Mein Leben im Dreiland
Manchmal sind die Franzosen einfach cleverer

Um es vorwegzunehmen: Ich wohne gerne in Basel. Dennoch vermisse ich bisweilen meine ehemalige französische Wahlheimat Huningue, und das liegt daran, dass dort mancherlei ein wenig unkomplizierter als in der Schweiz läuft.

Peter Schenk
Peter Schenk
Drucken
Die Dreiländerbrücke zwischen Weil (D) und Huningue (F).

Die Dreiländerbrücke zwischen Weil (D) und Huningue (F).

Nicole Nars-Zimmer

Nehmen wir zum Beispiel die Papier- und Kartonentsorgung. Auf das ganze Stadtgebiet von Huningue verteilt, konnte ich dort alte Zeitungen, Kartons und Bücher in Container werfen, und zwar dann, wann ich wollte. In Basel hingegen regelt der offizielle Abfallplan, an welchem Tag ich Papier und Karton, wohlgemerkt getrennt, entsorgen darf. Wenn ich dafür die Papiersäcke von Migros, Coop und Co benutze, wird das zwar nicht mit 40 Franken Busse geahndet, wie man mich gewarnt hatte, aber doch ungern gesehen, weil die Zusatzstoffe von der Behandlung der Tragtaschen im Altpapier unerwünscht sind.

Einen ehemaligen Chef von mir hat die erbetene Bündelung derart genervt, dass er regelmässig mit vollen Papiersäcken auf der Zeitung aufgetaucht ist, um sie dort unkompliziert in die grossen Altpapiercontainer zu werfen. Früher war es übrigens sogar verboten, wegen der Gummierung Briefumschläge im Altpapier zu entsorgen. Heute hat man die daraus resultierenden Probleme beim Papierrecycling laut dem Amt für Umwelt und Energie (AUE) lösen können.

Da müsste es doch auch eine Lösung geben, Papier und Karton gemeinsam zu sammeln. Die oft gehörte These, dass 30 Prozent der Sammlung sowieso in der Basler Hausmüllverbrennungsanlage landen und dort zugefeuert werden, da die Anlage wegen des vielen Nassmülls sonst nicht heiss genug wird, mag auf manchen ordentlichen Sammler zudem demotivierend wirken. Auch da dementiert allerdings das AUE und verweist darauf, dass der Heizwert des Kehrichts wegen des höheren Kunststoffanteils stetig zunehme. O. k., das war wohl eine «urban legend».

Dennoch habe ich den Verdacht, dass die französische Verwaltung in diesen Wertstoff-Sammel-Fragen erheblich cleverer ist als die Basler, weil viele Bürger den schweizerischen Sortierwahn nicht mitmachen würden. Neuerdings kann man in Huningue und den zehn Gemeinden des südelsässischen Zweckverbands sogar PET- und Milchflaschen, Verpackungsmaterial, Stahl und Aluminium wie Papier und Karton in einen Container werfen. Sortiert wird danach in einer mechanischen Anlage.

«Un seul point de collecte c’est plus malin» steht dort geschrieben, will heissen, nur eine Sammelstelle zu haben, ist schlauer. Die Arbeit des Sortierens der wiederverwertbaren Wertstoffe würden statt der Einwohner die Maschinen machen. Ich finde das super clever und frage mich, warum so was nicht auch in Basel möglich sein soll.