Artenschutz
Halb Wolf, halb Hund: Bündner Wildhut schiesst möglichen Wolfshybriden

Die Bündner Wildhut hat vergangene Woche einen mutmasslichen Wolfshybriden im Churer Rheintal geschossen. Nun soll eine genetische Untersuchung Klarheit bringen.

André Bissegger
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Die Bündner Wildhut hat einen Wolf geschossen, der teilweise von einem Hund abstammen könnte.

Die Bündner Wildhut hat einen Wolf geschossen, der teilweise von einem Hund abstammen könnte.

Twitter Kt. GR

Hybridtiere, also eine Kreuzung verschiedener Arten, werden erlegt, damit sie sich nicht vermehren können. Das ist aus Sicht des Artenschutzes wichtig. Denn andernfalls könnte dies zu langfristigen negativen Folgen für die entsprechende Population führen. Das Jagdgesetz erlaubt daher, dass mutmassliche Hybriden in begründeten Verdachtsfällen von kantonalen Vollzugsbehörden erlegt werden.

Von diesem Recht hat die Bündner Wildhut Ende vergangener Woche in Absprache mit dem Bund Gebrauch gemacht: Sie hat einen mutmasslichen Wolf-Hund-Hybriden im Churer Rheintal erlegt. Verschiedene Hinweise hätten darauf hingedeutet, dass das männliche Tier mit sehr auffälliger, beigefarbener Fellfärbung aus dem Piemont über das Tessin nach Graubünden eingewandert sein könnte, teilte der Kanton am Freitag mit.

Der Kanton wurde bereits Ende 2021 über Nachweise eines beigefarbenen Wolfshybriden bei Domodossola informiert. Es soll sich dabei um einen abwandernden Nachkommen aus einer bekannten Wolf-Hund-Verpaarung im Piemont handeln.

Die Universität Lausanne untersucht nun eine DNA-Probe des Rüden, dessen Alter nicht bekannt ist. Diese soll Klarheit bringen, ob es sich beim Tier tatsächlich um einen Wolfshybriden handelt. Erste Resultate werden im Mai erwartet.

Walliser Wolf war kein Mischling

Bereits Ende Januar haben die Wildhüter des Kantons Wallis einen Wolf erlegt, der verdächtigt wurde, ein Hybride zu sein. Das Tier hatte eine auffallend dunkle Fellfärbung, wie die Walliser Behörden damals mitteilten. Aufgrund der Färbung und der Grösse des Tieres vermuteten die Fachleute von Kanton, Bund und der Fachstellstelle für das Monitoring der Grossraubtiere sowie europäischen Experten, dass es sich um einen Mischling aus einer Wolf-Hund-Paarung handeln könnte.

Das Tier wurde anschliessend im Tierspital Bern untersucht. Die Universität Lausanne und das Zentrum für Wildtiergenetik in deutschen Gelnhausen analysierten zudem die DNA. Dabei stellte sich heraus, dass das Tier ein genetisch reiner Wolf war. Er stammte aus der italienisch-französischen Population. Das Ergebnis zeige, dass die äusseren Merkmale in Wolfspopulationen italienischer Herkunft in grösserem Ausmass variieren könne als bisher angenommen.

Die Behörden und Fachleute gingen damals davon aus, dass es in der Schweiz bislang noch keine Wolf-Hund-Paarungen gab – im Gegensatz zu einigen Nachbarländern.