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Leben
Zusammen mit selbstgelenkten Autos werden Drohnen die Game Changer sein. Davon ist Jean-Christophe Zufferey, CEO des Drohnen-Herstellers SenseFly überzeugt. Sie werden die Erde digitalisieren, die Landwirtschaft revolutionieren, Städte vom Verkehr entlasten und Entwicklungsländern einen Quantensprung ermöglichen.
Wir sind ein Spin-off der ETH Lausanne. Zusammen mit ein paar Freunden habe ich mich mit fliegenden Robotern befasst. Dabei haben wir uns gefragt: Wie lösen Tiere bestimmte Probleme? Wir haben also die Prinzipien des Lebens erforscht, um so smartere Roboter zu konstruieren.
Ich habe beispielsweise untersucht, wie eine Fliege oder eine Biene sieht. So ist es mir gelungen, eine Drohne mit bloss 20 Zentimeter Flügelspannweite zu bauen. Sie hat das Gewicht eines halben Zuckerwürfels, kann mit Kameras ausgestattet werden und fliegt in einem Raum, ohne gegen die Wand zu prallen.
Das war 2009. Damals hatten wir erst eine vage Idee, was unser Markt sein könnte. Wir haben uns mit einem anderen Start-up, ehemalige Kollegen von der ETH Lausanne, zusammengetan und eine Drohne entwickelt, die in der Lage ist, Landschaften zu rekonstruieren über die sie fliegt. Das war mehr als eine fliegende Kamera. Die Daten konnten direkt in Landkarten verwandelt werden. Das ist unser Geschäftsmodell geworden.
Sie sind bis zu zehn Mal leichter als diejenigen der Konkurrenz. Wie in der Uhrenindustrie ist es uns gelungen, sehr viel Intelligenz auf eine kleine Plattform zu packen.
Unsere Drohnen können viel einfacher transportiert und gestartet werden. Wir brauchen keine Startbahnen oder Katapulte. Das ist auch sicherer. Die Drohnen steigen etwa 100 Meter in die Höhe und beginnen dann, systematisch Bilder zu schiessen. Nach der Landung werden diese Bilder mit einer speziellen Software ausgewertet.
Sie können etwa das Volumen eines Steinbruchs berechnen. Oder wie viele Bäume es in einem Wald gibt. Oder Sie können eine Strasse oder ein Bauwerk viel exakter planen.
Unsere Drohnen werden nur für zivile Zwecke eingesetzt. Es ist Vermessungsinstrument, allerdings ein sehr intelligentes. Unsere Landkarten sind bis auf ein paar wenige Zentimeter genau, und das schaffen wir mit einer Drohne, die in der Höhe von 100 Metern über eine Landschaft fliegt.
Bei unseren Vermessungs-Drohnen geht es darum, den Planeten zu digitalisieren, und zwar nicht einmal, sondern kontinuierlich. Alle Veränderungen werden sofort aufdatiert.
Stellen Sie sich vor, Sie sind Farmer. Sie können unsere Drohnen mit einem autonomen Traktor kombinieren und so ihre Felder jederzeit optimal behandeln. Oder Sie können eine Baustelle – eine Strasse, Eisenbahnlinie oder Gebäude – optimal planen.
Drohnen sind Roboter. Sie haben einen Körper, sie agieren autonom – und sie sind smart. Sie treffen selbstständig Entscheidungen. Sie besitzen damit künstliche Intelligenz. Wenn sie beispielsweise ihr GPS verlieren, dann können sie sich selbstständig neu orientieren und Entscheidungen fällen, was nun zu tun sei. Sie merken auch, wenn ihre Batterie bald keinen Strom mehr hat und sie einen Landeplatz suchen müssen.
Als wir begonnen haben, brauchten die Drohnen noch einen Piloten an einer Fernbedienung. Heute können sie von Vermessungsfachleuten bedient werden, die keine Ahnung davon haben, wie man sie steuert. Sie werfen die Drohne in die Luft, und dann findet sie ihren Weg alleine.
Wir müssen immer mehr Menschen ernähren und haben dabei immer weniger Agrarland zur Verfügung. Wenn der Bauer die Erträge steigern will, muss er sehr genau wissen, was auf seinen Feldern vorgeht. Mit unseren Drohnen kann er täglich überprüfen, wie der Zustand seiner Felder ist und deshalb bessere Entscheidungen fällen.
In diese Richtung geht es. Die Traktoren haben einen Sprayer, der Düngemittel, Herbizide oder Pestizide genau und in den exakten Dosen dorthin sprayt, wo sie benötigt werden. Auf diese Weise vermindern sie den Einsatz von Düngemittel um bis zu 30 Prozent und steigern gleichzeitig die Erträge.
Auch jeden Fall. Etwa 20 Prozent unserer Drohnen verkaufen wir an Bauern. Sie sind umweltfreundlich und brauchen wenig Energie. Je organischer ein Bauer seine Felder bewirtschaftet will, desto mehr Informationen braucht er. Drohnen helfen so dem Bauer, auf natürliche Art auf unvorhergesehene Entwicklungen zu reagieren.
Das ist leider für uns oft noch eine Eintrittsbarriere. Deshalb geben wir uns grosse Mühe, unsere Drohnen noch bedienungsfreundlicher zu machen. Doch mit Drohnen wird wahrscheinlich das Gleiche passieren wie mit den Smartphones: Zuerst stürzten sich nur die Tech-Freaks darauf, heute benutzt sie jeder.
Drohnen sind zusammen mit selbstgelenkten Autos ein Game-Changer. Ich bin fast sicher, dass in Zukunft Drohnen nicht nur Güter, sondern auch Menschen transportieren werden. Ich weiss nicht genau wann, denn es braucht nicht nur zuverlässige Drohnen, sondern auch die Akzeptanz der Menschen und die rechtlichen Voraussetzungen. Aber das wird passieren.
Ja, und die Vorteile sind offensichtlich: Wir könnten unsere verstopften Städte vom Verkehr entlasten. Die elektrisch angetriebenen Vehikel wären dann auch viel umweltfreundlicher und würden viel weniger CO2 ausstossen als herkömmliche Autos.
Nein, das ist technisch lösbar, es ist nicht einmal besonders kompliziert.
Transportprobleme aller Art. Einsame Täler oder kleine Inseln im Meer können dank Drohnen versorgt werden. Vor allem Entwicklungsländer werden profitieren. Sie müssen nicht mehr teure Strassen oder Eisenbahnlinien bauen, sondern können viel billigere Drohnen einsetzen. Das ist nicht nur viel günstiger, sondern auch viel ökologischer.
Ja, sie können eine Entwicklungsstufe überspringen. Es gibt bereist konkrete Projekte – unter anderem an der ETH Lausanne – von Drohnen-Häfen, die ihn den Entwicklungsländern gebaut werden und so Strassen überflüssig machen. Die Drohnen werden sich langfristig auch mit der traditionellen Aviatik verbinden. Es wird so denkbar, dass es Flugzeuge ohne Piloten geben wird, die Güter und Menschen in alle Winkel der Welt transportieren werden.
Diese Angst wird sich legen. Aber ja, wer keine Spuren hinterlassen will, sollte keine Drohne nehmen. Aber vergessen wir nicht: Big Data kann den Menschen sehr viel Nutzen bringen. Die Fragen der Privatsphäre liegen jetzt auf dem Tisch, und ich gehe davon aus, dass wir Lösungen finden werden.
Das wäre zu hoch gegriffen. Aber Drohnen werden tatsächlich ein Teil der Lösung sein. Sie werden uns helfen, weniger dumme Fehler zu machen und smarter mit unserer Umwelt umzugehen.