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Antonio Horta-Osório soll ein zweites Mal gegen Quarantäne-Regeln verstossen haben – um das Finalspiel in Wimbledon zu besuchen.
Der Neustart ist der Credit Suisse missglückt. Ein neuer Verwaltungsratspräsident hätte die Grossbank nach einer langen Serie von Skandalen in seriösere Gefilde führen sollen. Stattdessen geht es unter Antonio Horta-Osório weiter wie zuvor. Es folgt Skandal auf Skandal, Peinlichkeit auf Peinlichkeit.
Horta-Osório hat nicht nur einmal gegen Quarantäne-Regeln verstossen, wie bisher bekannt war. Sondern gleich zwei Mal. Einmal gegen schweizerische, ein zweites Mal gegen britische. Und zwar, um bei einem Tennismatch in Wimbledon zuzuschauen. Das hat Reuters in Erfahrung gebracht. Gemäss der Nachrichtenagentur war Horta-Osório im Juli in Grossbritannien zu Besuch, um das Tennisfinale von Wimbledon miterleben zu können. Er ist selber begeisterter Tennisspieler. Nur stand die Schweiz da auf einer Quarantäne-Liste des Vereinigten Königreichs und er hätte sich nach seiner Ankunft zehn Tage lang isolieren müssen.
Dieses Fehlverhalten trägt der Credit Suisse nun wieder peinliche Schlagzeilen in der globalen Finanzpresse ein. Der Vorfall stelle das persönliche Urteilsvermögen des Präsidenten in Frage, schreibt die «Financial Times». Und die Nachrichtenagentur Bloomberg meint, es entstehe der Eindruck, dass Horta-Osório nur seinen eigenen Regeln folge.
Die CS wollte sich auf Anfrage nicht dazu äussern.
Zuvor hatte Horta-Osório bereits in der Schweiz die Quarantäne-Regeln nicht eingehalten. Ende November war er eingeflogen. Kurz zuvor hatte die Schweiz bestimmt, dass nach Einreisen eine Quarantäne von 10 Tagen gilt. Horta-Osório war dennoch drei Tage später wieder in seinem Privatjet ausgeflogen.
Dieser Vorfall wurde vom Boulevard-Blatt «Blick» öffentlich gemacht und löste weltweite Schlagzeilen aus. In der Folge leitete die Credit Suisse eine interne Untersuchung ein, unter Aufsicht ihres Chefjuristen Romeo Cerutti. Diese Untersuchung hat nun den zweiten Regelverstoss von Horta-Osório zu Tage gefördert.
Die Credit Suisse macht in alledem keine gute Figur. Sie hat sich einen Präsidenten geholt, der zu einem Kulturwandel aufrief. «Wir sind bestrebt, eine Kultur der persönlichen Verantwortung zu entwickeln, in der jeder Mitarbeiter im Herzen ein Risikomanager ist», sagte Horta-Osório im Juli. Doch im gleichen Monat verstiess er mit seinem Wimbledon-Besuch in Grossbritannien gegen die Quarantäne-Auflagen. Zugleich wirft es Fragen auf, wie die Regelverstösse den Weg in die Medien fanden.
Es wird spekuliert, dass dahinter ein Machtkampf steckt. Der CEO der Credit Suisse, Thomas Gottstein, wolle sich des Präsidenten entledigen. Dazu passt, dass im September in der Finanzpresse ein für Gottstein äusserst unvorteilhafter Artikel erschien. Er sei überfordert mit dem Posten des CEO und brauche Betreuung und Coaching seines Präsidenten. Hinter dem Artikel wurden Gefolgsleute von Horta-Osório vermutet.