Eine Aussage des Aargauer Grünen-Nationalrats Jonas Fricker sorgt für Empörung: Während einer parlamentarischen Debatte zog er gestern einen Vergleich zwischen Schweinetransporten und der Deportation von Juden nach Auschwitz. Der Kommentar.
Heute haben wir die Chance, die Welt ein bisschen besser zu machen», begann der Grüne Nationalrat Jonas Fricker gestern sein Votum. Später folgte wohl einer der inakzeptabelsten Vergleiche, der in den letzten Jahren im Nationalratssaal angestellt worden ist. Der Aargauer verglich die Deportation von Juden mit dem Transport von Schweinen. Dem nicht genug: «Die Menschen, die dort deportiert wurden, hatten eine kleine Chance zu überleben. Die Schweine fahren in den sicheren Tod.»
Dieser Satz ist an Zynismus kaum zu überbieten. Mit dieser Aussage relativierte Fricker den Holocaust. Das war zwar nicht seine Absicht. Er wollte damit auf das Leiden der Tiere aufmerksam machen. Fricker selbst spricht von Naivität. Und er hat sich umgehend entschuldigt: im Parlament, beim israelitischen Gemeindebund, in den Medien, auf Twitter. Fricker ist mit Bestimmtheit kein Antisemit. Sein mea culpa wirkt glaubwürdig. Doch mit seiner Äusserung legt er einen erschreckenden Mangel an Geschichtsbewusstsein offen – und macht damit sprachlos. Nicht besser macht die Angelegenheit, dass der Vergleich keine spontane Eingebung war – sondern vorbereitet.
Die Grüne Partei hat sich von Frickers Äusserungen distanziert. Das ist richtig. In den sozialen Medien kursierte schnell der Vorwurf, die Grünen hätten ein Antisemitismus-Problem. Das ist absurd. Zwar stimmt es, dass Geri Müller mit den Hamas sympathisiert. Von ihm stammt die Aussage, dass der israelische Staat mit den Palästinensern das Gleiche mache wie die Nationalsozialisten mit den Juden. Doch Frickers Äusserung hat nichts mit der Partei zu tun.
Fricker sagt, er spreche manchmal, ohne genügend darüber nachzudenken, wie etwas auch noch verstanden werden könnte. Man kann ihm nur zwei Dinge raten: Erstens, erst zu überlegen und dann zu sprechen. Zweitens, wieder einmal ein Geschichtsbuch lesen.