Leserbeitrag
Würenloser Träff 55 plus des Seniorenrates Region Baden

Alexandra Zihlmann
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Eine erfreuliche Anzahl Besucher/innen lauschte gespannt den Erzählungen mit eindrücklichen Diabildern von Achilles Karrer über seine Expedition „Überquerung Grönlandeis auf Skiern“, die er im Jahre 2001 vom 23.5. bis 17.6. mit 10 weiteren Abenteurerinnen und Abenteurern und 24 Schlittenhunden unternommen hatte. Die Gruppe des Deutschen Alpenclubs startete von Island aus mit dem Flug nach Karsangeluk, einem Hafen von Grönland. Mit dem Auto gings Richtung Inlandeis. Danach wanderten sie zwei Tage lang mit dem Schlitten, den jeder selber zog mit dem Gepäck, zum ersten Depot, welches die Musher, die Hundeschlittenführer, für das Hundefutter und Benzin mit ihren 24 Schlittenhunden erstellt hatten. Die Musher schufen total drei solcher Depots, verteilt auf die Strecke, welche die Gruppe von West nach Ost begehen wollte in den kommenden 25 Tagen.

Grönland ist die grösste Insel der Welt und 52 Mal grösser als die Schweiz. 82 % davon ist Eis und nur 18 % macht das Grün darum herum aus. Das Inlandeis besteht aus einer bis zu 3'000 Meter dicken Eisschicht , die sich von Nord nach Süd über 2'500 km und von Ost nach West über 1'000 km erstreckt. Die 57'000 Einwohner heissen Inuit, übersetzt „Menschen“. Der frühere Name Eskimo bedeutet „Fleischfresser“ und darf heute nicht mehr genannt werden.

Schon früh begann sich Achilles Karrer für den Hohen Norden zu interessieren. Als Knabe habe er jeweils den Schülerkalender „Mein Freund“ geschenkt erhalten und die Abenteuergeschichten, die darin zu lesen waren über Polar- und Naturforscher, übten eine grosse Faszination auf ihn aus, die ihn bis heute nicht mehr losgelassen habe.

Es ging nun weiter auf den Skiern über Schnee, Eis und Wasser und die Schlittenhunde zogen das ganze Gepäck. Ein Hund kann bis zu 60 kg Last ziehen. Die Wegweiser, die sie antrafen, zeigten wohl Ortschaften in alle Himmelsrichtungen an, aber keine Wege führten dahin. Ohne Kompass und GPS geht hier gar nichts. Da gilt die oberste Regel, einander zu helfen und beim Gehen muss man immer die Person hinter einem noch sehen, andernfalls findet man einander nicht mehr. Das Zelt für die Nacht aufzustellen war stets mit viel Arbeit verbunden. Die Pfosten mussten tief im Eis verankert werden. Um das Zelt herum wurde ein Graben geschaufelt als Schutz vor dem Sturm. Schnee musste geschmolzen werden zum Kochen für Menschen und Hunde. Alle Hunde wurden einzeln an Ketten festgemacht für die Nacht.

Je nach Wetterverhältnissen ging das Vorwärtskommen auf den Skiern gut oder schlecht. Bei Nässe hatten auch die Hunde mehr Mühe. Acht Stunden Schlaf, acht Stunden Arbeit, acht Stunden Gehen. Viele grosse Gänseschwärmen zogen über sie hinweg. Darunter sind stets Vögel, die tot auf die Erde fallen und so zu Futter werden für Polarfüchse, die bis zu 100 km ins Inlandeis vordringen.

Beim Gehen könne man vielen Gedanken nachhängen und sich auch fragen, warum man das alles auf sich nehme. Es grenze an eine Sucht, stellte Karrer fest. Das Polarlicht – es war immer hell – sei unbeschreiblich und ziehe einen unglaublich an.

Mit seinem massgeschneiderten Sinnspruch schloss Achilles Karrer treffend seinen wiederum sehr interessanten Abenteuerbericht:

Man muss die Kälte gespürt haben, um die Wärme zu geniessen.

Man muss alle Farben ausschliessen, um sie später wieder zu lieben.

Man muss leiden, damit man begreift, wie gut es einem geht.

azi