Kirchenfusion nimmt Gestalt an

LICHTENSTEIG. Mit dem Zusammenschluss zur Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Mittleres Toggenburg wollen die evangelischen Christen in Krinau, Lichtensteig und Wattwil frischen Wind und Vielfalt ins Kirchenleben bringen.

Tanja Trauboth
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Heinrich Zweifel, Präsident der Kirchgemeinde Lichtensteig, erläuterte an der Informationsveranstaltung die Gründe, die für eine Fusion der evangelischen Kirchgemeinden Wattwil, Lichtensteig und Krinau sprechen. (Bild: tra)

Heinrich Zweifel, Präsident der Kirchgemeinde Lichtensteig, erläuterte an der Informationsveranstaltung die Gründe, die für eine Fusion der evangelischen Kirchgemeinden Wattwil, Lichtensteig und Krinau sprechen. (Bild: tra)

Am Montag stellten die Verantwortlichen aus den Arbeitsgruppen die Modalitäten und Verträge für den Zusammenschluss der drei evangelischen Kirchgemeinden Krinau, Lichtensteig und Wattwil vor. Einzelne Stühle blieben leer im evangelischen Kirchgemeindesaal Lichtensteig, aber die Wattwiler Kirchgemeindepräsidentin Esther Bruderer freute sich, dass so viele gekommen waren.

Es sei viel Arbeit gewesen, bis die 18 Seiten starke, klein gedruckte Broschüre mit allen Informationen und Unterlagen zum Zusammenschluss erarbeitet war. Bis zum 15. Dezember läuft nun die Vernehmlassung. Im März 2011 kommt der Zusammenschlussvertrag zur Abstimmung. Bei Annahme erfolgt im Herbst 2011 die erste gemeinsame Kirchbürgerversammlung.

An der Kirchbürgerversammlung wird dann über die neue Kirchgemeindeverordnung abgestimmt und die Mitglieder des Kirchenvorstands der neuen Kirchgemeinde wählen.

Vielfalt und Wandel

Die Kirchgemeindeordnung regelt die Organisation der neuen Kirchgemeinde und damit auch das kirchliche Leben. Sie beruht auf gesetzlichen und kirchenrechtlichen Vorgaben. Unter anderem bestimmt sie, dass sich die Kirchgemeinde ein Leitbild gibt. Anna Barbara Wickli aus Krinau stellte es an der Versammlung vor.

Das Leitbild hält die Vorteile der Kirchenfusion fest, gibt aber vor, dass die Traditionen und Werte der einzelnen Kirchgemeindeteile erhalten bleiben. Heinrich Zweifel, Präsident der Kirchgemeinde Lichtensteig, liess an der Versammlung noch einmal die Motive für den Zusammenschluss Revue passieren. Gemeinsam könnten die evangelischen Christen trotz rückläufiger Kirchenmitglieder vielfältigere Aktivitäten anbieten wie bisher und dem gesellschaftlichen Wandel gerecht werden.

In der grösseren Kirchgemeinde wird zum Beispiel Erwachsenenbildung möglich, für die in den kleinen Gemeinden keine Ressourcen bestanden haben. Paare aus Wattwil oder Lichtensteig können in der schmucken Krinauer Kirche heiraten oder ihr Kind taufen lassen. Der Wattwiler Kirchenbus steht in Zukunft allen zur Verfügung. Alle Gebäude der einzelnen Teilkirchgemeinden gehen in das Inventar der neuen Kirchgemeinde ein. Die Finanzen nehmen in der Vernehmlassungsbroschüre nur eine einzige Seite ein.

Hier werde sich kaum etwas ändern, sagte Hanspeter Schmid, Kirchenverwaltungsrat von Wattwil. Finanzieller Druck sei kein Grund für den Zusammenschluss gewesen.

Attraktiver Arbeitgeber

Die grössere Kirchgemeinde biete interessantere Arbeitsplätze und habe deshalb bessere Chancen gutes Personal zu bekommen, sagte Zweifel. Bewerber für Pfarr- oder Diakoniestellen könnten Teilzeit und in ihren Spezialgebieten arbeiten. Die neue Kirchgemeinde Mittleres Toggenburg wird über 500 Stellenprozente verfügen.

Mehr als die Hälfte davon sind für Pfarrpersonen reserviert. Derzeit sind dies Rainer Pabst in Wattwil und Daniel Klingenberger in Krinau und Trix Gretler, die demnächst ins Lichtensteiger Pfarrhaus einzieht. In allen drei Kirchen werden auch nach dem Zusammenschluss regelmässig Gottesdienste stattfinden.

Das im Vernehmlassungsentwurf vorgestellte Programmangebot bietet allen Bevölkerungsgruppen etwas. Neben den Jugendlichen und Frauen sind auch die Männer angesprochen.

Sie sollen besonders gefördert werden. Eine weitere umworbene Gruppe sind die Jungseniorinnen und Jungsenioren. Sie sollen ihr Wissen und ihr örtliches Beziehungsnetz in das Kirchenleben einbringen. Die neue Kirchgemeinde will dazu die Kontakte zu anderen Konfessionen und Religionen beibehalten und verstärken.

Sollten die Kirchbürger aus einer der fusionswilligen Kirchgemeinden den Zusammenschlussvertrag bei der Abstimmung im März 2011 ablehnen, wird eine neue Kirchgemeindeordnung mit den zwei verbleibenden Gemeinden aufgesetzt.

Wenn zwei oder alle drei ablehnen, wird das Projekt Kirchenzusammenschluss hinfällig.