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Es kommt nicht zum Knall bei der SRG: Direktor Gilles Marchand muss im Zuge der Belästigungsaffäre nicht seinen Posten räumen. Die unabhängigen Berichte attestieren ihm keine gravierenden Fehler. Dafür treten zwei weitere Kaderleute ab.
Nun ist es doch nicht zum grossen Knall bei der SRG gekommen: Generaldirektor Gilles Marchand tritt nicht ab, wie im Vorfeld spekuliert wurde. Der Verwaltungsrat bekräftigte sein Vertrauen in Marchand, wie die SRG an einer Pressekonferenz am Freitag zu den Ergebnissen der Belästigungsvorwürfen mitteilte.
Diese beschäftigten das Medienhaus seit Oktober 2020, als die Zeitung «Le Temps» publik machte, dass Angestellte des öffentlichen Radios und Fernsehens RTS von ihren Vorgesetzten belästigt und gemobbt worden waren. Dabei stellte sich die Frage, welche Rolle der heutige SRG-Generaldirektor Gilles Marchand gespielt hat, als er von 2001 bis 2017 als Direktor der Westschweizer RTS vorstand.
Wie die SRG am Freitag weiter mitteilte, darf auch der aktuelle RTS-Direktor Pascal Crittin bleiben. Die externen Experten seien im Zuge ihrer Untersuchungen zum Schluss gekommen, dass ihm kein Fehlverhalten vorgeworfen werden könne. Gehen müssen hingegen der Chefredaktor der TV-Nachrichten beim Westschweizer Fernsehen sowie der RTS-Personalchef.
Der Verwaltungsrat sei der Ansicht, dass Gilles Marchand die richtige Person für die SRG sei, um gemeinsam mit der Geschäftsleitung die geforderten Veränderungen in der Unternehmenskultur erfolgreich umzusetzen, heisst es in der Mitteilung. «Die SRG sieht keinen Grund, an der Integrität von Gilles Marchand zu zweifeln», betonte denn auch SRG-Verwaltungsrat Jean-Michel Cina vor den Medien. Er drückte sein «tiefstes Bedauern» zu jedem einzeln Fall aus und bat die Beschädigten im Namen des Verwaltungsrates um Entschuldigung.
In einem der drei untersuchten Fälle habe der damalige RTS-Direktor Marchand eine sekundäre Aufsichtsverantwortung inne gehabt, die zu wenig wahrgenommen worden sei, heisst es im Bericht. Doch nach Ansicht der Experten stelle dies keinen gravierenden Fehler dar.
Marchand selber räumte vor den Medien ein, dass er 2014 eine «Fehlentscheidung» getroffen habe, als es darum ging, die Untersuchung bezüglich eines Mitarbeiters, dem Mobbing vorgeworfen wurde, auszuweiten. «Das bedauere ich zutiefst.»
Medienministerin Simonetta Sommaruga hat indes ebenfalls Stellung zum Bericht bezogen. Sie verurteile alle Formen von Diskriminierung, Belästigung und Mobbing, heisst es in einer Mitteilung des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation. Die Belästigung von Mitarbeitenden sei «inakzeptabel»:
Sie erwarte von der SRG, dass sie alles unternehme, um weitere Vorfälle zu vermeiden und Sexismus, Belästigung und Diskriminierung zu verhindern. «Den Worten müssen Taten folgen», heisst es weiter.
La SSR a un devoir d’exemplarité. J’attends de la SSR qu’elle instaure une culture d’entreprise basée sur la confiance et mette tout en œuvre pour éviter à l’avenir de telles situations.@SRGSSR @RadioTeleSuisse https://t.co/zCgKPGJf74
— Simonetta Sommaruga (@s_sommaruga) April 16, 2021
Der SRG-Verwaltungsrat hat nun auf Basis der Untersuchungsergebnisse verschiedene Massnahmen beschlossen und Schritte zur Verbesserung des Schutzes der Integrität der Mitarbeitenden eingeleitet, wie es in der Mitteilung weiter heisst.
Zum einen werde in allen Unternehmenseinheiten eine klare Haltung zu einer Nulltoleranz-Politik etabliert. Zum anderen soll in den Einheiten die Position von internen Vertrauenspersonen eingeführt und die Position einer externen Ombudsperson geschaffen werden. Weiter will die SRG, dass alle Mitarbeitenden in Führungspositionen ein obligatorisches Schulungsprogramm zum Thema Belästigungen und den Umgang damit absolvieren.