DFB-Pokal
Leipzig gewinnt das Duell der Spitzenteams – Auch Zweitligist Kiel folgt Dortmund ins Halbfinale und sorgt bei Regionalligist Essen für rote Köpfe

Leipzig schlägt Wolfsburg 2:0 und steht zum zweiten Mal im Halbfinale des DFB-Pokals. Zweitligist Holstein Kiel gewinnt derweil gegen den Viertligisten Essen 3:0 und steht erstmals unter den letzten Vier. Zu reden gab ein umstrittener Elfmeterpfiff.

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Leipzig - Wolfsburg 2:0 (0:0)

Yussuf Poulsen freut sich mit Alexander Soerloth über seinen Führungstreffer zum 1:0.

Yussuf Poulsen freut sich mit Alexander Soerloth über seinen Führungstreffer zum 1:0.

Keystone

(dpa/sim) Leipzig hat die Defensiv-Könige Wolfsburgs entthront und ist nur noch zwei Siege vom grössten Erfolg der Vereinsgeschichte entfernt. Die Sachsen gewannen am Mittwoch im Viertelfinale des DFB-Pokals 2:0 (0:0) gegen die zuvor acht Spiele ohne Gegentor gebliebenen Wölfe. Yussuf Poulsen (63.) und Hee-chan Hwang (88.) schossen Leipzig mit ihren Toren zum zweiten Mal nach 2019 ins Halbfinale. Für Poulsen, der dem VfL das erste Gegentor nach 818 Minuten bescherte, war es schon der fünfte Pokal-Treffer in dieser Saison.

Damit bietet sich den Leipzigern, die in der Bundesliga nur zwei Punkte hinter den Bayern liegen, eine weitere Titelchance in dieser Saison. Zumal der Rekordpokalsieger aus München gar nicht mehr im Wettbewerb vertreten ist. Die beiden seit Wochen so stark auftretenden Teams lieferten sich ein intensives, umkämpftes Spiel und unterstrichen, warum sie in der Bundesliga auf den Plätzen zwei und drei liegen.

Mit der stolzen Bilanz von acht Pflichtspielen ohne Gegentor war der VfL nach Leipzig gereist. Warum Wolfsburgs Keeper Koen Casteels so schwer zu bezwingen ist, bewies der Belgier in der elften Minute, als er mit einer Wahnsinnsparade den Kopfball von Christopher Nkunku noch entschärfte. Bei der zweiten Leipziger Grosschance hatte Casteels indes Glück, dass Justin Kluiverts Kopfball aus kurzer Entfernung eher einer Rückgabe glich (18.). Die Wolfsburger erwiesen sich indes als ein unbequemer Gegner.

Nur ein Ausrutscher von Wout Weghorst verhindert die Führung der Gäste in der 26. Minute. Der Niederländer setzte den Foulelfmeter weit über das Tor, als er ausgerechnet beim Schuss mit dem Standbein wegrutschte. Zuvor hatte der Video-Schiedsrichter eingegriffen, denn beim Schuss von Kevin Mbabu wurde er von Nkunku am Fuss getroffen. Weitere gute Möglichkeiten von Xaver Schlager (38.) und Renato Steffen (45.) entschärfte Leipzigs Keeper Peter Gulacsi.

Die zweite Hälfte begann wie die erste - mit einer Parade von Casteels, der beim Schuss von Poulsen die Oberhand behielt (51.). Wenig später war der Keeper dann aber doch geschlagen. Nach einem starken Konter und einem doppelten Doppelpass mit dem kurz zuvor eingewechselten Alexander Sörloth traf Poulsen mit einem abgefälschten Schuss. Wolfsburg versuchte noch einmal alles, mehr als eine Chance von Josip Brekalo sprang aber nicht mehr heraus (78.). Stattdessen machte Hwang alles klar.

Rot-Weiss Essen - Holstein Kiel 0:3 (0:2)

Der umstrittene Elfmeter: Alexander Mühling trifft souverän zur Führung für Holstein Kiel.

Der umstrittene Elfmeter: Alexander Mühling trifft souverän zur Führung für Holstein Kiel.

Keystone

(dpa/sim) Holstein Kiels Trainer Ole Werner stiess nach dem vereinshistorischen Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale nur einen kurzen Jubelschrei aus, der geschlagene Gegner Rot-Weiss Essen haderte mit einem Skandal-Elfmeter. Der Bayern-Schreck beendete das Cup-Märchen des Regionalligisten mit dem Schweizer Captain Marco Kehl-Gomez am Mittwoch an der Hafenstrasse und erreichte erstmals in der Vereinsgeschichte die Vorschlussrunde des DFB-Pokals. «Ich bin im Moment einfach nur platt und leer», sagte Kiels Fin Bartels, natürlich sei er aber auch glücklich nach dem 3:0 (2:0) gegen die Essener: «Wir stossen einmal an und trinken ein, zwei Bier.»

Im zweiten Viertelfinalversuch nach 2012 klappte es mit dem Einzug in die Vorschlussrunde. Die Kieler trafen gegen den forschen Aussenseiter vorentscheidend mit einem Doppelschlag innerhalb von 113 Sekunden durch Alexander Mühling (26./Foulelfmeter) und Janni Serra (28.). Allerdings war der Elfmeter–Pfiff zum 0:1 eine klare Fehlentscheidung, da Finn Porath im Strafraum im Rasen hängen geblieben und ausgerutscht und nicht von Gegenspieler Dennis Grote berührt worden war.

«Für mich ist das ein Riesen–Skandal», schimpfte Essens Vorstandschef Marcus Uhlig schon zur Pause bei Sky: «Da fragt man sich schon, ob da alle geschlafen haben. Und ich bin sicher: Wenn es den Elfer nicht gibt, fällt auch das 0:2 nicht.» Auch Trainer Christian Neidhart verstand nicht, warum der Video-Referee nicht eingriff, betonte aber: «Wir können alle ganz stolz sein auf die Pokalserie, die wir gespielt haben.» Für das dritte Gegentor sorgte Joshua Mees in der 90. Minute.

Essen, 1953 erster Pokalsieger nach dem Zweiten Weltkrieg und 1994 Finalist, verpasste es, trotz guter Leistung als zweiter Viertligist nach dem 1. FC Saarbrücken im Vorjahr ins Halbfinale einzuziehen.

Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund 0:1 (0:0)

Eiskalt vor dem Tor: Jadon Sancho lässt Gladbach-Goalie Tobias Sippel keine Chance.

Eiskalt vor dem Tor: Jadon Sancho lässt Gladbach-Goalie Tobias Sippel keine Chance.

Keystone

(dpa/sim) Borussia Dortmund hat mit dem 15. Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals seinem künftigen Trainer Marco Rose die Saison mit Borussia Mönchengladbach fast schon komplett verdorben. Am Dienstagabend gewann der BVB das brisante Viertelfinal-Duell 1:0 (0:0) und schaffte damit im dritten Anlauf erstmals einen Pokal-Erfolg in Gladbach. Jadon Sancho (66. Minute) nutzte in einem intensiven Spiel einen üblen Abspielfehler von Florian Neuhaus, um den Halbfinal-Einzug perfekt zu machen. Daran änderte auch die Gelb-Rote Karte für BVB-Spieler Mahmoud Dahoud nichts mehr (90.+3).

Gladbach muss nun in der Bundesliga eine Aufholjagd starten, um noch die erneute Europapokal-Qualifikation zu schaffen. Im Achtelfinale der Champions League droht nach dem 0:2 im Hinspiel gegen Manchester City zudem das Aus. Seit Rose vor gut zwei Wochen seine Entscheidung öffentlich machte, im Sommer nach Dortmund zu wechseln, geht es für die Gladbacher bergab: Die Niederlage gegen Dortmund war schon die vierte in Folge seit Roses Bekanntgabe.

Gladbach startet besser

Diese Ergebniskrise machte sich im leeren Borussia-Park zunächst nicht bemerkbar. Die Gladbacher, die ohne Yann Sommer aber mit Nico Elvedi und in der Schlussphase auch mit Denis Zakaria und Breel Embolo spielten, suchten direkt den Weg nach vorn und hatten schon in der zweiten Minute die Riesenchance zur Führung, als Marcus Thuram nach feinem Zuspiel von Jonas Hofmann den Ball aus kurzer Entfernung neben das Tor setzte.

Der BVB, bei dem Manuel Akanji weiter verletzt fehlte, war noch gar nicht im Spiel, da war es für Raphael Guerreiro auch schon vorbei. Der Aussenmann musste in der fünften Minute wegen muskulärer Probleme verletzt runter und wurde durch Nico Schulz ersetzt. Die Gastgeber blieben auch in der Folge die aktivere und strukturiertere Mannschaft, auch weil sich der BVB viele unnötige Ballverluste im Spielaufbau leistete.

Ohne Chance war der BVB aber keineswegs. Bei einem verunglückten Volleyschuss von Marco Reus (8.) sowie einer guten Gelegenheit von Sturmriese Erling Haaland (36.), als der Norweger frei durch war, hätten die Schwarz-Gelben in Führung gehen können. Ansonsten war es eine Höhepunkt-arme erste Halbzeit mit mehr Zweikämpfen als glanzvollen Momenten.

Hitz' starke Parade

Mit mehr Schwung kam der BVB aus der Kabine und sorgte gleich für brenzlige Momente in der Gladbacher Defensive. Und schon durfte die Terzic-Elf jubeln, als Haaland nach Reus-Vorlage traf (53.). Doch zuvor hatte der Torjäger seinem Gegenspieler Ramy Bensebaini in die Hacken getreten, entsprechend wurde das Tor zurückgenommen.

13 Minuten später war es dann aber doch passiert. Nach einem verhängnisvollen Abspielfehler von Neuhaus bei einer Gladbacher Ecke ging es schnell in die andere Richtung über Schulz, Haaland und Reus, ehe Sancho mit seinem vierten Pokal-Treffer vollendete. Zuvor hatte BVB-Keeper Marwin Hitz bei einem Schuss von Bensebaini den Rückstand verhindert (59.).