Der Agropreis würdigt Innovationen in der Landwirtschaft. Zu den vier Nominierten gehört die IG Appenzeller Obst mit ihrem Bschorle.
Martin Brunner
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Will die Landwirtschaft erfolgreich und rentabel bleiben, so muss sie innovativ sein. Das wusste auch Fredi Klee aus Oberegg, als er sich um eine sinnvolle Verwertung des Appenzeller Obstes bemühte. Daraus resultierte die IG Appenzeller Obst. Sie liefert den Rohstoff für das Bschorle und einen Balsamico. «Es ist zwar schön, wenn wir für Hochstammobstbäume vom Bund Geld bekommen», sagte Klee an der Pressekonferenz zum Agropreis auf dem Hof der Familie Lang in Oberegg. «Viel wichtiger ist, dass wir unser Obst verwerten können.» Und wie, denn die Beliebtheit von Bschorle und Balsamico nehmen ständig zu. Das ist für ihn eine besondere Wertschätzung gegenüber der Natur und hilft den Bauern bei der Steigerung ihrer Wertschöpfung. Seine Idee überzeugte auch die Jury des Agropreises. Dieser wird seit 25 Jahren ausgeschrieben, um innovative landwirtschaftliche Projekte in den Vordergrund zu rücken. «Das Appenzeller Obst gehört von den 60 eingereichten Projekten zu den vier Nominierten», sagte das Jurymitglied Markus Reutimann. «Es überzeugte uns, weil es zielorientiert ist. Viele Bauernfamilien sind involviert und es nützt einer ganzen Region. Zudem werden dadurch die Hochstammobstbäume gepflegt und erhalten.»
An der IG Appenzeller Obst, unter der Leitung von Fredi Klee, wird es nun liegen, für ihr Appenzeller Obst die Werbetrommel zu rühren. Zwar wird eine Jury unter den vier Nominierten jenes Projekt auswählen, das den Hauptpreis von 25000 Franken bekommt. Beim Leserpreis hingegen kann sich die Bevölkerung aktiv beteiligen, online abstimmen und 5000 Franken gewinnen (Info am Textende). An der Preisverleihung vom 2. November in Bern geht es um den Publikumspreis. Dort gilt es, sich möglichst gut zu präsentieren, um ebenfalls 5000 Franken zu gewinnen. «All dies wird eine grosse Herausforderung, die wir gerne annehmen», betonte Klee.
Das Obst hatte im Appenzellerland schon immer eine wechselvolle Geschichte, wie der Historiker und Ständeratspräsident Ivo Bischofberger ausführte. Vor 1800 seien in den Quellen nur spärliche Hinweise auf das Obst zu finden. Damals sei vor allem für den Eigenbedarf produziert worden. Das habe sich aber mit den Hungersnöten von 1770/71 und 1816/17 geändert. Obstbäume seien vermehrt gepflanzt worden. Er erwähnte sogar eine Zeitschrift von 1837, die sich speziell mit dem Obst im Appenzellerland beschäftigt habe. Das Obst habe aber weiterhin einen schweren Stand gehabt, weil lange Zeit die Stickerei ertragreicher gewesen sei. Trotzdem fand er Quellen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts von einer grossen Menge Obstbäumen berichten. Dass nun heute das Appenzeller Obst wieder in den Vordergrund rückt, freute ihn als Innerrhoder und Oberegger besonders. Deshalb bezeichnete er die Zusammenarbeit zwischen den Obstbauern, der Mosterei Kobelt und der Brauerei Locher, die das alkoholfreie Getränk mit Obst und Bier kreiert hat, als einen Glücksfall.
Hinweis
Abstimmen für Leserpreis unter: www.schweizerbauer.ch/vermischtes/agropreis .