Herisauer spielt die Hauptrolle in Bern

Diesen Samstag feiert das Stück «Die Deutsche auf dem Dorf», nach einem Roman des Schweizer Schriftstellers Lukas Hartmann, im Berner Theater an der Effingerstrasse Premiere. Die Hauptrolle im Stück spielt der 34jährige Oliver Daume, ein gebürtiger Herisauer.

Chris Gilb
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Oliver Daume als Simon Wegmüller (Mitte) mit seinen Jugendfreunden aus dem Emmentaler Dorf. (Bild: Severin Nowacki)

Oliver Daume als Simon Wegmüller (Mitte) mit seinen Jugendfreunden aus dem Emmentaler Dorf. (Bild: Severin Nowacki)

HERISAU Alles begann mit dem Film Fight Club. An einem freien Nachmittag im Jahr 1999 sah ihn sich Oliver Daume aus Herisau als einziger Zuschauer im Kino an. «Ich war von der schauspielerischen Leistung begeistert, irgendwie realisierte ich, dass es mehr als Fussball gibt und diese kreative Energie, die ich in mir fühlte, sich in der Schauspielerei entfalten kann. 2003 besuchte er deshalb die Schauspielschule in Zürich. Heute hat der 34-Jährige mindestens ein Engagement jährlich und lebt, nach einer Zwischenstation in Berlin, hauptsächlich in Zürich. Zuletzt stand Daume 2014 im Landschaftstheater Ballenberg mit dem bekannten Schauspieler Andrea Zogg im Stück «Via Mala» auf der Bühne.

Dreizehn und dreissigjährig

Am meisten Engagements hatte Daume aber bisher am Berner Theater an der Effingerstrasse. So kam es auch, dass der Herisauer fürs Stück «Die Deutsche auf dem Dorf» von Regisseur Markus Keller, nach einer Buchvorlage von Lukas Hartmann, kein Casting durchlaufen musste, sondern direkt angefragt wurde. Es ist seine bisher anspruchsvollste Rolle: «Ich stehe in den 15 Szenen des Stücks als Hauptfigur nahezu ununterbrochen auf der Bühne und habe keine Möglichkeit, mich kurz zur Erholung zurückzuziehen», sagt Daume. Im Stück spielt er Simon Wegmüller, Hauptfigur und Erzähler in einem, wechselnd als Dreizehn- und Dreissigjähriger. «Während des Stücks muss ich immer wieder zwischen den zwei Zeitebenen der gleichen Figur wechseln, auch meine Stimme und Mimik muss sich dann jeweils dem Alter anpassen, was gar nicht so einfach ist», sagt Daume. Das Stück beginnt aus der Perspektive des 30jährigen Wegmüller, der anerkannte Musikwissenschafter wird von einer Schuld geplagt. Mit zwei Freunden hat er als Jugendlicher im Heimatdorf im Emmental Ende der 60er-Jahre einen Mord begangen. Ihr Opfer war ein deutscher Transvestit, von dem sie annahmen, es könnte in Wahrheit Hitler sein, da sie glaubten, dieser sei nach dem Krieg in der Schweiz untergetaucht. Als Erwachsener macht sich Simon nun auf die Spurensuche nach der wahren Geschichte des Toten.

Hochaktuelles Thema

«Das Thema des Stücks ist gerade im Kontext zu den Ergebnissen der zurückliegenden Wahl hochaktuell», sagt Daume. Die Angst vor dem Fremden im kleinen Dorf, die Vorurteile, die das Handeln der Bewohner bestimmen, alle diese Aspekte würden das Stück inhaltlich interessant machen. Zudem schätze er es, mit einem solch spannenden Schauspieler wie dem Basler Gilles Tschudi auf der Bühne zu stehen. Tschudi, der unter anderem die Rolle des Marcel Ospel im Film Grounding über den Untergang der Swissair spielte, übernimmt die Rolle des deutschen Transvestiten im Schweizer Dorf. Nebst seiner Arbeit als Schauspieler ist Daume journalistisch tätig, unter anderem fürs Vice-Magazin.

Sein Traum sei, irgendwann auf den richtig grossen Bühnen zu spielen. Bis 26. November ist Oliver Daumes Bühne aber vorerst sechsmal pro Woche das Theater an der Effingerstrasse in Bern.