Umwelt
Klimawandel verändert Ökosystem der Schweizer Seen

Das Wasser von Schweizer Seen durchmischt sich in saisonalen Zyklen. Jedoch beeinflusst der Klimawandel diesen natürlichen Prozess, wie eine Modellstudie zeigt. Das hat Folgen für die Lebensräume vieler Wasserbewohner.

Dario Pollice
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Der Klimawandel bedroht das Ökosystem von Seen in mittleren und hohen Lagen. Im Bild der Lac de Joux. (Symbolbild)

Der Klimawandel bedroht das Ökosystem von Seen in mittleren und hohen Lagen. Im Bild der Lac de Joux. (Symbolbild)

Keystone

In vielen Schweizer Seen in mittleren und hohen Lagen durchmischt sich das Wasser je nach Saison. Im Frühling und Herbst mischt sich etwa sauerstoffreiches und nährstoffarmes Wasser von der Oberfläche mit sauerstoffarmen und nährstoffreichen Wasser vom Seegrund. Im Winter und Sommer hingegen ist das Tiefenwasser von der Oberfläche getrennt. Das gesamte Seeökosystem ist an diese natürlichen Schwankungen angepasst.

Doch nun zeigt sich, dass der Klimawandel massgeblich in diese Prozesse eingreift. Dies geht aus einer neuen Computermodell-Studie des Wasserforschungsinstituts Eawag hervor, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst. Ein Forscherteam hat dazu 29 Schweizer Seen von 193 bis 1797 Meter über dem Meeresspiegel untersucht und deren Prozesse simuliert.

Wie stark die Zirkulation der Seen vom Klimawandel beeinflusst werde, hänge dabei von deren Höhenlage und Grösse ab. «Vor allem Seen in mittleren Höhenlagen sind sehr empfindlich», wird einer der Studienautoren, Råman Vinnå, zitiert.

Folgen für Sauerstoff- und Nährstoffverteilung

Die Forschenden der Eawag haben in ihrem Modell drei Zukunftsszenarien durchgespielt. Das Worst-Case-Szenario ging von ständig steigenden Treibhausgasemissionen aus, in einem mittleren Szenario erreichten die Emissionen um das Jahr 2050 ihren Höhepunkt und das strengste Szenario begrenzte die globale Erwärmung auf 2 Grad Celsius.

Das Fazit der Forscherinnen und Forscher: Erwärme sich das Klima um mehr als zwei Grad, könnten viele Seen in mittleren Höhenlagen wie der Lac de Joux (JU) oder der Klöntalersee (GL) allmählich ihre Eisbedeckung verlieren. Dies hätte wiederum grundlegende Folgen sowohl auf die Wärmespeicherung der Seen als auch auf die Sauerstoff- und Nährstoffverteilung, heisst es in der Mitteilung. Die Lebensräume vieler Wasserbewohner könnten sich so massgeblich verändern.

Allerdings betont Råman Vinnå von der Eawag, dass diese Veränderungen nicht unumgänglich seien: «Unsere Studie zeigt aber, dass durch konsequenten Klimaschutz die meisten Auswirkungen begrenzt werden können.» Gelinge dies, würden nur wenige Seen drastische Veränderungen in ihrer Funktionsweise erfahren.