Am Freitagabend lud Konrad Hummler zur feierlichen Eröffnung des Gasthauses Krone in Speicher. Er hat das Gebäude so liebevoll saniert, dass nicht nur der Gemeindepräsident ins Schwärmen geriet. Und – es wurde politisiert.
SPEICHER. Mit Rilke, Wein und gutem Essen eröffnete Konrad Hummler am Freitagabend die «Krone». Für einen «satten einstelligen Millionenbetrag» hat der Ex-Wegelin-Bankier das dreihundert Jahre alte Gasthaus im Dorfkern auf Vordermann gebracht. Die Renovation sei so «liebevoll, wie man es sich gar nicht vorstellen kann», erfolgt, gratulierte Gemeindepräsident Peter Langenauer und bezeichnete Hummlers Engagement als «Glücksfall für Speicher». Die Behörden hätten sich Sorgen um die Zukunft der «Krone» gemacht, als sich altershalber der Rückzug von Vorbesitzerin Elsbeth Egli abzeichnete. Nun habe das Dorf jedoch eine Perle mit Ausstrahlung in die Region hinaus erhalten.
Mehrmals wurde an der Eröffnung betont, dass die «Krone» trotz des prominenten Investors kein Gourmettempel für die oberen Zehntausend sei. «Wir sind offen für alle», sagte Konrad Hummler. Neben Gastgeber Alberto Provenza und Hotelleiterin Tamara Lanker verpflichtete er mit Joel Fässler freilich einen jungen und ehrgeizigen Küchenchef. Dieser bereitete zur Eröffnung als Hauptgang ein Duett aus Sauerbraten und rosa gebratenem Kalbsnierstück auf Süsskartoffeln und Frühlingsgemüse zu. Auf der Speisekarte finden sich fortan aber auch einfache Gerichte wie Wurstsalat.
Die ganz grossen Veränderungen hat die «Krone» nicht in der Gaststube, sondern in den übrigen Gebäudeteilen erfahren. So sind im Untergeschoss ein Café und ein gemütlicher Keller für Apéros und in den oberen Etagen zwölf Hotelzimmer auf Dreisterneniveau entstanden.
Den Behörden wand Konrad Hummler ein Kränzlein: Es sei möglich gewesen, aus Altem etwas Neues zu machen. So verfügt das 1690 erbaute Haus nun beispielsweise über einen Lift. Zu den geladenen Gästen gehörten am Freitagabend unter anderen Frau Landammann Marianne Koller sowie weitere Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Militär. Ihnen nannte Konrad Hummler den Beweggrund für sein Engagement in Speicher und zitierte hierfür das Gedicht «Herbsttag» von Rainer Maria Rilke. Er habe einen «wahrlich grossen Sommer» gehabt, sagt er. Nun bleibe ihm aber nicht mehr unbeschränkt Zeit. Deshalb wolle er jetzt der Umwelt, in der er gelebt habe, etwas zurückgeben. Seine Wahlheimat Appenzell Ausserrhoden drohe zum inhaltslosen Schlafkanton zu werden. Mit punktuellen Eingriffen müsse Gegensteuer gegeben werden. Er nahm auch zur aktuellen Diskussion über den Umgang mit der alten Bausubstanz im Kanton Stellung. «Weniger ist mehr», meinte er. Der Kapitalbedarf für den Erhalt der Bausubstanz sei enorm. Man solle sich auf die Gebäude konzentrieren, die unbedingt erhalten werden müssten.
Bevor Konrad Hummler die Tafel aufhob, sangen die Anwesenden, begleitet vom Jodelchörli Speicher, das Ausserrhoder Landsgemeindelied. Und das in der Johann-Heinrich-Tobler-Stube, benannt nach dem Komponisten des Liedes.