Limmattal
Keine Panik: Es gibt noch offene Lehrstellen in der Region

Im Bezirk Dietikon waren Ende März 193 von insgesamt 622 Lehrstellen noch nicht vergeben. Das sind 31 Prozent und damit 3 Prozent mehr als im Frühling letzten Jahres und 9 Prozent mehr als 2008.

Gioia Lenggenhager
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Noch immer haben 50 Prozent keine Lehrstelle gefunden.

Noch immer haben 50 Prozent keine Lehrstelle gefunden.

Raphael Hünerfauth

Dies meldet die Bildungsdirektion basierend auf den Zahlen des Lehrstellennachweises des Kantons Zürich. «Die prekäre Situation auf dem Lehrstellenmarkt vor einigen Jahren hat sich mehr und mehr beruhigt», sagt Christine Viljehr, Leiterin des Berufsinformationszentrums (Biz) Urdorf.

Wer bis jetzt noch keine Lehrstelle gefunden hat, soll die Flinte also nicht ins Korn werfen. «Bis im Juli werden Lehrverträge abgeschlossen – die Jugendlichen müssen also noch nicht aufgeben», sagt Viljehr.

Kaufmännische Berufe begehrt

Allerdings gebe es je nach Berufsfeldern grosse Unterschiede. Viele Jugendliche rümpfen bei Berufen im Bau, in der Industrie, der Haustechnik und der Gastronomie die Nase. Auch Coiffeursalons bangen um ihren Nachwuchs. «In einigen Bereichen werden nicht alle Lehrstellen besetzt werden können», sagt Viljehr.

Anders sieht das bei den kaufmännischen Stellen aus – sie sind bei den Schulabgängern besonders beliebt. In den Bezirken Dietikon, Affoltern und der Stadt Zürich gibt es im Moment weniger als 40 offene KV-Lehrstellen.

Der Run auf die KV-Stellen ist nichts Neues: Der kaufmännische Beruf erfreut sich seit Jahren grosser Beliebtheit bei den Schulabgängern. Letztes Jahr haben knapp 17 Prozent der Männer und 32 Prozent der Frauen eine kaufmännische Lehre begonnen. Ansonsten scheinen die Zahlen auf dem Portal der kantonalen Bildungsstatistik ein Geschlechterklischee zu bestätigen: Junge Frauen entschliessen sich am zweithäufigsten für Berufe im Gesundheits- und Betreuungsbereich oder für den Detailhandel, während junge Männer eher Lehren als Elektroinstallateur, Informatiker oder als Polymechaniker antreten.

Realistische Selbsteinschätzung

Schulabgängern, die trotz der guten Lage auf dem Lehrstellenmarkt eine Absage nach der anderen im Briefkasten vorfinden, rät Viljehr, in einem persönlichen Beratungsgespräch im Berufsinformationszentrum nochmals über die Bücher zu gehen. «Wir wollen keine Träume begraben», sagt Viljehr. «Doch bevor die Lehrstellensuche erfolgreich ist, müssen sich die Jugendlichen im Klaren darüber sein, was sie wollen, und vor allem auch, was sie erreichen können.»

Einer erfolglosen Stellensuche liege oftmals eine verzogene Selbsteinschätzung zugrunde. Inspiriert von ihren Kollegen oder auf Druck der Eltern würden sich Jugendliche für zu anspruchsvolle Berufe bewerben, erklärt Viljehr. «Das ist normal, Jugendliche suchen ihre Grenzen.» Manche Schulabgänger tauten sich aber auch weniger zu, als sie eigentlich auf dem Kasten hätten.

Die erfolgreiche Lehrstellensuche beginnt also bei der realistischen Berufswahl. Komme diese so spät, dass sämtliche Lehrstellen in dem gewünschten Berufsfeld bereits vergeben sind, könne für die Jugendlichen auch eine Übergangslösung gefunden werden: Sie lernen einen ähnlichen Beruf mit der Möglichkeit auf Umschulung oder Weiterbildung auf ihren Traumberuf. Ist dies nicht möglich, können sich die Jugendlichen für das zehnte Schuljahr einschreiben oder für Praktika bewerben.