Die Titelseiten der Schweizer Zeitungen gehören ganz unserer Schweizer Nati. Der sensationelle Triumph gegen Frankreich ist Thema Nummer eins.
67 lange Jahre musste die Schweiz auf einen Viertelfinaleinzug an einer Endrunde warten. Ausgerechnet gegen die Fussballgrossmacht Frankreich, den Weltmeister, eine Mannschaft, die Starts gespickt ist, gelingt der Coup. Sensationell! So titelt der «Blick» nach dem nervenaufreibendem Penaltysieg über Les Bleus: «Liberté, Égalité, Viertelfinalé.» In einem Kommentar wird die Nati über den grünen Klee gelobt:
«Eine Leistung, die einfach nur stolz macht. Jetzt sind wir eine Grande Nation! Diese Moral, diese Mentalität, ein 1:3 gegen den Weltmeister aufzuholen. Einfach nur der Wahnsinn!»
Es sei der grösste Nati-Erfolg aller Zeiten, heisst es weiter. Zudem werden drei Personalien besonders hervorgehoben. Vladimir Petkovic habe nach einer turbulenten Startphase stets die Ruhe bewahrt. «Petkovic stand wie eine Eiche im Wind – und für ihn ist es ein ganz grosser Sieg.» Auch der Captain habe nach der Tattoo- und Figaro-Affäre «geliefert». Als dritte Person wird Pierluigi Tami, der Vorgesetzte vom Nati-Coach, thematisiert. Er habe alle Probleme im Hintergrund geschickt moderiert.
Im ersten Achtelfinal des Tages duellierten sich Spanien und Kroatien. Diese Partie wurde spektakulär in der Verlängerung entschieden. Doch die Nati habe mit ihrem Spiel nochmals einen obendrauf gelegt, meint «SRF». Es habe Drama, Spannung und Emotionen gehabt.
«Über dieses Spiel wird sich die Fussballschweiz noch lange unterhalten.»
Ricardo Rodriguez hätte in der 55. Minute das Skore auf 2:0 stellen können. Doch der Verteidiger scheitert, wie schon bei seinen letzten beiden versuchen. An diesen Moment und auf den französischen Doppelschlag wird im «SRF»-Bericht nochmals erinnert: «Rodriguez’ Glück war, dass seine Kollegen im Penaltyschiessen seinen Fehlschuss gleich fünffach ausmerzten.»
«Ein Spektakel bis zum grossen Ende», so titeln die «Tamedia»-Zeitungen. Man fragt sich, ob die Star-Spieler von Vereinen wie Real, Barcelona, Bayern, Paris St-Germain oder Chelsea verblüfft über die Stärke der Nati waren oder einfach nur arrogant.
«Was ist das für ein Abend. Was für ein Spiel. Was für ein Auftritt der Schweizer Mannschaft!»
Die CH-Media-Zeitungen sehen am 28. Juni eine «Art zweiter Nationalfeiertag, zumindest für Fussball-Fans». Es sei ein Datum für die Ewigkeit. Es sei ein Wahnsinn, denn fussballerisch seien die Franzosen auf jeder Position überlegen. «In diesem Spiel ist davon kaum etwas zu sehen.»
«Jetzt haben auch wir unser Sommer-Märchen.»
Man blickt auf den Viertelfinal vom Freitag. Der Gegner in St. Petersburg heisst Spanien. «Quasi der nächste Nationalfeiertag? Warum nicht.» Auch dort sei man Aussenseiter, aber man habe gelernt, wie man mit dieser Rolle umgehen könne. «Es ist also angerichtet für den nächsten Coup.» Dabei erinnert man sich an den WM-Auftakt 2010, als man den späteren Weltmeister mit 1:0 bezwingen konnte.
Die «NZZ» ordnet den Achtelfinal-Erfolg ebenfalls in einem Kommentar ein: «Der Erfolg Petkovics.» Für das Vertrauen an die Führungsspieler wie Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Haris Seferovic habe der Nati-Coach recht erhalten.
«Diese EM-Ausbeute 2021 wird mit seinem Namen in Verbindung bleiben – unabhängig davon, wie weit die Schweizer noch kommen.»
Ein Wermutstropfen bleibt nach der Partie. Nachdem sich Captain Granit Xhaka in der 76. Minute die zweite Gelbe des Turniers abholt, wird der 28-Jährige gegen Spanien fehlen. Wenn die Nati aber mit der gleichen Leidenschaft und Souveränität zu Werke geht, wird man sich davor nicht fürchten müssen. Freitag, 2. Juni 2021: Die nächste Möglichkeit, um Fussballgeschichte zu schreiben.