Die sogenannten Edelweisshemden liegen schweizweit im Trend. Vermählt mit dem Libero-Hemd des Toggenburger Hemdenmachers Kauf, hat das bäuerliche Kleidungsstück das Potenzial zum neuen Klassiker.
EBNAT-KAPPEL. Die Imagekampagne war ein Hingucker: «Gut, gibt's die Schweizer Bauern», sagten vor zehn Jahren Schweizer Prominente wie TV-Star Michelle Hunziker, Gourmetkoch Philippe Rochat oder Fussballtrainer Köbi Kuhn. Auf Plakaten trugen sie alle ein Edelweisshemd und betonten damit die Bedeutung und die Leistungen der Schweizer Bauernfamilien. Ob anthrazitgrau oder hellblau – in der Folge entwickelte sich das Hemd von der Arbeits- und Freizeitkleidung im bäuerlichen Umfeld hin zum universellen Ausdrucksmittel für eine Zugehörigkeit zur ländlichen Schweiz. Und als gegen Ende vergangenen Jahres eine Lehrerin ihren Schülern untersagte, Edelweisshemden zu tragen, trat sie damit eine unvergleichliche Sympathiekundgebungswelle los: National- und Kantonsräte tagten im Bauernlook, Experten beschwörten die Swissness, und ganze Schulklassen posierten im blauen Hemd. Edelweiss ist definitiv en vogue.
Diesen neuerlichen Boom konnte Michael Kauf, Hemdenfabrikant in Ebnat-Kappel, natürlich nicht vorhersehen, als er schon 2014 den Kauf-Klassiker aus den Siebzigerjahren, das Libero-Hemd, mit dem Edelweiss-Design vermählte. Kauf war zuvor aufgefallen, dass Schwinger aus dem Bernischen oder der Zentralschweiz zu ihrem Sport gerne eines seiner unifarbenen Jersey-Hemden mit Kent-Kragen trugen, die sie besonders für ihre Bewegungsfreiheit und ihre Qualität schätzten. Übrigens: Für die berühmte Bewegungsfreiheit des Libero-Hemds sorgt ein einst patentierter Schnitt: Ärmel und Nackenteil sind aus einem einzigen Stück Stoff. Die Ostschweizer Schwinger indessen bevorzugten Edelweisshemden aus Barchent mit Stehkragen.
Naheliegend, dass das Toggenburger Unternehmen die Vorteile beider Kleidungsstücke kombinierte und ein Schwinger-Libero-Hemd lancierte: bügelfrei, die sportliche Figur betonend, robust, funktional, als Kurz- oder Langarmhemd zu tragen und je nach Modell oder Bedarf mit Knöpfen oder Reissverschluss zu schliessen.
«Schon am Nordostschweizerischen Jodlerfest 2013 in Wattwil war mir aufgefallen, dass zwei von drei Besuchern ein Edelweisshemd trugen und damit ein Statement für Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit abgaben», sagt Michael Kauf. «Das Edelweiss-Design hat heute weit mehr als Brauchtums- und Trachtencharakter. Wer es trägt, der zeigt eine tiefe Verwurzelung mit unserem Land.» Bereits in den Siebzigerjahren, als das Libero-Hemd erstmals auf den Markt kam, hatte es mit seinem körperbetonten Schnitt voll den Zeitgeist getroffen. Bis Ende der Achtzigerjahre war das Modell ein festes Umsatz-Standbein des Toggenburger Hemdenherstellers. Libero-Hemden waren ein fester Bestandteil der Businessgarderobe. Bis heute existiert eine treue Libero-Fangemeinde. Musterschutz, Patent, exklusives Material, neuer Style formten das Konzept zu einer Erfolgsstory, womit Kauf teilweise heute noch identifiziert wird.
Swissness ist in: Filme wie «Heidi» oder «Schellen-Ursli» locken das Publikum scharenweise ins Kino, Volksmusik ist die neue Popmusik, und auch in Deutschland lässt sich beobachten: Kein Volksfest ohne Besucher in Lederhose und karierten Hemden in Rot oder Blau. Michael Kauf ist überzeugt: «Das Edelweiss-Design ist mit Sicherheit keine Eintagsfliege.»