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Judo Drei Medaillen für den Judo Club St.Gallen_Gossau am Rankingturnier in Morges

Philipp Rutishauser
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(chm)

Im ersten Kampf, Samstag morgens um 5 Uhr, stand die Delegation des Judo Club St.Gallen_Gossau der eingefrorenen Seitentür des Judobus gegenüber. Mit vereinten Kräften konnten die Judoka und Coach Regine sie bezwingen und sich auf den Weg zum Ranking 1000-Turnier nach Morges machen. Erste Punkte für die Schweizer Meisterschaft im November sollten gesammelt werden.

In der U18 waren mit Ivan Gjorgiev und Spencer Reichardt zwei erfahrene Judoka am Start, während Azita Bold ihr Debut in dieser Altersklasse gab. Azita stand im ersten Kampf ihrer Trainingspartnerin Lüthi aus Weinfelden gegenüber, musste sich ihr in einem ausgeglichenen Kampf aber geschlagen geben. Da Lüthi den Folgekampf verlor, konnte sich auch Azita nicht in den Hoffnungslauf retten, und so war der erste U18-Wettkampf schnell wieder vorbei. Für Ivan bedeutete das Turnier den ersten Test für das neue Griffkonzept, das er am Leistungszentrum mit Trainer Guillermo Figueroa erarbeitet hatte. Auch wenn er ab und an in alte Gewohnheiten zurückfiel, konnte er sich -50 kg bis ins Halbfinale vorkämpfen, verlor dort – zum Glück unverletzt – gegen den sehr hart kämpfenden Vorarlberger Gruber. Im Kampf um Bronze wartete einmal mehr Dauerrivale Cori vom Gastgeber Morges. Ivan kämpfte wie ein Löwe, musste sich aber mit Platz 5 geschlagen geben.

Spencer konnte sich in der Gewichtsklasse -55 kg ebenfalls souverän mit zwei sehr guten Kämpfen den Platz im Halbfinale sichern, scheiterte dort in einem unkonzentrierten Moment am Welschen Baud und seiner Würgetechnik. Der sehr kräftezehrende Kampf um Bronze ging bis ins Golden Score, wo Spencer mit einer Wurftechnik gewinnen konnte, aber mit den Kräften sichtlich am Ende war und die Freude über den Medaillengewinn in den Hintergrund rückte. Bis zum Start in der Altersklasse U21 blieben etwa 15 min zur Regeneration – auch für einen physisch und psychisch starken Kämpfer eine echte Herausforderung. Spencer trat motiviert an, doch es sollte nicht reichen. Rivale Bassi verwies Spencer in den Hoffnungslauf, wo er sich nach einem Sieg gegen den Tessiner Loris im Kampf um Bronze dem starken Basler Krause geschlagen geben musste. Dennoch bleibt eine erfreuliche Bilanz; Schweizer Meisterschafts-Quali U18: check, U21: auf sehr gutem Weg – und die Saison hat ja gerade erst begonnen…

Die Qualifikation komplett abhaken konnte Shadee Bold, nicht nur in der U21, sondern überraschend auch in ihrer neuen Altersklasse Elite. Beim ersten Kampf in der U21 -63kg sah es bei Weitem nicht danach aus, Shadee scheiterte im Golden Score an Salzmann aus Grenchen, konnte sich aber erholen und mental gut auf den Hoffnungslauf vorbereiten. Dort schlug sie erst die Vorarlbergerin Milz in einem ausgeglichenen Kampf, dann die Bernerin Schürch in der Begegnung um Bronze. Die erste Medaille war gesichert. Für die Altersklasse Elite hatte sich Shadee keine grossen Ziele gesetzt, wartete im ersten Kampf doch wieder Rivalin Salzmann, und wieder ging der Kampf in die Verlängerung. Doch dieses Mal konnte Shadee mit einer Fusstechnik siegen und ins Halbfinale einziehen. Der Kampf gegen die Tessinerin Castellani gestaltete sich harzig, es fand sich kein Rezept. Die Gegnerin lag 20 Sekunden vor Schluss mit Waza-ari vorne, hatte sich aber bereits zwei Strafen eingehandelt. Die dritte Strafe würde, unabhängig von den Siegpunkten, eine Niederlage bedeuten. Shadee setzte die Tessinerin gekonnt mit Griffkampf und nachfolgenden Angriffen unter Druck, sodass dem Kampfrichter nichts anderes übrig blieb, als die dritte Strafe zu verhängen. Nicht elegant, aber wirkungsvoll, sicherte sich Shadee ihren Finalplatz. Dass sie dort an Sutter aus Grenchen scheiterte, schien zu dem Zeitpunkt mehr als nebensächlich.

Glücklich und hundemüde konnten alle Kämpfer und Coach Regine mit zwei Bronze- und einer Silbermedaille im Gepäck im Schneesturm nach St. Gallen zurückkehren und hoffen, dass trotz der Minusgrade die Tür des Judobus für den Wettkampf am Sonntag nicht wieder einfriert.