmachen an diesem Turnier auch verdient, denn auch sie haben Aufgaben, wie etwa den Lösliverkauf am 41. Grümpelturnier übernommen. Ein Höhepunkt war jeweils das 21. Tor. Jene beiden Teams, in deren Spielfeld dieses erzielt worden ist, erhielten als Belohnung einen Drink – bei den Schülern enthielt dieser im Gegensatz zu den «Grossen» natürlich keinen Alkohol. Aber Hauptsache, man durfte anstossen. Nicht ohne Stolz stellten sich die kleinen Radballer schliesslich für die Siegerehrung auf.

Kostümiert aufs Velo

In der Zwischenzeit haben seltsame Gestalten an den Tischen Platz genommen und beobachteten die letzten Spiele des Nachwuchses. Da sass einer der berühmten Schlümpfe, dort einer in Appenzeller Montur und da drüben ein Mexikaner. Des Rätsels Lösung war das Open-Turnier des RMV Mosnang. Bei diesem Event gilt es nämlich, sich selbst oder das Radballvelo für das Turnier etwas aufzupeppen. Ruedi Artho, der vor Jahren die Idee zu dieser Kategorie hatte, aber von Beginn weg immer in der Jury engagiert war, konnte dazu in der Oberstufenturnhalle auch zwei Radballer aus dem nördlichen Nachbarland begrüssen. Thomas Lanzendörfer und Marius Hermanns haben die weite Reise von Reichenbach, das liegt in der Nähe Stuttgarts, unter die Räder genommen, da ihnen dieser Event nicht nur des Sportes wegen zusagt. «Leider haben unsere französischen Spieler aus Witterungsgründen absagen müssen», erklärte Speaker Ruedi Artho.

Skischuhe gegen Stützrädli

Und dann ging es los. Du und ich – so hiess ein Team – versuchten den Ball ins Tor der Amigos zu hieven, während im anderen Feld jene, die «kei Ahnig» hatten, spielerisch auf «Ai Caramba» trafen. Die Verkleidungen dieser vier Teams waren in der Auswirkung auf die Beweglichkeit nicht sehr einschneidend. Die nächsten vier Radballer, die das Spielfeld betraten, hatten da schon mehr Mühe. Markus Oberhänsli und Boris Kukolj traten als «En Kafi am Pischterand» nämlich in Skihosen und mit Skischuhen an den Füssen an. Dass es damit schwierig wird, das richtige Gefühl für das Radballvelo zu finden, versteht sich von selbst. Sie hatten aber in ihrem ersten Spiel mit «Tom Turbo» keinen wirklich ernst zu nehmenden Gegner. Manuel Gerig, der Velomechaniker des RMV, und sein Turnierpartner Kuno Schneider haben zwar ihre Vehikel mit Stützrädern ausgerüstet, waren damit aber nicht unbedingt im Vorteil. Zum einen waren deren Zweiräder nicht so gelenkig, zum anderen verloren sie immer wieder einmal einen Gegenstand von ihrem reich- befrachteten Velo. «Kuno hat als einziger <Nicht-Radballer> zwar den Vorteil, dass er dadurch das Gleichgewicht besser halten kann, aber ich komme damit nicht so gut zurecht wie mit einem normalen Radballvelo», erklärte Manuel Gerig. Dank der Tatsache, dass ihre Tore doppelt gezählt wurden, hielten die beiden aber noch lange mit der Konkurrenz mit. Den meisten Teilnehmern ging es hauptsächlich um den Spass, hier dabei zu sein – und vielleicht auch noch darum, eines der vielen 21 Tore zu erzielen, denn dann ertönte die Hupe, und eine scharfe Runde wurde gereicht. Wenn der Drink – nach dem Gesichtsausdruck zu schliessen – auch den meisten nicht schmeckte, versuchte man doch in beiden Spielfeldern genau dieses Tor zu erzielen. Nach dem neunzehnten Treffer wurde oft ins andere Feld geschielt und das Spiel hinausgezögert.

Heimweh-Mosliger im Einsatz

Die besten vier Teams der beiden Gruppen traten anschliessend in der K. o.-Runde zur endgültigen Entscheidung an. In den ersten Begegnungen haben jeweils Mitspieler die Funktion des Schiedsrichters übernommen. Je länger der Anlass jedoch dauerte, desto grösser wurde die Anzahl früherer aktiver Radballer. Ruedi Artho verdonnerte diese dazu, jeweils ein Spiel zu pfeifen. Auch Roman Schneider, der gebürtige Mosnanger, der zusammen mit Dominik Planzer 2012 für den RS Altdorf an der Weltmeisterschaft teilgenommen und diese gewonnen hat, kam zu einem Schiedsrichtereinsatz.

«Du musst nur einen Helm tragen, dann kommst Du in den Final», folgerte einer der begeisterten Zuschauer. Tatsächlich traten bei diesem abschliessenden Kampf die beiden Deutschen, die mit Helm und Bademantel bekleidet waren, gegen die Skifahrer, die sich aber längst der starren Skischuhe entledigt hatten, an. Als Unparteiischer kam bei diesem Spiel Norbert Mullis zum Einsatz. Das aus Mosnang stammende und inzwischen im Kanton Bern lebende ehemalige RMV-Mitglied, das in einem dortigen Verein weiterhin Radball spielt, ist als Schiedsrichter an Weltmeisterschaften zugelassen. Dank Mullis' Einsatz bekam das Mosnanger Turnier also eine wichtige Bedeutung. Und Norbert Mullis liess es sich nicht nehmen, zu zeigen, dass er zu diesem Anlass nebst dem Schiedsrichter-Shirt auch die rote Karte nach Mosnang mitgenommen hat.

Bereits während der Siegerehrung und später beim gemütlichen Beisammensein in der Bar war schnell vergessen, dass man kurz zuvor noch als Gegner auf dem Spielfeld gestanden hatte.

Erstaunlich, dass es keine grossen Unfälle gab, trotz der schnellen Bälle.

Erstaunlich, dass es keine grossen Unfälle gab, trotz der schnellen Bälle.

Schiedsrichter Norbert Mullis verfolgt das Finalspiel genau.

Schiedsrichter Norbert Mullis verfolgt das Finalspiel genau.

Ob mit Stützrädli oder mit Skischuhen, das Fahren auf dem Radballvelo ist nicht so einfach. (Bild: Beatrice Bollhalder)

Ob mit Stützrädli oder mit Skischuhen, das Fahren auf dem Radballvelo ist nicht so einfach. (Bild: Beatrice Bollhalder)

Diese Partie wurde von Weltmeister Roman Schneider gepfiffen.

Diese Partie wurde von Weltmeister Roman Schneider gepfiffen.

Auch die Schüler setzten in ihrem Turnier schwungvolle Bälle.

Auch die Schüler setzten in ihrem Turnier schwungvolle Bälle.