500 Kostüme für einen Abend

Die Kostümbildnerin Eva Butzkies hat viel zu tun. Für das Jubiläums-Festspiel «Der dreizehnte Ort» in Hundwil entwirft und beschafft sie sämtliche Kostüme. Eine Kostprobe des Spektakels wird heute bei der Eröffnungsfeier in Heiden gezeigt.

Julia Nehmiz
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Die Kostüme fest im Blick – Eva Butzkies kleidet die 180 Mitwirkenden ein. (Bild: Roman Hertler)

Die Kostüme fest im Blick – Eva Butzkies kleidet die 180 Mitwirkenden ein. (Bild: Roman Hertler)

HUNDWIL. Kalt ist es im Hundwiler Schutzraum. Hinter den dicken Mauern ist der Festspiel-Fundus untergebracht. Kostümbildnerin Eva Butzkies hat mehrere Garderobenständer aufgestellt, viele Sakkos, Anzughosen und Stickereikleider hängen neben historischen Armeemänteln. An der Wand die Fotos der 180 Mitwirkenden neben skizzierten Figurinen. Nichts wird dem Zufall überlassen.

«Ich möchte, dass meine Darsteller gut angezogen sind und sich in ihren Kostümen wohl fühlen», sagt Butzkies. Kostüme wirkten nicht nur nach aussen, sondern auch nach innen. «Das Kostüm soll helfen, besser in die Rolle schlüpfen zu können.»

Kostüme aus dem Brockenhaus

Seit einem Jahr ist die Wahl-Baslerin mit den Vorbereitungen für «Der dreizehnte Ort» beschäftigt. Unzählige Vorgespräche hat sie mit Regisseurin Liliana Heimberg und Autor Paul Steinmann geführt, gemeinsam Konzepte erarbeitet. Es ist die erste Zusammenarbeit zwischen Butzkies und Heimberg, und gleich eine enge. Seit Februar wohnen die beiden in einer Hundwiler Ferienwohnung, und «reden von morgens bis nachts über die Produktion», wie Butzkies lachend anmerkt. Es gebe viel zu tun.

Die 35-Jährige klappert sämtliche Brockenhäuser der Region ab auf der Suche nach Kostümteilen. Alles herstellen zu lassen, würde den finanziellen Rahmen sprengen. «Das meiste kaufe ich günstig ein oder leihe es von Kostümverleihen und Theatern aus der ganzen Schweiz», sagt Butzkies. Nur Kostümteile, die nirgends aufzutreiben sind, werden von Marie-Theres Büchler und ihren freiwilligen Helferinnen genäht. «Die Kinderkostüme der <Hundwiler Hunde> kommen heute bei der Eröffnungsfeier in Heiden zum Einsatz», freut sich Butzkies. 120 Mitwirkende werden bei der heutigen Eröffnungsfeier erste Kostproben vorführen, um «gluschtig» zu machen.

Butzkies Konzept sieht für alle Mitwirkenden ein modernes Grundkostüm vor, das mittels verschiedener Accessoires verändert werden kann. «Durch einen Rock oder einen Hut wandelt sich das Erscheinungsbild.» Inspirieren liess sie sich vom Farbkonzept der in Trogen aufgewachsenen Avantgardekünstlerin Sophie Taeuber-Arp: schwarz-weiss, petrolblau, taubenblau, rot und gelb.

Seit zehn Jahren lebt Eva Butzkies in Basel. Aufgewachsen in einer Kleinstadt in Baden-Württemberg, kam sie erst durch die Berufsberatung auf die Idee, Kostümbild zu studieren. Am Studium reizte sie die künstlerische Arbeit mit Kopf und Händen. Bevor sie sich für einen der 30 Studienplätze bewarb, absolvierte sie ein Jahr lang Praktikas und merkte «ja, das ist toll». Nach dem Studium an der Fachhochschule Hannover kam sie ans Theater Basel als Kostümassistentin, während des zweijährigen Engagements entstanden erste eigene Arbeiten. Seitdem arbeitet sie als freischaffende Kostümbildnerin. «Im Moment habe ich mehr Anfragen als ich Aufträge annehmen kann», sagt sie erfreut.

Biberli und Schlorzifladen

Doch jetzt ist sie voll im Einsatz für das Hundwiler Festspiel. Sie freue sich, die hiesige Region nun richtig kennenlernen zu dürfen. Der Backkunst ist sie schon verfallen, sie schwärmt für Biberli und Schlorzifladen. Ihrer Tanzleidenschaft geht sie am Wochenende daheim in Basel nach, hier sei sie zu sehr mit Arbeit eingedeckt. Tagsüber sucht sie nach Kostümen, abends ist sie von 18 bis 22 Uhr auf den Proben.

Ein Anliegen hat Eva Butzkies noch: «Wir suchen noch junge Männer, die mitspielen wollen.» Und wer lieber hinter der Bühne aktiv sei – Helfer aller Art seien willkommen.

www.arai500.ch/festspiel

Bild: JULIA NEHMIZ

Bild: JULIA NEHMIZ