Handel mit dem kostbarsten Gut

Seit fast fünf Jahren gibt es auch in Herisau eine etwas andere Tauschbörse: Eine Zeitbörse. Immer mehr Leute machen von dem Angebot Gebrauch, das auch die sozialen Kontakte fördert.

Martina Vetsch
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HERISAU. Zeit geben und Zeit erhalten anstatt Geld ausgeben und Geld verdienen. Zeitbörsen ermöglichen es Menschen, eine Alternative zu Münzen und Noten zu testen. Das Prinzip ist einfach: Jeder, der auf der Plattform dabei ist, bietet selber Dienstleistungen an und kann dafür Hilfe in Anspruch nehmen. Ob dies ein Kochkurs im Tausch gegen Kinderhüten oder Einkäufe erledigen gegen eine Massage ist, spielt keine Rolle.

Keine «Zeitpolizei»

Die Regionalgruppe Zeitbörse Herisau wird von der Stiftung Benevol St. Gallen getragen. Mitglieder sind mit einem Pseudonym im System registriert. Auf der Webseite können sie Dienste in Anspruch nehmen und anbieten. Dabei wird ihnen entweder Zeit gutgeschrieben oder abgezogen. Einzigartig an der Zeitbörse ist, dass es keine «Zeitpolizei» gibt. Wenn zum Beispiel jemand 20 Stunden im Minus ist, geschieht nichts. Erst nach auffällig langanhaltender «roter Zeit» fragt die Regionalsektion nach.

Austausch über die Grenze

Einmal pro Monat treffen sich die Mitglieder der Herisauer Börse. «Dabei geht es vor allem um das Soziale», erzählt Ursi Häberli, Mitglied des Regionalteams Herisau. Man tauscht sich aus, erfährt, ob jemand Hilfe benötigt, bringt Wünsche an und knüpft Kontakte.

Die Zeitbörse plant, sich mit ähnlichen Organisationen zu vernetzen: «So hätten wir noch mehr Möglichkeiten zur Verfügung und könnten das Angebot vergrössern», sagt der Technikverantwortliche Martin Gerber. Aber auch mit der jetzigen Situation ist Ursi Häberli zufrieden: «Es macht Freude, Menschen dazu anzuregen, das Geld einmal beiseite zu lassen.»

www.zeitboerse.ch