Gastkommentar zur Debatte um die Basler Museen. Die Autorin ist Vizepräsidentin der grossrätlichen Bildungs- und Kulturkommission.
Der Bericht der grossrätlichen Geschäftsprüfungskommission, der Mängel bei Führung und Kontrolle der staatlichen Museen kritisiert; die Museumsstrategie, auf die acht Jahre lang gewartet werden musste; eine Nachnutzungsstudie für den Berri-Bau, der heute das Naturhistorische Museum Basel beheimatet; externe Betriebsanalysen für das Kunstmuseum und das Historische Museum, denen die notwendigen Finanzmittel fehlen, oder die definitive Bauabrechnung für den Erweiterungsbau des Kunstmuseums. Lang ist die Liste der Papiere, die in den vergangenen Monaten zu den Museen des Kantons verfasst wurden, lange ist die Liste jener Papiere, die beim Regierungsrat noch immer hängig sind.
Insbesondere soll das Museumsgesetz revidiert werden, in dem festgeschrieben steht, dass den staatlichen Museen «inhaltliche, organisatorische, personelle und finanzielle Selbstständigkeit» zukommt. Interessant ist dabei, dass in jüngerer Vergangenheit heftig über organisatorische, personelle und finanzielle Fragen rund um die Museen diskutiert wurde, kaum jedoch über inhaltliche. Das ist zu bedauern, denn die Inhalte sind es, die die staatlichen Museen zu einem identitätsstiftenden Element der Kulturstadt Basel machen. Die Inhalte sind es auch, dank denen es gelungen ist, Josef Helfenstein von The Menil Collection in Houston für das Kunstmuseum zu gewinnen oder Marc Fehlmann vom Deutschen Historischen Museum in Berlin für das Historische Museum.
Ein inhaltlicher Gewinn sind die beiden neuen Direktoren tatsächlich. Josef Helfenstein etwa hat mit der Ausstellung «Chagall – Die Jahre des Durchbruchs 1911–1919» eine Weltklasse-Schau realisiert, wie man sie sonst wohl nur noch vom Museum of Modern Art in New York und vom Pariser Centre Pompidou kennt. Und im Historischen Museum zeichnen sich unter Marc Fehlmann ebenfalls positive Veränderungen ab. In kürzester Zeit hat er genügend Private animiert, um historische Bestände in einer attraktiven Präsentation neu zu befragen und mit aktuellen Themen zu kombinieren. Die Ausstellung mittelalterlicher Kunst im Chor spannt den Bogen bis in die Gegenwart und erinnert daran, wie in der Basler Geschichte mit der jüdischen Minderheit umgegangen wurde.
Auch die vor wenigen Tagen eröffnete Sonderschau zum Leben der Umweltaktivistin Florianne Koechlin zeigt, dass die alte politische Forderung nach einer kritischen Geschichtsschreibung im Historischen Museum endlich eingelöst wird und künftig eine anregende Auseinandersetzung mit gesellschaftsrelevanten Themen zu erwarten ist. Wenn es der verantwortlichen Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann also gelingt, ihre strategischen Aufgaben zu erledigen, ohne in die operativen Geschäfte der Museen einzugreifen und die inhaltliche Freiheit der Direktoren einzuschränken, weckt das berechtigte Hoffnungen auf ein wahrlich «Elisabethanisches Zeitalter».