Renaturierung
25 verschiedene Arten: Die Sihl ist ein Fisch-Hotspot

In der Sihl vor dem Zürcher Hauptbahnhof wird gebaggert, weil dort 25 Fischarten zu Hause sind. So viele gibt es sonst fast nirgends im Kanton Zürich.

Lina Giusto
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Zwischen der Gessnerbrücke bis zur Mündung in die Limmat beim Platzspitz wird die Sihl renaturiert.

Zwischen der Gessnerbrücke bis zur Mündung in die Limmat beim Platzspitz wird die Sihl renaturiert.

Matthias Scharrer

Bagger stehen in der Sihl auf der Höhe der Sihlpost vor dem Zürcher Hauptbahnhof. Nicht etwa wegen der geplanten Sitzstufen, die dort angebracht werden sollen. Die Umbauten dienen der Renaturierung der Sihl zwischen der Gessnerbrücke und der Mündung in die Limmat beim Platzspitz.

Zudem wird gleichzeitig das Bauprovisorium vor der Postbücke zurückgebaut. Es ist die Schaffung eines einzigartigen Biotops, das gemäss der kantonalen Baudirektion 25 Fischarten ein zu Hause bieten soll.

Eine halbe Million Kosten

Zu verstehen ist das von den SBB, dem Tiefbauamt der Stadt und der Baudirektion des Kantons Zürich gemeinsam finanzierte Projekt im Umfang einer halben Million Franken als Wiedergutmachung am Stadtfluss. Für den Bau der SBB-Durchmesserlinie wurde 2007 die Flusssohle der Sihl abgesenkt, um die Durchflusskapazität des Flusses unter dem Bahnhof zu erhöhen. Dies wird nun rückgängig gemacht.

So werden seit Anfang Jahr entlang des linken Sihlufers Fischunterstände gebaut, das Flussbett wird mit runden Natursteinblöcken strukturiert, Kies wird aufgeschüttet und Wurzelstöcke werden angebracht. Am rechten Sihlufer entlang wird die Mauer zwischen dem Schanzengraben und der Limmat entfernt und mit Findlingen und Astbündeln angereichert.

Ein Biotop mitten in der Stadt

Der Aufwand rechtfertigt sich damit, dass gerade dieses Gebiet — mitten in der Stadt — zwischen der Sihl und der Limmat, als fischökologischer Hotspot bezeichnet werden kann. «Hier sind rund 25 Fischarten zu finden, was sonst fast nirgendwo im Kanton Zürich zu beobachten ist. Besonders selten ist die Nase, welche dort laicht und im Winter im Schanzengraben zu finden ist», sagt Wolfgang Bollack, Sprecher der kantonalen Baudirektion.

Neben der Nase sind auch die in diesem Sihl-abschnitt vorhandene Äsche und der Schneider auf der roten Liste der gefährdeten Fischarten der Schweiz. Mit den nun getroffenen Massnahmen soll der Fluss bis Ende März naturnaher gestaltet und durch das Anbringen von Findlingen und Natursteinblöcken soll sich ein vielfältiges Strömungsmuster im Fluss ergeben.

Unabhängig vom Sihlbiotop soll das Platzspitzwehr bei seiner Sanierung in naher Zukunft eine Fischtreppe erhalten, welche den Flussbewohnern einen direkten Zugang zum Zürichsee ermöglichen soll. Dieses Projekt befindet sich laut Baudirektion derzeit noch in einer «frühen Planungsphase». Entsprechend können zum Baubeginn noch keine Angaben gemacht werden.