Startseite
Meinung
Leserbriefe
«Der Theater-Wettbewerb ist gescheitert», Ausgabe vom 1. Februar
Stadtpräsident Beat Züsli hat gesagt, dass das neue Theater kein Leuchtturmprojekt sein müsse. Das alte Theater solle als Hülle bestehen bleiben, weil man sich «daran gewöhnt habe». Diese unvisionären Aussagen machen stutzig. Da haben wir etwas Altes, nicht unbedingt Wertvolles, aber doch Erhaltenswertes. Aus Angst vor der Auseinandersetzung mit den Institutionen wird es in ein Projekt eingegliedert, das viele Fragen aufwirft.
Die Front ab der Hauptpost ist gekennzeichnet von «neuzeitlichen» Bauten. Nun soll also das Theaterhaus erhalten bleiben. Anschliessend sollen bis zur Jesuitenkirche einige moderne «Häuschen» gebaut werden, die die Sicht auf die Jesuitenkirche einschränken, aber laut den Architekten die Konturen des Pilatus übernehmen. Es ist schade, dass vom Wahrzeichen Jesuitenkirche fast nur noch die Eingangsfassade sichtbar sein wird. Ich hätte mir einen grossen Baukörper anstelle des alten Theaters vorgestellt, der sich in einer Art moderner Welle zur Jesuitenkirche etwas absenkt und so die grossartige Architektur der Kirche mehr zur Geltung bringt. Die «Welle» könnte man ja dann statt mit dem «Pilatusprofil» mit der Reuss und dem Reusswehr begründen. Ich habe bei den abgelehnten Projekten, die ich in der Ausstellung studiert habe, Ideen gesehen, bei denen sich eine Weiterentwicklung mehr lohnen würde. Das Raumprogramm sollte nicht allein auf die Bedürfnisse der Kunstschaffenden abgestützt werden.
Visionär ist der jetzige Entwurf sicher nicht. Aber visionäre Projekte fehlen in Luzern ohnehin fast gänzlich. Luzern ist eine schöne Stadt mit gut erhaltener Altstadt und einer unvergleichlichen Lage am See. Bereits die unverständliche Hackerei bei der Salle Modulable, wo man die Spende eines Kunstmäzens von sagenhaften 120 Millionen Franken versenkte, hat bis heute einen unangenehmen Beigeschmack. Und nun sollen die Steuerzahler für dieses Projekt mehr als 120 Millionen Franken selbst bezahlen. So nicht – zurück auf Feld eins.
Kurt Sidler, Luzern
Wollen wir als Gesellschaft humanistisch und sozial wachsen, brauchen wir Kunst und Kultur. In dieser Überzeugung habe ich das Interview mit Ueli Habegger interessiert gelesen. Eine liberale und demokratische Gesellschaft muss über Sinn, Stellenwert und Kosten von Kunst sprechen. Unser Theater im Herzen von Luzern steht zu Recht in diesem Schlaglicht. Ich hoffe, unsere Zeitung wird noch viele andere Menschen zu ihrer Beziehung und Sichtweise auf das Siegerprojekt zu Wort kommen lassen, die – wie Herr Habegger – emotional und engagiert mitdiskutieren.
Inhaltlich kann ich Ueli Habegger nicht folgen. Es scheint mir vermessen zu behaupten, der Architekturwettbewerb sei gescheitert, weil sich das Siegerprojekt in seinen Augen nicht ins Ortsbild einfüge. Das Ortsbild war zentrale Frage im Architekturwettbewerb. Die breit und namhaft zusammengesetzte Jury kam offensichtlich zu einer anderen Einschätzung als Habegger. Natürlich könnte man das Wettbewerbsverfahren wiederholen, doch mit welchem Ziel? Jedes Projekt wird Begeisterte und Frustrierte hervorbringen. Ich zum Beispiel habe mich in die Poesie des Siegerprojekts verliebt.
Es verbindet an prominenter Stelle inmitten der Stadt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wie Kirche und Markt wird das neue Theater Menschen und Ideen zusammenbringen und dazu beitragen, dass wir gemeinsam unsere Zukunft kunstvoll gestalten.
Susanne Gnekow, Ebikon