Bildung
Schule Waldstatt führt zum ersten Mal einen Energietag durch: «Es ist wichtig, unseren Kindern den richtigen Umgang mit Energie und Nachhaltigkeit vorzuleben»

Die Waldstätter Oberstufenschülerinnen- und Schüler setzten sich einen Tag lang mit dem Thema Energie und Nachhaltigkeit auseinander. Regierungsrat Alfred Stricker sowie Urs Alder, Präsident Industrie AR, haben die Jugendlichen an diesem Tag begleitet.

Felicitas Markoff
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Links steht Vreni Kölbener, Schulleiterin Waldstatt und neben ihr Urs Alder, Präsident Industrie AR, vorne sind die Oberstufenschülerinnen- und Schüler zu sehen, die sich rund um das Stromvelo versammelt haben und ganz rechts steht Regierungsrat Alfred Stricker, Vorsteher Departement Bildung und Kultur.

Links steht Vreni Kölbener, Schulleiterin Waldstatt und neben ihr Urs Alder, Präsident Industrie AR, vorne sind die Oberstufenschülerinnen- und Schüler zu sehen, die sich rund um das Stromvelo versammelt haben und ganz rechts steht Regierungsrat Alfred Stricker, Vorsteher Departement Bildung und Kultur.

Bild: Felicitas Markoff

Das Thema Energie beschäftigt die Gesellschaft: Ob es sich um Fragen der Versorgungsknappheit und der zukünftigen Energieversorgung generell handelt oder ob die Abhängigkeit aufgrund der aktuellen Weltlage in den Fokus gerückt ist: Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Gesellschaft nicht mit derartigen Fragen konfrontiert wird. Die Ausserrhoder Volksschulen wollen und müssen sich ebenfalls mit diesen Fragen auseinandersetzen und der nachhaltigen Entwicklung und dem technologischen Wandel Rechnung tragen, die das Leben seit rund zwei Jahrzehnten in grossem Masse verändern.

Die Oberstufe Waldstatt führte am Donnerstag zum ersten Mal den Energietag durch. Im Klassenzimmer fragt die Lehrerin ihre Schülerinnen und Schüler: Wie könnt ihr im Alltag Energie sparen? Die Lehrerin wählt eine Schülerin aus und diese sagt: «Eine Einkaufstasche selbst mitbringen, anstatt eine im Laden zu kaufen.» Die Lehrerin nickt und erklärt, dass Menschen oft nur übers Portemonnaie dazu gebracht werden können, etwas zu ändern und dazuzulernen. Dabei spielt sie die fünf Rappen Plastiksäckli an, die früher noch gratis erhältlich waren. Eine andere Schülerin sagt, man könne nur kurz Duschen oder alle Stecker rausziehen, statt den Stand-by-Knopf zu drücken.

Energie Impuls Industrie Appenzellerland

Das in 2020 lancierte Projekt «Bildung für nachhaltige Entwicklung» beinhaltet auch den sorgsamen Umgang mit Energie. In Zusammenarbeit mit der Ausserrhoder Industrie entstand im Rahmen ihres Projekts «Energie Impuls Industrie Appenzellerland» die Idee eines kantonalen Energietages. Gleichzeitig erfahren die MINT-Fächer (Medien, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) an der Volksschule eine willkommene Aufwertung. Die längerfristige engere Verbindung von Schule und Industrie reiht sich in die bildungsmässigen Schwerpunkte im Regierungsprogramm 2019-2023 zum nachhaltigen Umgang mit Ressourcen ein.

In Zusammenarbeit mit dem Amt für Volksschule und Sport und der Industrie AR greift die Schule Waldstatt mit verschiedenen Aktivitäten das Thema Energie auf. Alfred Stricker, Regierungsrat und Vorsteher des Departements Bildung und Kultur, hat die Jugendlichen während des Energietags besucht und sagt:

«Die Kinder sollen mit Freude und Leidenschaft an dieses Thema herangehen, bis es bei ihnen ‹Klick› macht.»

Auch Urs Alder, Präsident Industrie AR, war an diesem Tag vor Ort und hat die Jugendlichen begleitet.

Für so ein Projekt braucht es den richtigen Zeitpunkt

Im Mittelpunkt steht die Sensibilisierung der Lernenden für eine nachhaltige Entwicklung und ihren persönlichen Beitrag. Verschiedene Aktivitäten haben nicht nur in der Schule Waldstatt, sondern auch an den Schulen in Wolfhalden, Heiden, Wald, Herisau, Urnäsch und im Tipiti in St.Gallen stattgefunden. Der Energietag wurde nicht nur an diesen Schulen veranstaltet, sondern im gesamten Kanton Appenzell Ausserrhoden. Die Schulen haben damit am Energietag einen Unterrichtsschwerpunkt gesetzt und ein selbst gewähltes Thema bearbeitet – oder aus der Ideensammlung des Kantons eine Aktivität ausgewählt. Die Nachhaltigkeit soll sich auch darin zeigen, dass das Thema nun über das ganze Jahr hinweg immer wieder aufgegriffen wird und weitere pädagogische Umsetzungen aus der Ideensammlung einfliessen. Alfred Stricker sagt:

«Das Ziel des Energietags ist es, dieses Thema von allen Seiten zu betrachten.»

Das Projekt Energietag ist eine Premiere. Dafür hat die Industrie AR vorgängig einen Aufruf gestartet und die Unterlagen verschiedenen Schulen zur Verfügung gestellt. Die Schule Waldstatt hat sich daraufhin sofort zu Wort gemeldet und sich sehr für den Energietag engagiert. Bruno Eisenhut, Geschäftsführer Industrie AR, sagt: «Für so ein Projekt braucht es den richtigen Zeitpunkt.» Die Ausgangslage sei gut gewesen und mit den engagierten Lehrpersonen hat sich das Projekt schnell realisieren lassen.

Wie spare ich Strom im Alltag? Diese Schülerin weiss es.

Wie spare ich Strom im Alltag? Diese Schülerin weiss es.

Bild: Felicitas Markoff

Handyakku mit Stromvelo aufladen

Bei Oberstufenlehrer Elbulan Elmazi lernen die Jugendlichen zum Beispiel, wie Energie umgewandelt wird und welche Energieformen es gibt. Neben der Theorie stehen aber auch sportliche Aktivitäten auf dem Tagesplan. Denn im Gang des Oberstufenschulhauses steht ein aussergewöhnliches Stromvelo. Wer hier kräftig in die Pedale tritt, lädt zwei Akkus auf. Auch Alfred Stricker sieht die Gelegenheit und setzt sich freudig auf das Stromvelo und gibt Gas. Was ein Jule ist oder wie viel eine Kilowattstunde beträgt, sei für die Jugendlichen am Anfang noch schwierig gewesen. Der Oberstufenlehrer sagt:

«Die Kinder können so errechnen, wie lange sie Velo fahren müssen, um beispielsweise ein Handy vollständig zu laden

Die Oberstufenschülerinnen- und Schüler bekommen während des Energietags die Aufgabe, einen Bausatz zu basteln. Bei dieser Arbeit wird eine Solarzelle an einen Elektromotor angehängt, damit sich das Windrädli beginnt zu drehen. Cornelia Studer, Oberstufenlehrerin, findet es besonders schön, dass die Kinder mit ihren Bausätzen herumexperimentieren. Urs Alder sagt:

«Es freut mich, dass unsere Volksschule beim Energietag mitmacht und die Jugendlichen für dieses Thema sensibilisiert werden.»

Denn Energie sei nicht selbstverständlich und man könne sich nie früh genug damit befassen. Urs Alder schätzt es sehr, dass er die Jugendlichen an diesem Tag begleiten darf und ihm sei bewusst, dass der Funke für das Thema Energie nicht nur beim Kanton, den Gemeinden und der Industrie rüber springen müsse.

Während des Energietags müssen die Jugendlichen auch ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen.

Während des Energietags müssen die Jugendlichen auch ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen.

Bild: Felicitas Markoff

«Oft sind es, die Lehrpersonen den Funken auffangen müssen», erklärt Vreni Kölbener, Schulleiterin Waldstatt. Sie sei froh, dass ihr Oberstufenlehrerteam sich dem Projekt angenommen habe. Die Schulleiterin sagt:

«Nachhaltigkeit wird zu einem ständigen Thema, wir müssen dranbleiben.»

Auch die Schule könnte zum Beispiel energietechnisch verbessert werden, aber es würde oft an den Finanzen scheitern. «Es ist wichtig, unseren Kindern den richtigen Umgang mit Energie und Nachhaltigkeit vorzuleben», sagt Nicole Rissi.

Mit Fotovoltaikanlagen den Energieverbrauch sicherstellen

Urs Alder sagt: «Die Industrie in Waldstatt hat viele Deckenflächen zur Verfügung, die man für erneuerbare Energien optimal nutzen könnte.» Passend zum Thema dürfen die Oberstufenschülerinnen und Schüler die Firma Blumer Techno Fenster AG besuchen. Thomas Holderegger, Mitinhaber der Blumer Techno Fenster AG, erläutert den Jugendlichen in einem spannenden Vortrag die Wichtigkeit von erneuerbaren Energien. Im Anschluss dürfen die Jugendlichen in kleinen Gruppen die Fotovoltaikanlage auf dem Firmendach betreten. Holderegger erklärt ihnen, wie sie funktioniert und wie viel Strom sie produziert. Er sagt: «Würden 50 Prozent aller Hausdächer mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet werden, würde das den gesamten Energieverbrauch für die Schweizer Bevölkerung sicherstellen.»