Der Jugendsender Virus von SRF auferlegt sich selbst eine Livepause. Die so frei werdenden Ressourcen sollen genutzt werden, um den Sender weiter- und ein neues Konzept zu entwickeln.
Ein lustiger Spruch übers Wetter, eine Bemerkung zur Tagesaktualität und etwas Interaktion mit den Hörerinnen und Hörer: So klingt beinahe jede Radiomoderation rund um den Globus. Bei SRF Virus ist bald Schluss damit. «Wir haben entschieden, per 1. September auf die Live-Moderationen zu verzichten», schreibt Robert Ruckstuhl, Leiter Kanäle Radio bei SRF, auf eine Anfrage von CH Media. Der Jugendsender des gebührenfinanzierten Medienkonzerns wolle die dadurch frei werdenden «Ressourcen optimal für die Weiterentwicklung des Senders nutzen», so Ruckstuhl.
Aktuell seien sie nämlich daran den Sender weiterzuentwickeln. «Wir möchten 2022 mit neuem Konzept und neuen Inhalten an den Start gehen», schreibt Ruckstuhl weiter. Bis dann gibt es aber Radio ab Konserve. Die Moderationen werden «voraufgezeichnet». Trotzdem gäbe es «weiterhin kuratierte Inhalte». Diese seien «lediglich nicht in ein Liveprogramm eingebettet», so Ruckstuhl. Weiterhin live im Programm sind die Nachrichten.
Virus wurde 1999 lanciert und setzt vor allem auf die junge Zielgruppe – dies etwa mit einem sehr modernen Musikmix und weiteren Angeboten, etwa auf Youtube. Nur: Richtig zum Fliegen gekommen ist der Sender nie. Gemäss den Radio-Nutzungszahlen von Mediapulse hatte Virus im 1. Semester 2020 täglich rund 24'000 Hörerinnen und Hörer. Sogar der rätoromanische Radio-Ableger von SRF, Radio Rumantsch, hatte bessere Einschaltquoten – ein Grossteil der privaten Radios sowieso. Noch zum Vergleich: Der volkstümliche Kanal von SRF, die Musikwelle, hatte täglich knapp 320'000 Hörerinnen und Hörer.
Wohl auch deswegen wurde der Anteil an Livemoderation auf Virus schlank gehalten. Derzeit wird bei SRF Virus nur von 14 bis 18 Uhr moderiert. Eines der Aushängeschilder des Senders war die HipHop-Sendung «Bounce». Diese wird am Donnerstag zum letzten Mal im Radio ausgestrahlt. Wie Robert Ruckstuhl schreibt, soll die Sendung aber weiter existieren – auf dem Youtube-Kanal von SRF Virus.
«Auf diesem Kanal – und auch auf dem dazugehörigen Instagram-Account – dreht sich alles um HipHop, Rap und den damit verbundenen Lifestyle», so Ruckstuhl. Ein bisschen «Video Killed the Radio Star» also. Ruckstuhl formuliert es etwas diplomatischer: «Wir haben damit unser HipHop-Angebot dem Nutzungsverhalten unserer Zielgruppe angepasst.»
Der wohl bekannteste Event von SRF Virus war der so genannte Cypher. Dabei kommen zahlreiche Rapperinnen und Rapper aus der ganzen Schweiz zusammen und geben eine Kostprobe ihres Könnens, mit exklusiven Texten. Das hat sich längst zum Kult entwickelt. Der Auftritt von Nemo 2016 ging beispielsweise viral und hat bereits knapp eine halbe Million Klicks generiert. Pablo Vögtli, Moderator der Sendung Bounce und so ein bisschen der Cypher-Papa, gab auf Instagram bereits Entwarnung: «Cypher wirds wiiter gä –no Worries».