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Region (LiZ)
Die Verlegung des Ortsmuseums in die Zehntenscheune hält die Stadt Dietikon für keine gute Idee. Dies schreibt der Stadtrat in seiner Antwort auf einen entsprechenden Vorschlag des Gemeinderats.
Der Vorschlag von Gemeinderat Markus Erni (SVP) und 13 weiteren Parlamentariern, das Ortsmuseum in die umgebaute Zehntenscheune zu verlagern, stösst beim Dietiker Stadtrat auf taube Ohren. Letzten September wurde das Postulat mit 21 Ja- zu 8 Nein-Stimmen an den Stadtrat überwiesen.
In seiner Antwort führt dieser nun aus, warum er davon nichts hält: «Die Verlegung des Ortsmuseums in die Zehntenscheune ist wenig sinnvoll.» Zum einen, weil das Museum unter der Beibehaltung der bekannten Öffnungszeiten am Sonntag wenig zur Belebung des Kronenareals beitrage. Zum anderen, weil sich der heutige Standort, die Bankiersvilla Strohmeier, weitaus besser als Museum eigne. Auf diese Weise hätte die Bevölkerung Zugang zu einem wertvollen Privatgebäude.
Hinzu komme, dass die Verlagerung die Frage nach der neuen Nutzung der Villa Strohmeier auslöse. Die Liegenschaft befinde sich in der öffentlichen Zone, was eine Nutzung durch Gewerbe oder als privates Wohnhaus unmöglich mache. Gegen den Vorschlag spricht sich auch die Kommission für Heimatkunde und des Ortsmuseums aus (die Limmattaler Zeitung berichtete).
Die Parlamentarier baten den Stadtrat zudem darum, weitere Alternativen für die Nutzung der Zehntenscheune aufzuzeigen. «Der Stadtrat soll nicht nur einen Weg vorgeben, sondern mehrere Varianten prüfen und diskutieren», sagt Markus Erni. So gehe man sicher, dass das Projekt breiter abgestützt sei und der Sanierungskredit vom Stimmvolk angenommen werde. Aus diesem Grund forderten er und seine Kollegen, dass der Stadtrat dem Stimmvolk eine Variantenabstimmung für die verschiedenen Verwendungszwecke unterbreitet.
Doch auch mit diesem Anliegen blitzen die Politiker beim Stadtrat ab. Er will keine weiteren Nutzungsvarianten in Betracht ziehen. «Weitere alternative Nutzungen sind jederzeit gut möglich, ohne dass sich diese explizit baulich manifestieren müssen.» Aus diesem Grund sieht der Stadtrat auch von den geforderten Abstimmungsvarianten ab. «Da im Wettbewerbsprogramm ein ‹Veranstaltungsraum für diverse Nutzungen› ausgeschrieben wurde, sind bereits zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten gegeben.» Es bestehe kein Bedarf für weitere Abklärungen. Ziel der Sanierung und des Umbaus der Zehntenscheune sei es, einen nutzungsneutralen Raum zu bauen, damit dieser vielfältig belegt werden könne.
Mit diesen Antworten ist Markus Erni nur mässig zufrieden. «Der Stadtrat sagt nichts Neues, sondern nur Dinge, die ich schon zig mal gehört habe.» Er zweifelt daran, dass das Stimmvolk einen Gesamtkredit bewilligt, wenn es nicht die Wahl zwischen verschiedenen Varianten hat. Ihm sei es wichtig, dass auf einer breiten Ebene diskutiert und nichts ausser Acht gelassen werde. «Es wäre schade, wenn man die Stossrichtung nur auf Kultur legt, wenn man doch auch andere Bereiche berücksichtigen könnte.»
Dass die Verlegung des Ortsmuseums das Kronenareal nicht beleben würde, kann Erni nachvollziehen. Das Argument, dass mit dem Umzug die Frage nach einer neuen Nutzung für die Villa Strohmeier aufkomme, lässt der Gemeinderat nicht gelten. «Es würde sich sicher eine andere Nutzung finden. In der Nähe befinden sich eine Kinderkrippe und die Skateranlage Kirchhalde. Es wäre zum Beispiel möglich, die Betreuung auszubauen oder ein Jugendzentrum zu errichten.» Er warnt: Man dürfe die Liegenschaften nicht isoliert betrachten, sondern den Fokus auf das ganze Angebot der Stadt Dietikon richten. «So kann man Synergien nutzen.»
Dass er grundsätzlich etwas gegen weitere kulturelle Lokale habe, verneint Erni. Er störe sich am Eingreifen der Stadt. «Weshalb muss sich die Stadt in die Kulturszene einmischen, wenn Anbieter wie etwa der Verein Gleis 21 auf privater Basis eine gute Arbeit leisten?» Er wolle verhindern, dass die Zehntenscheune zu einem von der Stadt hochsubventionierten Veranstaltungsort werde. «Dies würde private Anbieter konkurrenzieren und verdrängen.»
Die Hoffnung, dass die Stadt vielleicht doch noch andere Varianten ins Auge fasst, hat Erni nicht ganz aufgegeben. «Am Sonntag wird der Stadtrat neu gewählt. Je nach Zusammensetzung könnte nochmals darüber diskutiert werden.» Er würde es sich wünschen. «Sonst können meine Gemeinderatskollegen und ich uns nur noch über den Abstimmungsantrag unterhalten. Die Stossrichtung wäre bereits festgesetzt.»
Wann über das Projekt abgestimmt wird, ist noch ungewiss. Da sich das Projekt erst auf Stufe Wettbewerb befinde, sei eine Abstimmung zum Sanierungskredit in diesem Jahr nicht realistisch, sagt Stadtschreiberin Karin Hauser. «Eine Abstimmung kann voraussichtlich erst 2019 stattfinden.» Der Wunsch, die Scheunentore Ende 2019 zu öffnen, sieht Hauser deshalb als ein zu ehrgeizig gestecktes Ziel an.
Zum Betrag des Sanierungskredits kann sie noch keine Angaben machen. «Wir sind am Anfang der Detailplanung. Es wäre unseriös, bereits Zahlen zu nennen.» Mit Sicherheit sagen kann Hauser aber, dass der vergangenen Sommer ausgeschriebene Wettbewerb für den Umbau abgeschlossen ist. «Das Siegerprojekt wird dem Stadtrat im März präsentiert. Im Frühling wird es eine Ausstellung für die Bevölkerung geben.»
Die Neugestaltung vom Kronenareal, Dietikons historischem Zentrum, hat sich die Stadt seit mehr als neun Jahren auf die Fahne geschrieben. 2009 präsentierte sie ihr erstes Vorhaben, das den Abriss von diversen historischen Gebäuden und den Bau von sieben Mehrfamilienhäusern vorsah.
as Projekt Flussbalkone stand jedoch unter keinem guten Stern. Es kam zu Rekursen, Anpassungen, Verzögerungen und einer zwischenzeitlichen Aufhebung der Baubewilligung durch den Kanton. Dies hatte zur Folge, dass interessierte Investoren das Weite suchten. Diese Schwierigkeiten trugen dazu bei, dass der Stadtrat, das Projekt nach siebeneinhalb Jahren kippte.
Das zweite Vorhaben, an dem die Stadt bis heute festhält, sieht eine Sanierung der historischen Bauwerke und neue Nutzungen vor, die den alten Ortskern beleben. Oberste Priorität hat dabei die Zehntenscheune. Aus dem 1600 erbauten Gebäude soll ein Kulturraum werden, in dem kleinere Veranstaltungen wie Ausstellungen, Lesungen oder Theater stattfinden.