Der deutsche Schauspieler Volker Ranisch lebt zeitweise in Mosnang. Am Sonntag las er in Bazenheid aus seinem Weihnachtsprogramm.
BAZENHEID. Bei seinem Weihnachtsprogramm montierte Ranisch Texte aus Weihnachtsbriefen von Rainer Maria Rilke an seine Mutter mit Ausschnitten aus Briefen italienischer Kinder an den Weihnachtsmann, an Santa Lucia oder die Befana. In der italienischen Tradition bringen alle drei den Kindern zu Weihnachten ihre Geschenke. Mit dieser Auswahl lud Ranisch die Zuschauer zu einer Reise in andere Welten ein. Das war einmal das Italien um 1900, das Rilke bereiste. Auf der anderen Seite erschien unsere moderne Welt, so wie sie zwischen den Zeilen der teils naiven, teils erstaunlich realistischen Wunschbriefe der kleinen italienischen Kinder zum Ausdruck kam.
Von Rilke ist bekannt, dass seine Mutter ihn schon als Kind stark an sich selber binden wollte und der spätere Poet zeitweilig Fluchttendenzen zeigte. Seine lebenslange Reiselust wurde immer wieder vor der Weihnachtszeit unüberwindbar, wie seine Briefe zeigten. Die Distanzen zu München, wo die Mutter wohnte, wurden von Jahr zu Jahr grösser. War es im einen Jahr Capri, von wo der unabdingbare Weihnachtsbrief abgeschickt wurde, so war es im nächsten Jahr Tunesien. Waren die Briefe anfangs wortreich und mit vielen Schnörkeln versehen, so war es am Ende nur noch eine Postkarte. Auch verwendete Rilke viel Tinte auf den Sachverhalt, dass seine Geschenke recht bescheiden waren, zu spät eintrafen und schliesslich, den Umständen zufolge, ganz unterblieben.
Ganz anders die Kinder. Sie sprechen mit dem Weihnachtsmann Klartext. So protestiert Luca unter dem Titel «Nicht wie letztes Jahr»: «Ich habe mir von dir eine Autobahn gewünscht, und dann war es ein Notizbuch.» Ein anderer vertraut ihm an, seine Klassenkameraden glaubten nicht, dass der Weihnachtsmann die Geschenke bringe. Er schon. Am besten lasse er ihm subito ein grosses Weihnachtsgeschenk zukommen – dann sei endlich klar, wer recht habe. Es wurden auch Briefschreiber zitiert, welche die Realität unserer an Weihnachtswundern armen Welt aufzeigten: Kranke Kinder wünschten sich Befreiung von Schmerzen, arme ganz einfach von der Armut. Oder jener süditalienische Luca, der sich zu Weihnachten ein Maschinengewehr wünschte, um endlich mit den Kriminellen ein für allemal aufzuräumen. Man darf sich jetzt schon auf seinen Auftritt von Mitte März 2014 in der Tonhalle Wil freuen, wo er Heinrich Manns Novelle «Professor Unrat» als literarisches Solo-Kabinettstück aufführen wird. (pd)