Dietikon
Das Gleis 21 ist zurück – und verkauft ab Samstag alte Kleider und Möbel

Das Gleis 21 am Dietiker Bahnhof wird ab Samstag zum Secondhandladen – auch aus der Not heraus, wie der Geschäftsführer bestätigt.

Sven Hoti
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Das Kulturlokal Gleis 21 beim Dietiker Bahnhof ist seit Monaten geschlossen – diesen Samstag öffnet es als Secondhandladen wieder seine Türen.

Das Kulturlokal Gleis 21 beim Dietiker Bahnhof ist seit Monaten geschlossen – diesen Samstag öffnet es als Secondhandladen wieder seine Türen.

Bild: zvg

Der Frühling ist die Zeit, um Altes loszuwerden und Neuem Platz zu machen. Wer zu Hause noch ungeliebte Kleidung oder Möbelstücke hat, bekommt nun die Gelegenheit dazu. Das Kulturlokal Gleis 21 am Dietiker Bahnhof wird ab Samstag und auf ungewisse Zeit zum Seconhandladen, wie der Verein kürzlich mitteilte.

Interessierte können jeweils samstags zwischen 11 und 17 Uhr alte Waren abgeben oder kaufen, ab nächster Woche zusätzlich jeweils am Donnerstag und Freitag von 16 bis 21 Uhr. Die gebrauchten Waren werden zudem auf der Onlineplattform tutti.ch feilgeboten. Für die Abgabe erhalten die Kunden kein Geld. Der gesamte Erlös aus dem Secondhandverkauf geht an den Verein Gleis 21.

Wie lange der Secondhandladen durchgeführt wird, ist noch unklar. Der Verein Gleis 21 spricht von «Wochen, vielleicht sogar Monaten». Das Kulturhaus müsse umdenken und handeln, heisst es in der Medienmitteilung.

Die Idee ist auch aus der Verzweiflung heraus entstanden

Dass dahinter mehr steckt als der innovative Frohmut eines Kleinunternehmers, verrät der Geschäftsführer des Gleis 21 gleich selbst: «Natürlich ist die Idee auch aus der Verzweiflung heraus entstanden», sagt Michael Minder. Er führt das Kulturlokal seit Frühling letzten Jahres. «Wir haben uns gefragt, was wir angesichts der momentanen Beschränkungen noch machen und wie uns die Leute unterstützen können.»

Zusammen mit einem Kollegen der Onlineplattform hausflohmarkt.ch hat er den Pop-up-Secondhandladen im Gleis 21 aus dem Boden gestampft. Zahlreiche Waren hätten die Verantwortlichen der Onlineplattform selbst zur Verfügung gestellt. «Ohne sie wäre der Pop-up-Store im Gleis 21 nicht möglich gewesen», sagt Minder. Zusätzlich dazu seien sie auf die Idee gekommen, Leute wegen Warenspenden anzufragen.

Michael Minder führt das Gleis 21 seit vergangenem Frühling.

Michael Minder führt das Gleis 21 seit vergangenem Frühling.

Archivbild: Alex Spichale (19. August 2020)

Bereits am 5. und 6. März hatten Interessierte die Gelegenheit, ihre Altwaren im Gleis 21 abzugeben. Die Leute hätten viele tolle Sachen gebracht, erzählt Minder. Etwa eine Lampe mit einem Neupreis von über 2000 Franken oder einen Kinderwagen aus dem vorigen Jahrhundert. «Mir haben ältere Damen angerufen, die extra ihren Estrich durchstöbert haben. Das ist der absolute Wahnsinn», freut sich Minder.

Der Geschäftsführer freut sich auch in den kommenden Wochen auf Warenspenden. Erwünscht sei grundsätzlich alles, aber in einem bestimmten Zustand müsse es schon sein: «Die Leute sollen Sachen bringen, welche sie auch selbst kaufen würden.» Wegen Platzmangel nicht möglich sei die Aufnahme von grösseren Möbelstücken.

Pop-up-Secondhandstore im Gleis 21

Was: Annahme und Verkauf von Altkleidern, Designklassikern, Lampen und Möbeln; Verkauf vor Ort und auf dem Anzeigenportal tutti.ch

Wann: Start am Samstag, 14. März, 11 bis 17 Uhr; danach jeden Donnerstag und Freitag von 16 bis 21 Uhr sowie jeden Samstag von 11 bis 17 Uhr

Wo: Kulturhaus Gleis 21, Buchsackerstrasse 21, 8953 Dietikon

Minder hat das Gleis 21 im Frühling letzten Jahres zu einer schwierigen Zeit übernommen. Die Schweiz befand sich coronabedingt im Lockdown. Die Zeit beschreibt er als Achterbahnfahrt. Als neuer Geschäftsführer habe er viel in das überarbeitete Angebot des Gleis 21 investieren müssen. Nur kurze Zeit später musste das Lokal wieder schliessen. «Das war schwierig für mich zu akzeptieren», sagt Minder. «Zum Glück» habe das Lokal Unterstützungsgelder vom Bund erhalten.

Mit dem Secondhandladen kehrt Minder sozusagen zurück zu seinen Wurzeln. Bevor er das Gleis 21 im vergangenen Jahr übernommen hat, arbeitete er neun Jahre lang im Arche Brockenhaus in Zürich Altstetten. «Ich habe das Brocki ein bisschen vermisst und das merke ich jetzt.» Er schaue mit Vorfreude auf den Samstag, die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. «Wie der Laden läuft, werden wir sehen. Es war lange her, aber jetzt sind wir wieder da.»