Limmattal
Zwei Jahre später: Kanton setzt Startschuss zur Planung der 3,2 Kilometer langen Flusslandschaft

Die Renaturierung des Limmatufers von der Zürcher Stadtgrenze bis zum Kloster Fahr soll 2022 konkret werden. Für die Projektierung gibt der Kanton 3,6 Millionen Franken aus.

Alex Rudolf
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Insbesondere hier beim Limmatbogen in Schlieren nimmt der Kanton eine Renaturierung vor. Wann die Arbeiten starten, ist noch offen.

Insbesondere hier beim Limmatbogen in Schlieren nimmt der Kanton eine Renaturierung vor. Wann die Arbeiten starten, ist noch offen.

Archivbild: Alex Spichale

Auf einer Strecke von 3,2 Kilometern hat der Kanton Grosses vor mit der Limmat. Sie soll zwischen der Zürcher Stadtgrenze und dem Kloster Fahr mehr Raum erhalten und zu einer naturnahen Flusslandschaft werden. Hierzu startet jetzt das Vorprojekt, wie die Baudirektion am Mittwoch in einer Mitteilung bekanntgab. Für das Vorprojekt und die Planung des Bauprojekts sprach der Regierungsrat knapp 3,6 Millionen Franken, wie der Sprecher der Baudirektion, Wolfgang Bollack, auf Anfrage sagt. «Wie hoch die Umsetzungskosten am Ende sein werden, wird das Vorprojekt zeigen.»

Seit zwei Jahren sei man im Gespräch mit den Beteiligten, sagt Bollack weiter. Die Präsentation eines Vorprojekts wurde ursprünglich auf Ende 2019 angekündigt. «Weil wir in einem sehr dicht besiedelten Gebiet planen, wo sich viele Interessen überlagern, dauerten die Abklärungen länger», sagt er. Neben Vertretern von Schlieren, Zürich, Oberengstringen und Unterengstringen gehören auch das Kloster Fahr und Interessengruppen wie beispielsweise der Schrebergartenverein Betschenrohr und die Arbeitsgruppe Zürcher Bildhauer zu den Beteiligten. «Weil alle Standortgemeinden ihr grundsätzliches Commitment ausgedrückt haben, können wir uns nun an die konkrete Planung machen», so Bollack. 2022 wolle man schliesslich das fertig erarbeitete Vorprojekt veröffentlichen, das parzellenscharf aufzeigt, wie der Limmatbogen dereinst ausgestaltet werden soll.

Weil es immer wieder zu Überschwemmungen kam, wurde die Limmat Ende des 19. Jahrhunderts, wie zahlreiche andere Schweizer Gewässer, begradigt und verbaut. «Die in natürlichen Flussräumen vorkommende grosse Vielfalt an Tieren und Pflanzen hatte das Nachsehen», schreibt der Kanton in der Mitteilung. Der Abschnitt sei gleichförmig und monoton geworden, die Limmat seither aber nur noch selten über die Ufer getreten. «Vor ganz grossen Hochwassern ist man im inzwischen dicht besiedelten Limmattal dennoch bis heute nicht überall sicher.»

Mit der geplanten Aufwertung will der Kanton einerseits einen Erholungsraum für die Agglomeration schaffen. Andererseits sollen sich am dereinst kiesigen Ufer, auf kleinen Inseln und im Fluss selbst wieder Fische, Vögel, Amphibien und Pionierpflanzen heimisch fühlen. Jedes Hochwasser solle den Naturraum formen, wie das für Auengebiete charakteristisch sei, heisst es in der Mitteilung. Die Aufweitung des Flussraumes biete zudem mehr Platz für das Wasser, wodurch der Siedlungsraum wirksam vor Überschwemmungen geschützt werde.

Masterplan bildet Grundlage für das Vorprojekt

Dieser Tage wird der Limmatraum-Masterplan fertig, den der Schlieremer Stadtrat Mitte 2020 in Auftrag gegeben hatte. Das sagt der Bauvorstand Stefano Kunz (CVP) auf Anfrage. «Dieser bildet die Grundlage für das eigentliche Projekt und ist daher sehr wichtig», sagt er. Er zeige etwa auf, wie der Freiraum gestaltet werden könne oder wie die Zugänge zum Fluss aussehen könnten. «Da so viele Parteien beteiligt sind, brauchten wir eine Gesamtschau», so Kunz.

Während sich Pflanzen und Tiere ihren Naturraum zurückerobern, müssen andere diesen verlassen. Der Schrebergartenverein Betschenrohr muss von seinen 350 Gärten rund die Hälfte aufheben. Nur dann hat es genug Platz für die Renaturierung. Wann genau die Arbeiten stattfinden, ist noch nicht festgelegt, wie es beim Kanton heisst. Fest steht: Die Umsetzung der Arbeiten wird rund drei Jahre in Anspruch nehmen.