leserbeitrag
BPW Clubabend – erfolgreich helfen

Wiebke Steinfeldt
Drucken
Bild: Wiebke Steinfeldt

Bild: Wiebke Steinfeldt

(chm)

Engagement lohnt sich!

BPW – der Verband der Business and Professional Women ist ein berufs- und branchenübergreifendes Netzwerk für Frauen in über 100 Ländern, das sich als weltweite Stimme für Chancengleichheit berufstätiger Frauen und als Forum für gegenseitige Unterstützung und internationales Networking versteht.

Dass so ein Netzwerk eine unglaubliche Vielfalt und Wissen von Frauen zusammenträgt, zeigt sich immer wieder bei unseren regelmässigen Clubabenden, wo BPW-Frauen aus Clubs anderer Kantone über ihre Arbeit, ihr Lebenswerk oder sonstige Professionen berichten.

So auch zum Jahresanfang 2023. Wir begrüssten Brigitte Rindlisbacher, eine BPWlerin Club Bern, die während 15 Jahren in einer Führungsfunktion im SRK (Chefin RKD) und mitverantwortlich war für den Einsatz von Expertinnen in der Coronapandemie. Als Chefin RKD war sie im Grad Oberst RKD im Stab Sanität der Schweizer Armee – Armeestab. Sie hat Erfahrung im Krisenmanagement im In- und Ausland, ist leidenschaftliche Netzwerkerin, Mentorin und Naturfotografin. Das Thema «Resilienz fördern» ist Brigitte Rindlisbacher ein grosses Anliegen. In diesem Zusammenhang hat sie 2021 das Buch «Gemeinsam achtsam» herausgegeben.

Brigitte Rindlisbacher erzählte uns von ihrer Erfahrung über die «Freiwilligenarbeit». Engagement lohnt sich – diese Überzeugung lebt sie.

Anfangs regte sie zum Nachdenken über den Begriff «Helfen» an. «Helfen» ist ein Grundgedanke, der in allen Weltreligionen verankert ist, weil er glücklich macht, weil suggeriert wird, dass man dafür etwas bekommt (Paradies, Dankbarkeit). Wer hilft, ist überzeugt, z. B. Menschen zu besseren Menschen zu machen, auch wenn es den eigentlichen guten Zweck gar nicht erfüllt (Missionen im Kolonialismus). So gilt auch der Warnpfiff des Murmeltiers allen anderen, sich zu verstecken.

Helfen kann man in unterschiedlichster Weise. Ob persönlich durch z. B. Babysitten bis Geldspenden. Man kann spontan helfen, im Notfall, sich bewusst dazu entschliessen, freiwillig, ehrenamtlich oder gegen Lohn.

Wichtig für Einsätze wie Brigitte Rindlisbacher sie leitete, ist aber auch die Rekrutierung der Helfenden. Dies wird oft vernachlässigt und führt dann zu z. B. Enttäuschungen, Überlastung der Helfenden. Rollen müssen ganz klar geklärt werden. Ganz wichtig ist auch die Betreuung der Helfenden während des Engagements, um belastende Einsätzen zu verarbeiten, aber auch, um Überengagement zu erkennen und verhindern.

Für Brigitte Rindlisbacher selbst ging 1989 ein Kindheitstraum in Erfüllung, seit sie als 8-jährige eine Fernsehsendung gesehen hatte, in der über UNO-Soldaten bei einem Einsatz in Golan berichtet wurde. Sie wurde rekrutiert zum UNO-Einsatz in Namibia, wo die erste demokratische Wahl stattfand. Sie sollte die UNO-Helfenden medizinisch unterstützen, damit man nicht die Infrastruktur der Einheimischen nutzen mussten. Dies war freiwillig und wurde entlöhnt, sie war Oberleutnant. Mit einem Schmunzeln erzählt sie, dass der heutige Armeechef, der damals den Einsatz leitete, als Leutnant einen niedrigeren Grad hatte. Nach einem Jahr war der Einsatz erfolgreich beendet.

Damit war für Brigitte Rindlisbacher klar, dass sie diese Karriere weiterverfolgen möchte.

Sie war die erste Frau der Schweiz, die zum UNO-Militärbeobachter wurde. 1997/98 in Kroatien gehörte sie zur Beobachtermission der Vereinten Nationen in Prevlaka (UNMOP) und merkte auch, wie sie es als Frau leichter hatte, das Vertrauen der Zivilbevölkerung zu gewinnen.

Später war sie als Chefin vom Rotkreuzdienst beim Armeeunfall mit dem Schlauchboot auf der Kander im Einsatz. Sie richtete eine Hotline für Angehörige ein, die per Zufall bereits bestand, weil gleichzeitig die Euro 2008 lief, aber zum Glück dort nicht gebraucht wurde. Ihr Stab waren alles Pflegefachfrauen, die eigentlich nicht dafür ausgebildet waren, aber sie konnten mit schwierigen Situationen umgehen.

2014/2015 half sie mit einem Careteam in München und erzählte auch hier wieder von ihren Erfahrungen. Sie rekrutierte die richtigen Leute für die Freiwilligenarbeit durch Gespräche über Motivation und Background. Dabei muss man sich die Situation vor Ort klarmachen. Die Flüchtlinge kamen für ca. 3 Tage in dieses Zentrum, um erste medizinische Versorgung und wenn nötig neue Kleidung zu bekommen. Erst dann kamen sie ins Asylverfahren. Die Deutschen waren an ihre Personalgrenzen gekommen sind, hatten sie sich an das SRK und weitere Länder (Niederlande, Norwegen) gewandt.

Ihr letzter Einsatz war in ihren letzten 3 Arbeitsmonaten vor der Pensionierung Covid-19.

Nun erfreut sich Brigitte Rindlisbacher, die durch ihre Arbeit über viele Jahre sehr fremdgesteuert war, ihrer Pension. Sie ist leidenschaftliche Fotografin und als Hobby Bewährungshelferin. Ausserdem liegt ihr das Thema Resilienz sehr am Herzen, denn wer Situationen gestärkt begegnen kann, läuft weniger Gefahr in ein Burn-out zu geraten.

Ihre Ambitionen und ihr Engagement findet man unter www.brigitte-rindlisbacher.ch

Weitere Infos zu BPW unter www.bpw-olten.ch