Zürich
Heidi küsst nicht mehr, sie spricht — Skymetro hat ein neues Tunnelkino

Die Skymetro unter dem Flughafen Zürich hat ein neues Tunnelkino. Es prägt das Bild der Schweiz mit.

Matthias Scharrer
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Schweiz Tourismus und der Flughafen Zürich haben das Tunnelkino von Grund auf erneuert, sowohl technisch als auch filmisch.
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Die Bilder scheinen, gleichsam in Streifen geschnitten, auf 432 LED-Stäben auf, die auf einer Länge von 160 Metern an der Tunnelwand befestigt sind.
Die Skymetro unter dem Flughafen Zürich hat ein neues Tunnelkino
Die Tunnelkino-Filmchen der Skymetro dauern jetzt zwölf statt wie bisher acht Sekunden.
Es jodelt und muht aus dem Lautsprecher, als der Zug weiterfährt.
Es sei Teil eines Gesamtpakets, mit dem Schweiz Tourismus auf dem Flughafen Präsenz zeige.
«Das Hauptreisemotiv für Feriengäste, die in die Schweiz kommen, ist die Natur», so Elia.

Schweiz Tourismus und der Flughafen Zürich haben das Tunnelkino von Grund auf erneuert, sowohl technisch als auch filmisch.

Severin Bigler

Langstreckenfliegern präsentiert sich die Schweiz nach der Landung auf dem Flughafen Zürich zunächst im Tunnelkino: Auf der Fahrt mit der Skymetro vom Flugfeld in Richtung Passkontrolle sehen sie vor den Scheiben der Untergrundbahn einen kurzen Film vorbeiflimmern, begleitet von eigentümlich-helvetischen Geräuschen. Mit ihm begrüsst und verabschiedet Schweiz Tourismus die Reisenden.

Doch das seit 2006 via Tunnelkino vermittelte Bild von der Schweiz war etwas in die Jahre gekommen und entsprach wohl nicht mehr ganz dem Zeitgeist: Man sah einst eine dralle Trachten-Heidi mit tiefem Ausschnitt vor leuchtenden Bergen. Sie beugte sich zum Zugfenster und warf den Reisenden einen Kuss zu, begleitet von Alphornklängen. Dann brachten die Tunnelkino-Macher eine Heidi-ähnliche Wilhelmina Tell mit Walterli und Fahnenschwinger auf einer grünen Wiese, dazu Gejodel und Muhen.

Nun haben Schweiz Tourismus und der Flughafen Zürich das Tunnelkino von Grund auf erneuert, sowohl technisch als auch filmisch. Am Mittwoch präsentierten sie, was dabei herausgekommen ist. Und siehe da: Wieder ein Heidi-Filmchen!

Doch diesmal tritt Heidi nur als Stimme auf und erscheint nicht im Bild. Sie spricht Englisch mit einem leichten Schweizer Akzent: «Hello, I’m Heidi, and this is my home», hört man sie sagen. Vor den Zugfenstern flimmern Bergwelten vorbei: morgens der Titlis mit Hängebrücke in der Morgensonne, abends das Matterhorn im Abendlicht. Heidi haucht: «Oh, it’s magic!» Dann: «I have to go. Goodbye – uf widerluege!» Es jodelt und muht aus dem Lautsprecher, als der Zug weiterfährt.

«Wir wollten eine Person und eine Stimme, die man kennt», erklärte Letizia Elia, Geschäftsleitungsmitglied von Schweiz Tourismus, bei der gestrigen Premierenfahrt. Und: «Wir zeigen authentische, spektakuläre Bilder; ikonische Bilder, die das Bild der Schweiz widerspiegeln.»

Doch warum musste es wieder allein die Heidi-Berge-Schweiz sein, warum nicht auch Urbanes? «Das Hauptreisemotiv für Feriengäste, die in die Schweiz kommen, ist die Natur», so Elia. Weitere Filme mit Frühlings- und Sommersujets seien in Planung. Die Sujets dafür sind laut Elia zwar noch nicht ausgewählt, werden aber wieder mit Natur zu tun haben.

Bildprojektionen auch im alten Gotthardtunnel

Das Skymetro-Kino hat nun eine komplett neue technische Einrichtung: Die Bilder scheinen, gleichsam in Streifen geschnitten, auf 432 LED-Stäben auf, die auf einer Länge von 160 Metern an der Tunnelwand befestigt sind. Erst durch die Bewegung des Zugs, der mit 50 Stundenkilometern daran vorbeifährt, entsteht im Auge des Betrachters der Film. Die Technik stammt von einem kanadischen Hersteller. Bisher kam sie auch in Seoul, Madrid, São Paolo und den USA zum Einsatz, wie Lukas Fuchs, Projektleiter des Flughafens Zürich, am Rande der Medienfahrt sagte.

In der Schweiz gebe es ansonsten nur im alten Gotthardtunnel neuerdings Bildprojektionen für langsam fahrende Panoramazüge. Allerdings komme dabei eine andere Technologie zum Einsatz als am Flughafen.

Die Tunnelkino-Filmchen der Skymetro dauern jetzt zwölf statt wie bisher acht Sekunden. «Das sind 50 Prozent mehr schöne Schweiz, die wir zeigen können», sagte Stefan Gross, Chief Commercial Officer der Flughafen Zürich AG. Er betonte, der Flughafen verzichte bewusst darauf, mit dem Tunnelkino Werbeeinnahmen zu erzielen. Es sei Teil eines Gesamtpakets, mit dem Schweiz Tourismus auf dem Flughafen Präsenz zeige. Über die Kosten des Tunnelkinos hüllten sich beide Seiten in Schweigen.

Gegen 20 Millionen Franken Werbeeinnahmen

Insgesamt generiert die Flughafen Zürich AG laut Gross pro Jahr gegen 20 Millionen Franken an Werbeeinnahmen. Die Sujets, mit denen Uhrenhersteller und Versicherer auf den grossen kommerziellen Werbeflächen des Flughafens werben, unterscheiden sich zum Teil nicht allzu sehr von der Heidi-Berge-Welt des Tunnelkinos.