Die Welt ist eine Scheibe
Oldies but goldies des Schweizer Eishockeys

Mathias Seger, Martin Plüss, Reto von Arx, Martin Gerber und Marcel Jenni gehören allesamt zum alten Eisen des Schweizer Eishockeys. Doch nicht allen läuft es noch so gut wie dem 1000-NLA-Spiele-Marke-Knacker Seger.

Marcel Kuchta
Marcel Kuchta
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Mathias Seger ist 37 Jahre alt und immer noch fit.

Mathias Seger ist 37 Jahre alt und immer noch fit.

Keystone

Mathias Seger bestritt am Sonntag sein 1000. NLA-Spiel. Der 37-Jährige gehört als Captain der ZSC Lions immer noch zu den Leistungsträgern seiner Mannschaft. Sein Trainer Marc Crawford würdigte ihn auf Twitter mit folgender kurzen, prägnanten Aussage: «Ausserordentlicher Verteidiger, Leader, Ehemann, Vater und Persönlichkeit». Dem gibt es nicht mehr viel hinzuzufügen. Ausser: Es gibt in der NLA keinen anderen Spieler, der die Zusammenarbeit mit den Medien so gut beherrscht wie Mathias Seger. Interviews mit ihm sind tiefgründig, humorvoll und gehen weit über das normale Mass des in der Sportberichterstattung oft üblichen Standards hinaus. Deshalb auch an dieser Stelle ein persönlicher Einschub: Ich hoffe, dass – wie es «Segi» selbst scherzhaft geäussert hat – er noch weitere 1000 Spiele bestreiten möge.

Leider ist das nicht machbar. Selbst wenn auch für Mathias Seger das Motto gilt: «Oldie but goldie». Er gehört zu den Spielern, denen man das Alter anhand ihrer Leistungen nicht anmerkt. Es würde niemanden erstaunen, wäre der Lions-Captain auch im kommenden Mai wieder Teil des Schweizer WM-Aufgebots. Zur Spezies der Dinosaurier gehört auch Martin Plüss. Doch auch der Berner Topskorer spielt mit 37 immer noch so, als wäre er im besten Eishockey-Alter. Auch in seinem Fall gilt: Das Alter ist nicht mehr als eine Zahl. Was wirklich zählt, ist die Leistung auf dem Eis. Und dort macht Martin Plüss nicht einmal beim Leader SCB jemand etwas vor. «Sage mir, wie Martin Plüss spielt, und ich sage dir, wie es um den SC Bern steht». Dieses Motto passt bestens, um den grossen Einfluss dieses wahrlich goldenen Oldies zu beschreiben.

Mathias Seger und Martin Plüss sind Vertreter jener Generation, die den Aufstieg der Schweiz von der Zweitklassigkeit in die erweiterte Weltspitze des Eishockeys miterlebt und mitgeprägt haben. Beide haben unser Eishockey – abgesehen von ihren sportlichen Leistungen – auf ihre Art bereichert. Seger mit seinem Winning Spirit und seinem ausgeprägten Teamdenken, welches ihn noch heute eigentlich unersetzlich macht in den Garderoben – sowohl beim ZSC als auch in der Nationalmannschaft. Plüss mit seiner Professionalität auf und vor allem neben dem Eis. Wie Mark Streit, der mit 37 ebenfalls noch zu den besten Verteidigern der besten Liga der Welt, der NHL, gehört, hat er die Arbeit mit dem eigenen Körper perfektioniert. Und damit gezeigt, dass, wer Sorge zum grössten Kapital eines jeden Sportlers trägt, eine lange und erfolgreiche Karriere haben kann.

Dass der Karriereherbst aber auch weniger golden sein kann, erfahren derzeit andere Vertreter der Seger-Generation. Reto von Arx, die Davoser Kultfigur, spürt die vielen Kilometer, die sein Motor auf dem Weg zu fünf Meistertiteln abspulen musste. Sein Erfolgsweg beim HCD dürfte im Frühling zu Ende gehen. Eine schmerzhafte Trennung. In Kloten plagt sich die 40-jährige Goalielegende Martin Gerber mit Verletzungen herum und fehlt seiner Mannschaft an allen Ecken und Enden. Dasselbe gilt für Gerbers Teamkollegen Marcel Jenni (40), der an den Folgen einer Gehirnerschütterung leidet. Sie alle zahlen jetzt den Preis für ihren jahrelangen Einsatz.